Seit 1998 ist Michael Zorc bei Borussia Dortmund als Sportdirektor im Amt
Seit 1998 ist Michael Zorc bei Borussia Dortmund als Sportdirektor im Amt

"Wir haben alles selbst in der Hand"

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Nicht nur für die User von bundesliga.de war Borussia Dortmund die Mannschaft der Hinrunde. Mit einer blutjungen Elf spielten sich die Westfalen in die Herzen der Fans und auf Rang fünf der Bundesliga.

Über Perspektiven, Potenzial und Probleme der Mannschaft sprach bundesliga.de kurz vor dem Rückrundenstart des BVB am Sonntag in Köln exklusiv mit Sportdirektor Michael Zorc.

bundesliga.de: Es war ruhig und entspannt rund um den BVB in dieser Winterpause - auch für Sie als Sportsdirektor ein ganz neues Gefühl?

Michael Zorc: Ach, die letzte Winterpause war auch schon relativ ruhig. Diesmal ist es eigentlich auch nur eine kurze Unterbrechung zwischen den beiden Saisonhälften. Es geht ja fast nahtlos weiter.

bundesliga.de: Wie beurteilen Sie diese kurze Pause, die für einige Diskussionen gesorgt hat?

Zorc: Es müssen natürlich ein paar Sachzwänge berücksichtigt werden. Zu viele Wochenspieltage sind nicht sonderlich beliebt, weil sie oft den Zuschauern die Anreise erschweren. Wochenendtermine fallen weg, weil zum Beispiel das Champions-League-Finale jetzt auch samstags ausgetragen wird. Was für uns schwer zu verdauen ist, ist die Tatsache, dass wir in der schönen Jahreszeit im Sommer fast dreieinhalb Monaten gar keine Pflichtspiele haben - und das liegt nicht nur an der WM. Im nächsten Jahr sieht der Rahmenterminplan ähnlich aus. Dafür müssen wir in der kalten Jahreszeit in die Stadien. Darüber müssen wir nachdenken. Wir lehnen uns mit den Spielplänen an die Südeuropäer an, aber da herrscht nun mal ein anderes Klima.

bundesliga.de: Sie gehen aber davon aus, dass trotz des Winterwetters am Wochenende gespielt wird?

Zorc: Warum nicht? Wir müssen es auch nicht dramatisieren. Es ist eine typisch deutsche Eigenschaft, schnell alles zu einer Katastrophe zu stilisieren.

bundesliga.de: Lassen Sie uns über den BVB sprechen. Die Hinrunde klang optimal aus, die Mannschaft steht auf Rang fünf, es wurde ausgiebig der 100. Geburtstag gefeiert - haben Sie Sorge, dass Feiern und Zufriedenheit jetzt die Katerstimmung folgen könnte?

Zorc (lacht): So eine Katerstimmung stellt sich ja in der Regel nur ein, wenn man die Feier übertrieben hat. Wir haben doch alles selbst in der Hand, und es liegt an uns, wie wir in die Rückrunde starten. Natürlich hat sich unsere Personalsituation nicht wesentlich verbessert. Tinga, Hajnal, Kehl, Feulner, Rangelov, Öztekin - das sind sechs Spieler, die weiterhin ausfallen werden. Da darf nicht mehr viel passieren. Es wird darauf ankommen, dass wir schnell unseren Rhythmus wiederfinden. Wir müssen die gleiche Schlagzahl erreichen wie in den letzten Wochen der Hinrunde - mit hoher Intensität und hoher Laufbereitschaft. Das hat uns ausgezeichnet.

bundesliga.de: Wie ordnen Sie in diesem Zusammenhang die beiden Testspielniederlagen gegen Gladbach und Cottbus ein?

Zorc: Gegen Cottbus haben wir in der zweiten Partie über weite Strecken ein ganz gutes Spiel gezeigt, allerdings sechs, sieben hochkarätige Torchancen nicht genutzt. Insgesamt hat man gesehen, dass noch ein paar Prozente fehlten - vor allem in der Konzentration. Auch in der Defensive sind ein paar Fehler passiert. Das müssen wir für den Ernstfall am Sonntag abstellen.

bundesliga.de: Wie zufrieden waren Sie sonst mit dem Trainingslager in Marbella?

Zorc: Trainingstechnisch war es sehr gut, auch wenn es relativ viel geregnet hat. Ich denke, wir haben eine gute Basis gelegt. Es war wichtig, dass die Truppe wieder zusammen ist - so ein Trainingslager hat ja nicht nur den Zweck, bei guten Bedingungen zu trainieren, sondern auch als Gruppe weiter zusammenzuwachsen. Diesen Zweck hat Marbella sicher erfüllt.

bundesliga.de: Und im Training selbst haben alle gut mitgezogen - auch die vielen jungen Spieler?

Zorc: Es war deutlich zu sehen, dass vor allem die jungen Spieler zwar Respekt, aber keine Angst haben. Sie wollen sich weiterentwickeln, aber sie sind auch nicht damit zufrieden, einfach nur dabei zu sein. Sie klopfen immer wieder an. Das macht unseren Kader aus, das ist kennzeichnend für uns. Wir hatten ein Trainingspiel mit 22 Akteuren, von denen elf aus der eigenen Jugend waren.

bundesliga.de: Ärgert es Sie in diesem Zusammenhang, dass der Blick der Öffentlichkeit zuletzt oft nach Gelsenkirchen ging und Felix Magath dort für seinen Jugendstil gelobt wurde?

Zorc: Die Öffentlichkeit orientiert sich nun mal auch stark am Tabellenplatz. Und wir haben uns zu Beginn der Saison eben eher im Mittelfeld bewegt. Aber in unserer eigenen Betrachtung wissen wir, dass wir mit unseren Mitteln sehr gute Arbeit leisten. Schalke hat immer noch eine der teuersten Mannschaften der Liga. Da ist es eigentlich selbstverständlich, dass sie sich im oberen Tabellendrittel bewegen.


Das Gespräch führte Dietmar Nolte


Im zweiten Teil des Interviews spricht Michael Zorc über die aktuelle Personalsituation sowie den wachsenden Konkurrenzkampf im Team - am Donnerstag bei bundesliga.de!