Das Hinspiel beim Hamburger SV war erst Baris Özbeks (l.) sechster internationaler Einsatz
Das Hinspiel beim Hamburger SV war erst Baris Özbeks (l.) sechster internationaler Einsatz

"Wir müssen richtig aufpassen"

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Baris Özbek hat schon jetzt eine ungewöhnliche Karriere erlebt. Vor einem Jahr wechselte der deutsche Junioren-Nationalspieler von Rot-Weiß Essen zu Galatasaray nach Istanbul, wo er auf Anhieb Stammspieler wurde. Auf alte Bekannte trifft er nun im UEFA-Pokal-Achtelfinale gegen den Hamburger SV (Do., ab 20:15 Uhr im Live-Ticker).

bundesliga.de sprach mit dem gebürtigen Castrop-Rauxeler über Galatsasarays Chancen auf das Weiterkommen und über seine eigene Zukunft beim türkischen Spitzenclub.

bundesliga.de: Herr Özbek, ist das 1:1 aus dem Hinspiel eine gute Ausgangsposition für Galatatsaray, oder wird es spannend?

Baris Özbek: Es wird auf jeden Fall spannend. Im UEFA-Cup sind die Mannschaften unglaublich motiviert, und jedes Spiel muss man neu angehen. Ein, zwei Fehler können entscheiden.

bundesliga.de: Für Sie hat ja der UEFA-Pokal gerade einen besonderen Stellenwert, denn das Finale findet in Istanbul statt.

Özbek: Ja, das Endspiel findet im Stadion vom Rivalen Fenerbahce statt. Deswegen wäre es für uns gerade in diesem Jahr wichtig, den Pokal zu holen. Darüber wird die ganze Zeit in der Stadt gesprochen. Wenn wir tatsächlich den Pokal holen sollten, dann wird es hier eine Riesenfeier geben.

bundesliga.de: Beide Mannschaften haben vor dem Rückspiel wichtige Ausfälle zu beklagen. Welche Elf trifft das härter?

Özbek: Wir sind beides Topteams, ein, zwei Verletzte sollte man immer kompensieren können. Aber aktuell haben wir in der Defensive wirklich gar keinen Mann mehr übrig. Wir haben viele Verletzte, und jetzt ist auch noch Emre nach der Roten Karte gesperrt. Andere Spieler müssen jetzt auf diese Position ausweichen.

bundesliga.de: Könnten Sie das als Defensiv-Allrounder nicht übernehmen?

Özbek: Nein, besser nicht. Im ersten Spiel, nach der Roten Karte für Emre, hat der Trainer mir auch schon zugewinkt und gefragt, ob ich das machen will - ich habe gesagt, nee Trainer, lieber im Mittelfeld. Ich spiele lieber weiter vorne und sorge dafür, dass die Abwehrspieler gar nicht erst Probleme bekommen. Wir müssen richtig aufpassen. Bei Hamburg sind die Probleme in der Offensive, doch es ja so: Mladen Petric fällt vielleicht aus, aber dafür kommt Ivica Olic!

bundesliga.de: Aber Galatasaray sucht sein Glück sowieso nicht in der Defensive, oder?

Özbek: Ganz sicher nicht. Wir werden schon zeigen, dass wir hier zuhause sind. Aber im UEFA-Cup ist das gefährlich. Gegen Metalist Kharkov haben wir in der Vorrunde zuhause auf ein Tor gespielt, aber einen Fehler gemacht und 0:1 verloren. Die Qualität im UEFA-Cup ist so hoch, dass das immer passieren kann.

bundesliga.de: Worauf muss man denn speziell achten, wenn man gegen den HSV spielt?

Özbek: Der HSV hat in der Offensive viele Leute, die das Spiel schnell entscheiden können, auch wenn Petric ausfällt. Olic zum Beispiel sucht immer den Abschluss und ist im Eins gegen Eins wahnsinnig stark. Aber ich würde die Mannschaft nicht auf einzelne Spieler reduzieren. Die sind einfach sehr kompakt, sonst würden sie in der Bundesliga nicht so weit oben stehen.

bundesliga.de: Wie sehr hilft Ihr deutscher Hintergrund bei Spielen gegen deutsche Mannschaften?

Özbek: Bei Galatasaray habe ich die engsten Verbindungen. Vorher reden wir natürlich miteinander und ich erzähle meinen Mitspielern, was ich weiß. Ich habe ja zusammen mit Jerome Boateng und Dennis Aogo in der Junioren-Nationalmannschaft trainiert, und dann erzähle ich zum Beispiel Arda Turan, der bei uns über links kommt: Du, der Boateng tickt so und so.

bundesliga.de: Sind Sie mit 22 Jahren auch schon jemand, der in internationalen Spielen Verantwortung übernehmen kann?

Özbek: Das ist sowieso meine Spielweise, und deswegen mag man mich auch hier. Da muss man schon charakterstark sein. Man muss sich erstmal einen Namen erarbeiten, nicht nur durch das Spiel, auch neben dem Platz.

bundesliga.de: Und was Sie sich erarbeitet haben, das wollen Sie auch erstmal bei Galatasaray anwenden?

Özbek: Galatarasaray ist natürlich ein Traumverein, mein Vater ist auch Fan. Aber man hat als Spieler natürlich persönliche Ziele. Und dazu gehört bei mir, auch einmal in der Champions League zu spielen. Das kann in England, Italien, Spanien oder auch Deutschland sein. Diese Ziele sollte man als Fußballer auch haben. Ich bin natürlich glücklich hier und habe auch gerade erst meinen Vertrag verlängert. Aber wenn ein Verein kommt, bei dem ich weiß, ich kann in der Champions League spielen - und wenn die gewünschte Ablösesumme an den Verein gezahlt wird - dann würde ich schon wechseln. Ich verdanke dem Verein viel, und deshalb würde ich mich freuen, wenn er durch mich etwas Geld verdienen kann.

bundesliga.de: Aber mit einem Titel in diesem Jahr könnten Sie sich schon mal empfehlen...

Özbek: Wenn man gut spielt, dann ist es wichtig, irgendwann auch wirklich mal einen Titel zu holen. Das wäre wichtig für uns alle, aber natürlich auch für mich.

Das Gespräch führte Christoph Leischwitz