Am vergangenen Spieltag vergaben Rene Adler und Co. die Chance, auf Platz 4 der Tabelle zu springen
Am vergangenen Spieltag vergaben Rene Adler und Co. die Chance, auf Platz 4 der Tabelle zu springen

"Wir müssen Konstanz in unser Spiel bringen"

xwhatsappmailcopy-link

München - Mit einem Sieg am vergangenen Sonntag hätte der Hamburger SV bis auf Platz 4 klettern können. Es folgte eine 0:1-Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart, das Ende der Serie von vier Spielen ohne Niederlage und Platz 10 in der Tabelle. Vor dem wichtigen Spiel beim FC Augsburg am Freitagabend spricht HSV-Keeper Rene Adler im Interview mit bundesliga.de über die Formschwankungen der Hanseaten in dieser Saison.

bundesliga.de: Herr Adler, nach einer Serie von vier Spielen ohne Niederlage hat es den HSV am vergangenen Wochenende wieder einmal erwischt. Wie ärgerlich war der Rückschlag gegen den VfB Stuttgart?

Rene Adler: Sicher war das ärgerlich, nicht nur weil wir die drei Punkte nicht geholt haben, sondern vor allem, weil wir einfach nicht das gezeigt haben, was wir können. Wir haben es an diesem Spieltag nicht verdient zu gewinnen. Aber im Nachhinein denke ich, dass es vielleicht auch eine gute Lehre ist. Es ist ein Dämpfer für alle Träumer, die uns schon auf Platz 4 sahen. Wer ganz oben mitspielen will, der muss konstante Leistung bringen. Daran müssen wir noch arbeiten.

bundesliga.de: Mit einem Sieg gegen die Schwaben hätte der HSV wie Sie bereits sagten bis auf Platz 4 springen können. Schon in der vergangenen Saison verpasste der HSV in einigen Schlüsselspielen einen entscheidenden Schritt nach vorne. Hat die Mannschaft ein bisschen Angst vor der eigenen Courage?

Adler: Ja, ich glaube damit treffen Sie es ganz gut. Platz 4 ruft natürlich große Erwartungen hervor. Aber als Profi darf man sich davon nicht beirren lassen. Wir müssen uns auf unser Spiel konzentrieren, dürfen nicht so viele Fehler machen und müssen uns auf unsere alten Tugenden berufen: Einsatz und Siegeswille.

bundesliga.de: Wie erklären Sie sich das Auf und Ab in dieser Saison?

Adler: Zu Beginn der Saison steckte einfach noch zu viel Angst in den Köpfen. Die letzte Saison war noch zu präsent, das hat die Mannschaft verunsichert und den Gegner stark gemacht. Jetzt haben wir aber mit Rafael van der Vaart einen Führungsspieler gewonnen, der der Mannschaft wieder Selbstvertrauen gegeben hat. Plötzlich stimmen die Laufwege wieder und es wird miteinander gespielt. Das macht Spaß und ist erfolgreich. Hinzu sind Mittelfeld und Abwehr stabiler geworden. Gerade an Heung-Min Son, Michael Mancienne und Tolgay Arslan sieht man, wie viel eine Umstellung im Kopf verändern kann.

bundesliga.de: Entsprechen die bisherigen 10 Punkte und Tabellenplatz 10 dem wahren Leistungsvermögen des HSV? Wie sieht Ihre Zwischenbilanz nach dem ersten Viertel der Saison aus?

Adler: Die zehn Punkte haben wir uns meiner Meinung nach auf jeden Fall verdient. Die haben wir uns mit viel Einsatz erkämpft. Aber 10 Punkte sollen es natürlich nicht bleiben. Wir müssen weiter an uns arbeiten und eine Konstanz in unser Spiel bringen. Auf welchen Platz wir es am Ende schaffen, werden wir ja sehen.

bundesliga.de: Der Aufschwung des HSV ging vor allem mit der Verpflichtung von Rafael van der Vaart einher. Ist die Mannschaft zu sehr abhängig von der Form des Holländers?

Adler: Natürlich ist Rafael wichtig für die Mannschaft. Aber dass es auch ohne eine Top-Leistung von ihm geht, hat das Spiel gegen Gladbach gezeigt. Wir müssen uns darauf einstellen, dass er manngedeckt wird. Wichtig ist, dass ihm die Mannschaft dann hilft. Die Sechser müssen ihm Freiräume verschaffen, damit er Bälle bekommen und das Spiel wieder mehr steuern kann. Ich glaube aber, dass wir als Mannschaft insgesamt selbstsicherer geworden sind und immer mehr zu unserem Spiel finden. Es wäre Quatsch zu sagen, dass wir Rafael nicht brauchen, er ist ein wichtiger Spielgestalter, aber wir brauchen auch jeden anderen Spieler.

bundesliga.de: Für Sie selbst läuft es seit dem ersten Spiel für den HSV bestens. Wie gut tun Ihnen die guten Leistungen und die öffentliche Anerkennung nach Ihrer langen Leidenszeit zuvor?

Adler: Das tut mir wahnsinnig gut. Ich freue mich einfach, dass ich endlich wieder dabei sein kann. Und wenn es dann so gut läuft, ist das natürlich besonders schön. Ich habe großen Spaß und es ist schön, dass meine Leistung auch anerkannt wird. Das beweist mir, dass es sich gelohnt hat zu kämpfen. Das war nicht immer einfach während meiner Verletzung.

bundesliga.de: Worüber haben Sie sich am meisten gefreut?

Adler: Über mein erstes Bundesliga-Spiel im Tor des HSV. Das war ein großartiges Gefühl.

bundesliga.de: Rechnen Sie sich nun auch wieder Chancen auf ein baldiges Comeback in der Nationalmannschaft aus?

Adler: Das wäre natürlich toll. Aber Manuel Neuer macht doch einen super Job und da will ich auch nicht reingrätschen. Das ist ja aber auch gar nicht meine Entscheidung. Ich konzentriere mich auf den HSV und will dort Top-Leistung bringen. Das ist momentan das Wichtigste und darüber kann ich mich ja auch am besten empfehlen.

bundesliga.de: Wie eng ist der Kontakt zu Joachim Löw und dem Trainerteam?

Adler: Das Verhältnis zu Joachim Löw und dem Team ist gut. Es hat mich sehr gefreut, dass sie sich in meiner Verletzungsphase immer wieder erkundigt haben wie es mir geht. Der Kontakt besteht weiterhin.

bundesliga.de: Am Freitag gastiert der HSV beim FC Augsburg, der sich nach einem schwachen Start wieder gefangen zu haben scheint und zuletzt punktete. Wie stark schätzen Sie den Gegner ein? Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Spiel?

Adler: Augsburg hatte einen schwierigen Start und braucht jetzt ganz nötig die drei Punkte. Sie werden dafür kämpfen. Dass sie das können, haben sie in der letzten Saison bewiesen. Es wird sicherlich ein spannendes Spiel, denn auch wir haben natürlich etwas gut zu machen nach dem Stuttgart-Spiel.

Die Fragen stellte Tobias Gonscherowski