Seitdem Andrea Barzagli für den VfL Wolfsburg verteidigt, hat der Club nur eine Partie in der Bundesliga verloren
Seitdem Andrea Barzagli für den VfL Wolfsburg verteidigt, hat der Club nur eine Partie in der Bundesliga verloren

"Wir haben zu viele Punkte liegengelassen"

xwhatsappmailcopy-link

Der VfL Wolfsburg sorgte im Sommer für Aufsehen, als der Club in Andrea Barzagli und Cristian Zaccardo zwei italienische Weltmeister unter Vertrag nahm.

Während Zaccardo noch nicht richtig Fuß bei den "Wölfen" fassen konnte, hat sich Barzagli zu einer echten Stütze gemausert. In der Innenverteidigung ist der 27-Jährige gesetzt, er hat alle sieben Saisonspiele vom Anfang bis zum Ende absolviert.

Im Interview mit bundesliga.de spricht Andrea Barzagli über das Leben in Deutschland, die Bundesliga und das Aufeinadertreffen der "Wölfe" mit dem AC Mailand im UEFA-Pokal.

bundesliga.de: Herr Barzagli, Sie sind jetzt seit Juli in Wolfsburg. Wie gefällt es Ihnen in der Stadt?

Andrea Barzagli: Gut, es ist angenehm ruhig hier. Und ich habe schon viel in der Stadt gesehen.

bundesliga.de: In Wolfsburg leben bekanntlich viele Italiener. Werden Sie oft angesprochen?

Barzagli: Ich treffe hier viele Italiener, die grüßen mich. Na ja und ab und zu hält man auch ein kleines Schwätzchen. Sicher ist es gut, dass hier viele Italiener leben. Aber wenn es nicht so wäre, wäre es für mich auch kein Problem.

bundesliga.de: Italiener lieben bekanntlich gutes Essen und guten Wein. Haben Sie mittlerweile schon ein Lieblingsrestaurant in Wolfsburg gefunden?

Barzagli: Es gibt hier zwei, drei Restaurants, in denen man gut italienisch essen kann. Was die Küche anbetrifft, habe ich hier bisher keine Schwierigkeiten gehabt. Wenn ich mal essen gehen möchte, weiß ich auf jeden Fall, wohin ich gehen kann.

bundesliga.de: Wie wichtig ist es für Sie, dass in Cristian Zaccardo ein weiterer Italiener bei Wolfsburg unter Vertrag steht?

Barzagli: Das ist sehr wichtig. Vor allem am Anfang, in den ersten paar Wochen, hat das uns beiden geholfen. Wir haben ja die anderen Mannschaftskollegen noch nicht so gut gekannt, also konnten wir uns zumindest untereinander unterhalten.

bundesliga.de: Haben Sie denn damit angefangen, deutsch zu lernen?

Barzagli: Ja, ganz allmählich. Aber ich kann noch nicht besonders gut sprechen. Ich habe mittlerweile ein paar Basisworte parat wie "Guten Tag", "Wie geht's?". Und natürlich kann ich auch schon die Worte, die man als Verteidiger auf dem Fußballplatz benötigt.

bundesliga.de: Kommen wir zum sportlichen Bereich: Sieben Spieltage sind in der Bundesliga absolviert, der VfL Wolfsburg rangiert auf Platz 9. Wie bewerten Sie den Saisonstart Ihres Teams?

Barzagli: Wir müssen uns eben immer noch ein wenig kennenlernen. Wir haben ja eine recht junge Mannschaft. Die einzige Sache ist, dass wir zu viele Punkte haben liegenlassen. Wie beim 2:2 gegen Schalke, als wir in der 90. Minute noch den Ausgleich bekamen. Schade, denn in der Tabelle liegt alles sehr nah beieinander. Mit nur wenigen Punkten mehr hätten wir einen großen Sprung gemacht.

bundesliga.de: Am 9. Spieltag geht es zum FC Bayern München. Freuen Sie sich auf das Wiedersehen mit Massimo Oddo und Luca Toni?

Barzagli: Ich werde sie natürlich vor der Partie begrüßen. Aber auf dem Feld… da ist man nicht mehr so glücklich, auf Luca Toni zu treffen.

bundesliga.de: Welches Ziel wollen Sie mit Wolfsburg in der Bundesliga erreichen?

Barzagli: Wir wollen unter die ersten Fünf kommen. Ich denke, dass wir eine Mannschaft haben, mit der wir das schaffen können.

bundesliga.de: Wie bewerten Sie die Spielweise in der Bundesliga?

Barzagli: Gewiss ist die Spielart spektakulärer hier als in Italien. Es fallen mehr Tore als in der Serie A. Dort sieht man kaum eine Partie, die 5:4 oder 4:2 endet. Der italienische Fußball ist sehr taktisch, die kleinen Mannschaften achten fast nur auf die Verteidigung, statt selbst anzugreifen.

bundesliga.de: Was macht aus Ihrer Sicht den Reiz der Bundesliga aus?

Barzagli: Das Niveau in Deutschland hat sich bestimmt sehr verbessert. Es gibt hier mittlerweile große Vereine und Top-Spieler. Die Stadien sind gut ausgestattet und fast immer mit 40.000 oder 50.000 Zuschauern voll besetzt, das gefällt natürlich auch den Profis.

bundesliga.de: Mit Felix Magath haben Sie in Wolfsburg einen Trainer, der großen Wert auf Taktik legt. Wie geht es Ihnen mit seinem System?

Barzagli: Für Magath ist Disziplin sehr wichtig. Aber das tut einer Mannschaft aus meiner Sicht auch gut.

bundesliga.de: Die VfL-Fans sind total begeistert, dass es im UEFA-Cup gegen den AC Milan geht. Wie war Ihre Reaktion auf die Auslosung?

Barzagli: Ich habe mich gefreut. Wir spielen gegen eine große Mannschaft mit großen Spielern. Andererseits: Schlechter als mit Milan konnte es uns nicht treffen, denn Milan ist ja Favorit auf den UEFA-Cup-Titel. Zum Glück spielen wir gegen sie erst zum Schluss. Und bei Milan anzutreten, ist noch um einiges schwieriger.

bundesliga.de: Kann Wolfsburg in Mailand siegen?

Barzagli: Milan gehört zu den stärksten Clubs der Welt. Aber im Fußball gibt es immer mal wieder Überraschungen. Für uns wird es entscheidend sein, gegen die anderen Teams zu punkten.

Das Interview führten Mathias Frohnapfel und Sven Becker