Lucien Favre (r.) wurde mit dem FC Zürich schon zwei Mal Schweizer Meister
Lucien Favre (r.) wurde mit dem FC Zürich schon zwei Mal Schweizer Meister

"Wir sind noch stärker geworden"

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Er ist ein ganz besonderer Mensch und vor allem ein hervorragender Fußballtrainer. Lucien Favre hat eine Mannschaft aufgebaut, die im Konzert der Großen mitspielen kann. Das hatte den Spielern von Hertha BSC vor der Saison keiner zugetraut.

Der 51-jährige Schweizer hat es geschafft, aus vielen Einzelspielern ein echtes Team zu formen. herthabsc.de sprach mit dem ehemaligen Schweizer Nationalspieler über die Euphorie in der Stadt, die Atmosphäre im Stadion, das Potenzial seiner Spieler und vieles mehr.

Frage: Herr Favre, wie fühlt man sich so kurz vor dem Saisonendspurt auf dem 3. Tabellenplatz mit nur einem Punkt Abstand auf die Spitze?

Lucien Favre: In Berlin und auch in der Mannschaft herrscht große Euphorie, aber als Trainer muss ich das anders betrachten. Wir haben noch zwei schwierige Spiele zu bestreiten und müssen weiterhin von Spiel zu Spiel denken. Es ist alles möglich - aber sowohl nach oben, als auch nach unten. Dennoch hat die Mannschaft in dieser Spielzeit schon viel erreicht, kaum jemand hätte Hertha BSC vor der Saison als Titelkandidat genannt.

Frage: Wie bewerten die die Saisonleistung zum jetzigen Zeitpunkt?

Favre: Es ist wirklich eine fantastische Saison für uns! Man merkt, dass in Berlin etwas passiert. Gegen Bochum waren über 70.000 Zuschauer im Stadion, das ist einfach toll. Aber die Bilanz ziehe ich nach dem 34. Spieltag.

Frage: Nach einer kurzen Schwächephase in der Rückrunde mit drei Niederlagen in Folge hat sich die Mannschaft eindrucksvoll im Kampf um die oberen Plätze zurückgemeldet.

Favre: Ich denke, dass wir in der Rückrunde noch stärker geworden sind als in der Hinrunde. Damals haben wir Spiele oft knapp gewonnen, obwohl der Gegner mehr Torchancen hatte. In der Rückrunde haben die Gegner jetzt mehr Mühe, sich Torchancen gegen uns zu erarbeiten. In Wolfsburg haben wir meiner Meinung nach unverdient verloren, gegen Dortmund und Hannover hätten wir mindestens einen Punkt holen müssen. Gegen Bremen lagen wir zurück. Hätten wir damals verloren, würden wir wahrscheinlich jetzt nicht über eine erfolgreiche Saison sprechen. Aber nach den letzten Erfolgen ist das Vertrauen zurückgekehrt.

Frage: Am Samstag kommt Schalke 04 zu Gast ins Olympiastadion. Wie stark schätzen Sie den Gegner ein?

Favre: Schalke hat eine enorm starke Mannschaft. Es wird sehr schwierig, das Team zu schlagen. Sie haben gerade erst in München gewonnen. Ich denke, das sagt alles aus!

Frage: Sie haben zu Beginn ihres Amtsantritts gesagt, dass Sie ein Team formen möchten, dass konstant um den Titel mitspielt. Diese Saison ist das in jedem Fall schon gelungen. Was muss man jetzt tun, damit die Mannschaft auch zu einem konstanten Konkurrenten für Bayern oder Bremen wird?

Favre: Das ist die schwierigste Aufgabe für einen Trainer. Wir wollen dauerhaft um die vorderen Plätze mitspielen. Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen haben wir allerdings einen kleinen Etat. Das ist eine große Herausforderung für mich!