Heiko Westermann (r.) wechselte im Juli 2010 vom FC Schalke 04 zum Hamburger SV
Heiko Westermann (r.) wechselte im Juli 2010 vom FC Schalke 04 zum Hamburger SV

"Wir müssen künftig mutiger spielen"

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Hamburg - Heiko Westermann will die Auftaktniederlage für den HSV schnell vergessen machen. Die richtigen Lehren ziehen, mutiger spielen und dann Hertha BSC schlagen, heißt seine Devise.

Bei der 1:3-Niederlage beim Deutschen Meister Borussia Dortmund waren die Hamburger über weite Strecken überfordert. Dennoch sieht Westermann auch positive Aspekte, auf denen der HSV vor seinem Heimdebüt gegen Berlin aufbauen kann. Mit bundesliga.de spricht der Mannschaftskapitän über Moral und Glück, Willen und Dynamik.

bundesliga.de: Heiko Westermann, was kann man mitnehmen aus dem Spiel in Dortmund?

Heiko Westermann: Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die zum jetzigen Zeitpunkt schlicht eine Klasse stärker ist als wir. Das muss man sich so eingestehen. Der BVB hat das hervorragend gespielt, vor allem in der ersten Halbzeit. Wir haben uns zwar mit Händen und Füßen gewehrt, aber mehr war nicht drin. Dieses Spiel kann kein Maßstab sein für unsere Situation.

bundesliga.de: Hatten Sie zwischenzeitlich Sorge, dass es für den HSV auch ein Debakel hätte werden können?

Westermann: Wir hatten enormes Glück, nur mit einem 0:2-Rückstand in die Pause zu gehen. Wir haben vor allem im Mittelfeld nie Zugriff auf das Spiel gefunden. Götze, Kagawa, oder auch Bender und Gündogan - wir sind gegen keinen Dortmunder zu keinem Zeitpunkt in die Zweikämpfe gekommen. Das hat uns die riesigen Probleme gemacht.

bundesliga.de: War das eine Momentaufnahme - oder besteht die Gefahr, dass sich hier ein generelles Problem des HSV angedeutet hat?

Westermann: Diese Sorgen mache ich mir eigentlich nicht. Wir sind mit dem BVB wirklich auf eine extrem starke Mannschaft getroffen. Ich denke nicht, dass bei allem Respekt Hertha BSC am nächsten Wochenende annährend so stark ist wie Dortmund. Und genau das wollen wir nächste Woche unter Beweis stellen. Wenn wir aus der Niederlage lernen und dabei als Einheit auftreten, werden wir auch Erfolg haben.

bundesliga.de: Was kann man an positiven Aspekten mitnehmen in das zweite Spiel?

Westermann: Der Wille war da! Wir haben uns gewehrt über 90 Minuten und haben uns am Ende trotz der Überlegenheit des BVB keine Klatsche abgeholt. Wir haben uns wirklich gegen die Niederlage gestemmt. Das haben auch unsere Fans berücksichtigt und honoriert, die uns über das gesamte Spiel unterstützt haben.

bundesliga.de: Das Verhältnis zwischen Mannschaft und Fans war in der Vorbereitung zuletzt nicht ganz unbelastet. War dies in Dortmund insofern auch ein guter Schritt in die richtige Richtung?

Westermann: Wir haben beim HSV keine Probleme zwischen Mannschaft und Fans. Es waren zuletzt vereinzelte Zuschauer, die gepfiffen haben. Und diese Pfiffe kamen nicht aus dem eigentlichen Fanblock. Wir haben zu unseren Fans ein gutes Klima und das versuchen wir von Woche zu Woche weiter zu verbessern. Wenn die Anhänger unseren Willen sehen und eine Entwicklung erkennen, werden sie das auch honorieren.

bundesliga.de: Kann der HSV aus dem Auftaktspiel auch eine intakte Moral als Pluspunkt verbuchen? Immerhin hat man nach dem 0:3-Rückstand noch ein Tor erzielt.

Westermann: Wir haben nicht nur Moral bewiesen, wir sind Mitte der zweiten Halbzeit auch mutiger geworden. Wir müssen aber künftig von Beginn an mutiger spielen. Bei uns müssen mehr Spieler den Ball auch haben wollen. In Dortmund haben sich einige zunächst ein bisschen versteckt, aber das funktioniert nicht. Wir haben viele junge Spieler und wir können mutig und frech spielen. Die Jungs haben jede Menge Dynamik. Zugleich sind die Erwartungen an diese junge Mannschaft nicht zu hoch, wir haben nichts zu verlieren - also sollten wir das ganze in den nächsten Wochen mit mehr Mut angehen.

bundesliga.de: Gerade eine junge Mannschaft benötigt aber auch Zeit für ihre Entwicklung. Hat der HSV diese Zeit?

Westermann: Ich denke schon, dass wir diese Zeit bekommen. Und ich bin auch fest davon überzeugt, dass wir unsere Spiele gewinnen werden - hoffentlich schon am Samstag gegen Hertha BSC. Nur darf niemand erwarten, dass wir dabei jetzt von heute auf morgen Wunderfußball spielen können.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte