Andre Schürrle (l.) kam in 33 Spielen zum Einsatz, erzielte fünf Tore selbst und legte drei weitere auf
Andre Schürrle (l.) kam in 33 Spielen zum Einsatz, erzielte fünf Tore selbst und legte drei weitere auf

"Wir sind eine große Familie"

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Der 1. FSV Mainz hat den Klassenerhalt als Aufsteiger mit Bravour gemeistert. Dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung - vor allem vor heimischem Publikum - belegten die Rheinhessen am Ende den 9. Platz.

Mit zehn Treffern hatte Stürmer Aristide Bance sicherlich großen Anteil am Erfolg des FSV. Eine der großen Überraschungen der abgelaufenen Saison ist aber Stürmer Andre Schürrle. "Es war einfach eine sensationelle Saison für mich, besser hätte es nicht laufen können", erklärte der 20-Jährige im bundesliga.de-Interview.

Der Stürmer spricht zudem über den überraschenden Trainerwechsel vor dem 1. Spieltag, die neue Arena und seine Ambitionen für die Zukunft - auch in der Nationalelf.

bundesliga.de: Herr Schürrle, Sie sind einer der "Aufsteiger" der abgelaufenen Bundesliga-Saison. Haben Sie damit gerechnet?

Andre Schürrle: Ich habe immer davon geträumt, dass es so laufen würde. Aber gerechnet habe ich damit natürlich nicht. Es war einfach eine sensationelle Saison für mich, besser hätte es nicht laufen können.

bundesliga.de: Können Sie sich noch genau an Ihren ersten Bundesliga-Einsatz erinnern?

Schürrle: Aber natürlich. Das war etwas ganz besonderes. Als ich dann erfahren habe, dass ich auch noch von Anfang an spiele, konnte ich es kaum fassen.

bundesliga.de: Dabei musste das Team wenige Tage vor Saisonbeginn den Weggang von Aufstiegstrainer Jörn Andersen verkraften.

Schürrle: Es war erst einmal für jeden ein Schock. Was kommt jetzt? Wie geht es weiter? Aber als Thomas Tuchel sofort als Nachfolger bekannt gegeben wurde, und wir auch gegen Leverkusen gut in die Saison gestartet sind, waren alle Zweifel verflogen.

bundesliga.de: Was hat das für Sie persönlich bedeutet? Schließlich sind Sie mit Thomas Tuchel als Coach Deutscher Meister der A-Junioren geworden.

Schürrle: Bei Jörn Andersen hätte ich auch meine Chance bekommen. Das hatte er mir auch so gesagt. Aber mit Thomas Tuchel waren die Aussichten noch besser, weil er mich schon lange kennt.

bundesliga.de: Dagegen wurden die Chancen des 1. FSV Mainz auf den Klassenerhalt nicht so hoch eingeschätzt. Hatten Sie Angst vor dem Abstieg?

Schürrle: Uns war klar, dass wir eine gute Mannschaft haben. An den Abstieg haben wir deshalb nie gedacht. Wir wussten aber schon, dass es ein hartes Stück arbeiten werden würde. Vor allem zuhause lief es dann aber richtig gut. Da haben wir das taktische Konzept immer voll und ganz umgesetzt.

bundesliga.de: Aber auswärts gehörte Mainz zu den schlechtesten Teams in der abgelaufenen Saison. Warum lief es auf fremden Platz nicht so gut?

Schürrle: Das ist ganz schwer zu sagen. Als Aufsteiger ist es aber glaube ich normal, dass man auswärts nicht jedes zweite Spiel gewinnt. Dennoch wollten wir natürlich auch dort die Punkte holen. Das hat nicht geklappt. So mussten wir vor heimischem Publikum natürlich immer doppelt Gas geben, und haben fast jedes Spiel gewonnen.

bundesliga.de: Was zeichnet den FSV denn außer der Heimstärke noch aus?

Schürrle: Wir sind eine große Familie. Die Spieler verstehen sich untereinander richtig gut. Die Saison hat uns total zusammengeschweißt.

bundesliga.de: Welchen Anteil hatte Aristide Bance am Erfolg?

Schürrle: Aristide ist ein wichtiger Baustein in unserer Mannschaft. Seine Präsenz auf dem Platz ist schon unheimlich.

bundesliga.de: Und was zeichnet Trainer Thomas Tuchel aus?

Schürrle: Er lebt für seinen Job, er lebt für den Verein, er lebt für den Fußball. Thomas Tuchel verfolgt eisern seine Philosophie. Sein Plan für jedes Spiel ist akribisch ausgearbeitet. Er ist einfach ein super Trainer.

bundesliga.de: Ist er für Sie ein Vater- oder ein Kumpeltyp?

Schürrle: Er hat mir immer das Vertrauen geschenkt. Er ist nah an der Mannschaft dran und ist eigentlich ein Kumpeltyp, der für jeden Scherz zu haben ist. Aber er weiß auch, wann wieder die nötige Ernsthaftigkeit gefragt ist. Er hat einfach das richtige Maß gefunden.

bundesliga.de: Auf welchen Position sollte er denn noch Verstärkungen holen?

Schürrle: Das ist nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen. Das muss der Trainer entscheiden.

bundesliga.de: Ist denn mit Mainz in der kommenden Saison noch weiter oben in der Tabelle zu rechnen?

Schürrle: Wir werden natürlich an unserem Erfolg in der abgelaufenen Saison gemessen. Das birgt eine gewisse Gefahr. Erst einmal müssen wir weiter hart arbeiten und unsere Ziele verfolgen. Erst einmal müssen wir wieder sicher stehen. Das zweite Jahr wird um einiges schwieriger. Da müssen wir dagegen halten. Aber ich schaue positiv in die Zukunft.

bundesliga.de: Auch, weil bald die neue Coface Arena fertig gestellt ist?

Schürrle: Ja, auf jeden Fall. Es wird eine wunderschöne Arena. Mit noch mehr Platz, für noch mehr verrückte Fans, die uns nach vorne peitschen. Unsere Anhänger haben eh einen riesen Anteil an unserem Erfolg. Das war schon der Wahnsinn, wie sie uns in jedem Spiel angefeuert haben.

bundesliga.de: Was ist Ihnen neben den Fans noch besonders aus Ihrer Premierensaison in Erinnerung geblieben?

Schürrle: Mein Debüt, mein erstes Tor, der Sieg gegen die Bayern... das waren schon bewegende Momente. Noch kann ich das nicht alles realisieren. Da brauche ich noch ein bisschen Zeit für, so kurz nach der Saison.

bundesliga.de: Haben Sie sich denn etwas besonderes für die nächste Spielzeit vorgenommen?

Schürrle: Ich werde in der Vorbereitung wieder sehr hart an mir arbeiten. Denn ich will mich überall verbessern. Das ist mein Ziel.

bundesliga.de: Und die Nationalmannschaft?

Schürrle: Träumen darf man sicherlich. Aber das ist noch weit weg. Vielleicht klappt das irgendwann. Aber einen richtigen Gedanken habe ich daran noch nicht verschwendet.

Das Gespräch führte Michael Reis