Michael Ballack gratuliert seinem Ex-Bayern-Kollegen Michael Rensing zum Sieg
Michael Ballack gratuliert seinem Ex-Bayern-Kollegen Michael Rensing zum Sieg

"Wir müssen uns mental weiterentwickeln"

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Köln - Bayer Leverkusen hat nach der 0:2-Niederlage im rheinischen Derby beim 1. FC Köln die letzte Chance auf die Meisterschaft verspielt. Auch die Qualifikation zur Champions League ist noch nicht in trockenen Tüchern, aber immerhin zum Greifen nahe. Nach dem Spiel in Köln stellte sich Michael Ballack den Fragen der Journalisten.

Frage: Michael Ballack, nach der 0:2-Niederlage in Köln ist die Meisterschaft zugunsten von Borussia Dortmund entschieden. Sie hatten in Köln mit einem Kopfball die große Chance zur Leverkusener Führung. Warum war der Ball nicht drin?

Michael Ballack: Ich habe es gar nicht genau gesehen. Ich war relativ nah am Tor, dann kam der Torwart auch schon angesprungen. Ich habe geköpft und dann direkt die Augen zu gemacht, weil es ziemlich eng war. Wenn wir in der Situation in Führung gehen, können wir das Spiel auch gewinnen. Köln hatte eigentlich keine Torchancen. Aber es ist ein bisschen bezeichnend dafür. Es fehlte das letzte Quentchen Glück und der letzte Wille. In der Situation war es auch ein bisschen Pech.

Frage: Inwieweit wurde das Thema Deutsche Meisterschaft in den letzten Wochen bei Bayer Leverkusen überhaupt noch einmal thematisiert? Oder war das kein Thema mehr?

Ballack: Wenn man die Saison Revue passieren lässt, könnte man manchmal denken, dass wir es in den entscheidenden Spielen nicht geschafft haben. Wir hatten uns eine hervorragende Ausgangsposition verschafft und waren ein oder zwei Mal auf fünf Punkte herangekommen. Ansonsten war es schwer, wenn man acht, neun oder noch mehr Punkte hinten dran ist, von der Meisterschaft sprechen. Dann muss man kleinere Brötchen backen. Das haben wir gemacht. Wir haben uns auf den 2. Platz konzentriert. Den hätten wir in Köln gerne klar gemacht. Das haben wir nicht geschafft, aber das ist nur verschoben. Aber richtig ist auch: Wenn wir den nächsten Schritt machen wollen, müssen wir uns in der Mannschaft auch mental weiterentwickeln. Wir haben eine junge Mannschaft. Aber sie muss daran glauben, dass sie zu mehr in der Lage ist. Wir sind nach vielen Jahren wieder einmal so gut wie in der Champions League. Ich hoffe, dass wir dann nächstes Jahr einen Schritt weiter sind.

Frage: Geht es in Leverkusen zu kuschelig zu? Ist der Wohlfühlfaktor vielleicht zu hoch?

Ballack: Das weiß ich nicht. Jeder weiß, dass Leverkusen eine hervorragende Vereinsstruktur hat, gerade auch für junge Spieler. Das galt für mich damals genauso, als ich als junger Spieler von Kaiserslautern nach Leverkusen gegangen bin. Hier werden die Spieler hervorragend ausgebildet und entwickelt. Man sieht ja, wo viele, viele Spieler gelandet sind. Ich glaube nicht, dass man in Leverkusen diesen Kuschelkurs einschlagen kann. Es gibt hier genug Spieler, die auf den Tisch hauen und die auch den nächsten Schritt machen wollen. Aber der Verein braucht auch irgendwann einfach einmal einen Titel, damit dieses Image abgelegt wird. Damit der Glaube in die Kabine einkehrt, dass die Spieler und der ganze Verein das auch ausstrahlen. Der Knoten muss irgendwann einmal platzen. Ich hoffe, dass das schon bald der Fall sein wird.

Frage: Ein Wort zum neuen Deutschen Meister Borussia Dortmund?

Ballack: Kompliment und Gratulation. Ich denke, der Titelgewinn war hochverdient. Sie haben eine außergewöhnliche Saison gespielt. Sie haben auch schon am Ende der vergangenen Saison sehr gut gespielt. Das haben sie in die neue Saison hinüber retten können. Wir haben in Dortmund noch das erste Spiel gewinnen können. Aber danach haben sie sich sofort wieder gefangen und hervorragenden Fußball gespielt die gesamte Sasion. Sie sind kaum in die Bredouille gekommen. Es gab selten eine Meisterschaft, die so dominant vom ersten bis zum letzten Spieltag eingefahren wurde.

Frage: Und jetzt freut sich ein gesunder Michael Ballack auf die Champions League in der kommenden Saison?

Ballack: Ich freue mich auf jeden Fall. Aber zuerst müssen wir den letzten Schritt noch machen.

Frage: Wie zufrieden sind Sie persönlich mit Ihrem letzten Vierteljahr in Leverkusen? Sind Sie wieder körperlich topfit?

Ballack: Ich bin eigentlich sehr zufrieden. Ich habe zwei schwere Verletzungen hinter mir. Da ich jahrelang immer Stammspieler war, hätte ich mir sicherlich eine etwas schnellere Rückkehr gewünscht. Aber in den letzten Monaten war ich immer dabei. Ich fühle mich ganz gut und hoffe, dass ich verletzungsfrei bleibe.

Frage: Nach dem Ende der Bundesliga-Saison stehen noch einige Länderspiele auf dem Programm. Mit Michael Ballack?

Ballack: Da müssen Sie den Bundestrainer fragen. Ich denke, dass man gesehen hat, dass ich fit bin. An der Fitness liegt es sicherlich nicht.

Aufgezeichnet von Tobias Gonscherowski