"Wir sind noch nicht am Limit"

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Hamburg/Leverkusen - Am 3. Spieltag wurde die triumphale Rückkehr von Michael Ballack in der Bundesliga jäh gestoppt. Bei einem Zweikampf mit Hannovers Sergio Pinto brach sich der Nationalspieler das Schienbeinköpfchen.

Doch das Ende der Leidenszeit ist so langsam in Sicht. Ballack bereitet sich mit individuellem Training auf sein Comeback vor - um dann mit Bayer Leverkusen den Titel ins Visier zu nehmen.

"Wenn alle gesund sind, dann können wir oben angreifen", sagt Ballack im bundesliga.de Interview. Der 34-Jährige analysiert zudem die Lage der Liga, schaut auf seinen Ex-Club Bayern und wagt einen Ausblick auf das Duell gegen den Rekordmeister.

bundesliga.de: Herr Ballack, wie schreitet das individuelle Training voran? Sind Sie mit der Entwicklung zufrieden?

Michael Ballack: Die Krücken sind weg. Das war ein Entwicklungsschritt, der erst einmal unheimlich gut tat. Es gibt nichts Schlimmeres, als zur Untätigkeit verdammt zu sein und warten zu müssen. Jetzt kann ich wieder zielgerichtet arbeiten, und auch wenn das Reha-Training eine ziemliche Qual ist, so kann man doch Tag für Tag einen gewissen Fortschritt feststellen. Das motiviert. Aber ich warte natürlich darauf, dass endlich der Ball wieder ins Spiel kommt.

bundesliga.de: Was sagen Sie zur Entwicklung in der Bundesliga? Hätten Sie mit einem Tabellenführer aus Dortmund und Verfolgern aus Mainz, Frankfurt und Freiburg gerechnet?

Ballack: Dass der BVB mit solcher Souveränität aufspielen und bis zu diesem Zeitpunkt einen derartigen Vorsprung herausholen würde, war sicher nicht zu erwarten. Aber die Dortmunder haben schon eine hohe Qualität. Und sie haben einen Lauf, der sie zu einem mehr als ernst zu nehmenden Titelkandidaten macht. Mainz, Freiburg und Frankfurt sind derzeit die Hauptdarsteller in einer Saison der Überraschungen. Möglicherweise werden nicht alle der momentan auftrumpfenden "kleineren Mannschaften" dieses Niveau bis zum Ende durchhalten können. Aber was sie bisher erreicht haben, kann ihnen niemand mehr nehmen. Die Bundesliga ist ungeheuer ausgeglichen. Das belebt den Wettbewerb und ist schön für die Fans.

bundesliga.de: Wie erklären Sie sich, dass Titelanwärter wie Wolfsburg, Schalke und Bremen einfach nicht in den Tritt kommen?

Ballack: In dieser Liga kann im Prinzip jeder jeden schlagen. Wenn dann eine Mannschaft mal nicht so gut drauf ist oder die Mannschaft total umgebaut wurde und die Automatismen noch nicht so greifen, dann kann der Zug schnell mal abgefahren sein. Ich warne aber davor, diese Teams frühzeitig abzuschreiben. Was alles möglich ist, hat der VfB Stuttgart in der vergangenen Rückrunde gezeigt. Die haben das Feld von hinten aufgerollt.

bundesliga.de: Und der FC Bayern - startet Ihr Ex-Club nun mit Ribery und vielleicht bald auch Robben die große Aufholjagd?

Ballack: Spieler wie Ribéry und Robben machen den Unterschied aus. Wenn die fehlen, dann können auch die Bayern Probleme bekommen. Überhaupt haben sie ähnlich wie wir in Leverkusen großes Verletzungspech gehabt. Wobei ich denke, dass wir es bei Bayer bisher ganz gut kompensiert haben.

bundesliga.de: Nach neun Niederlagen in Folge holte Bayer zuletzt zwei Remis gegen den Rekordmeister. Was macht Sie zuversichtlich, dass es am Samstag nun endlich mit einem Dreier klappt?

Ballack: Statistiken dieser Art spielen doch gar keine Rolle. Was zählt, ist die aktuelle Verfassung einer Mannschaft, und da können wir momentan sehr zufrieden sein. Natürlich wollen wir gegen die Bayern gewinnen. Das wird nicht leicht, aber wir sind dazu in der Lage.

bundesliga.de: Von allen Top-Clubs hat sich bislang nur Leverkusen kaum eine Blöße gegeben. ist in dieser Saison von allen im Vorfeld genannten Top-Clubs vorne dabei. Reicht es diese Saison endlich für den ganz großen Coup?

Ballack: Wenn alle gesund sind, dann können wir oben angreifen. Ich denke, dass wir uns eine gute Ausgangsposition geschaffen haben, um oben mitzuspielen. Wir haben die Dortmunder in ihrem eigenen Stadion geschlagen und oft genug bewiesen, dass wir eine hohe Qualität haben. Außerdem haben wir noch Luft nach oben. Wir haben noch nicht am Limit gespielt.

Die Fragen stellte Michael Reis