Adam Szalai (r.) erzielt in Unterzahl den Mainzer Siegtreffer - Ron-Robert Zieler kann nur hinterherschauen
Adam Szalai (r.) erzielt in Unterzahl den Mainzer Siegtreffer - Ron-Robert Zieler kann nur hinterherschauen

"Wir hätten mit dem Punkt zufrieden sein müssen"

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Mainz - Dass Überzahl nach einer Roten Karte nicht immer ein entscheidender Vorteil für eine Mannschaft sein muss, haben viele Fußballspiele in der Vergangenheit gezeigt. Am Samstag geriet die Hinausstellung des Mainzer Torwarts Christian Wetklo wegen Handspiels außerhalb des Strafraums beim Stand von 1:1 für seine Mannschaft sogar zum Vorteil (49.). Am Ende gewannen die durch ein Tor von Adam Szalai in der 90. Minute die drei Punkte.

Hannover "fahrlässig" in der Defensive

Ab dem Zeitpunkt des Rückstandes brachte die Mannschaft von Hannover kein Tempo mehr in ihre Aktionen, erreichte bei keinem Angriff das Ziel, Überzahl zu schaffen und reiste am Ende bedröppelt nach Hause. Torschütze Christian Schulz, der in der 28. Minute die Mainzer Führung von Nicolai Müller (10.) egalisiert hatte, erkannte gar grundsätzliche Schwierigkeiten im Hannoveraner Spiel: "Wir haben nicht zum ersten Mal Probleme gehabt, wenn der Gegner sich einigelt und wir uns auf engem Raum durchsetzen müssen."



96-Trainer Mirko Slomka war auch deshalb "sehr enttäuscht", weil seine Mannschaft nicht wenigstens einen Punkt mitgenommen hat. "Fahrlässig" sei die Defensivarbeit beim 1:2 gewesen, meinte er, als nach einem Ballverlust von 96 der überragende Szalai seine einzige Torchance mit einem wuchtigen Kopfball aus zehn Metern zur Entscheidung nutzte.

Im heutigen Fußball sei die Unterzahl nicht mehr so ausschlaggebend wie früher oder wie sie das in anderen Sportarten sei, meinte 96-Manager Jörg Schmadtke. "Es ist im Fußball nicht so wie im Handball, wo es nur eine Frage der Zeit ist, dass eine Mannschaft in Unterzahl ein Gegentor bekommt", sagte Schmadtke und fügte hinzu: "Das Spiel ist nach dem Platzverweis komplett gebrochen - leider gegen uns."

Wetklo verhindert mit seiner Aktion den Gegentreffer



Der Mainzer Torwart Christian Wetklo habe in dieser Situation alles richtig gemacht, analysierte der Hannoveraner Offensivspieler Jan Schlaudraff. Hätte Wetklo den Ball nicht mit der Hand gespielt, hätte er weiterlaufen und ein Tor erzielen können, erinnerte sich Schlaudraff.

Es wäre die 2:1-Führung für die Niedersachsen gewesen. So aber verhinderte Wetklo den Rückstand und sein Team verteidigte fortan mit großem Willen. Schlaudraff meinte: "Wir haben eigentlich ein ordentliches Spiel gemacht, schlecht wurde es erst nach der Roten Karte."

Für Zieler ist die Lage nicht so "dramatisch"



In der Rückwärtsbewegung sei man am Ende fahrlässig gewesen, bemängelte 96-Manager Schmadtke. "Wir hätten mit dem Punkt zufrieden sein müssen", erklärte Hannovers Torhüter Ron-Robert Zieler. Dass man am Ende noch einen Treffer kassiert, sollte nicht passieren. "Wir müssen diese Niederlage schnell abhaken, es sind noch zwei Spiele in der Liga, in denen wir Punkte holen müssen", forderte der Torwart, der die Lage nicht so "dramatisch" sieht, wie er sagt. Es sei in der Tabelle alles eng beisammen, die Tabellenplätze, die zur Teilnahme an der Europa-League berechtigen, seien in Sichtweite. Er selbst konnte beide Gegentreffer nicht verhindern. Gelassen sagte er: "Ich bekomme zwei Schüsse aufs Tor und beide sind drin - so ist das Leben."

Die vielen Spiele in der Bundesliga, Europa-League und im DFB-Pokal hinterließen doch eine gewisse Müdigkeit in den Beinen und Köpfen der 96-Profis. Schmadtke sagte: "Wir haben noch vier Spiele, dann ist Urlaub. Und das ist gut so!" Bei noch zwei ausstehenden Partien in der Liga sollten die ambitionierten 96er noch ein paar Punkte holen, damit die Europapokal-Ambitionen für die Rückrunde erhalten bleiben. Schon nächste Woche gegen Bayer Leverkusen kann 96 die Forderung ihres ziemlich mies gelaunten Trainers umsetzen. "Besser spielen und gewinnen, wäre immer gut", sagte Slomka.

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter