Marcel Schäfer kam im Sommer 2007 von 1860 München zu den Niedersachsen
Marcel Schäfer kam im Sommer 2007 von 1860 München zu den Niedersachsen

"Wir haben alle mehr erwartet"

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Als Titelverteidiger war der VfL Wolfsburg in die Saison gestartet - mit dem Ziel sich zumindest wieder für einen Europapokal-Wettbewerb zu qualifizieren. Ziel verfehlt: Am Ende mussten sich die "Wölfe" mit Rang acht zufriedengeben.

"Wir können mit der Saison nicht zufrieden sein", gesteht Marcel Schäfer in einem Gespräch mit bundesliga.de ein. "Wir haben es nicht geschafft, Offensive und Defensive in Einklang zu bringen. In der Arbeit nach hinten hat die Mannschaft zu viele Fehler gemacht", erklärt der Defensivspieler besonders die Schwächen im eigenen Stadion und in der Abwehr.

Für die WM in Südafrika wurde der siebenmalige deutsche Nationalspieler nicht nominiert. "Natürlich bin ich enttäuscht", so der 25-Jährige, der "am Abend vor der offiziellen Bekanntgabe des WM-Kaders in einem Telefonat" von Bundestrainer Joachim Löw die schlechte Nachricht erfahren hatte.

Schäfer gibt sich aber auch deswegen besonders kämpferisch für die neue Saison und verspricht den Fans Besserung. verspricht den Fans Besserung.

bundesliga.de: Herr Schäfer, wie lautet ihr persönliches Fazit für die Saison?

Marcel Schäfer: Wir können mit der Saison nicht zufrieden sein. Wir sind als Titelverteidiger mit dem Ziel gestartet, uns für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren. Das haben wir nicht geschafft, sind zudem im DFB-Pokal früh ausgeschieden. Allerdings haben wir mit dem Erreichen des Viertelfinales in der Europa League auch für das beste Abschneiden in der Vereinsgeschichte auf europäischer Bühne gesorgt. Unterm Strich muss man aber sagen, dass wir alle mehr erwartet haben.

bundesliga.de: Als Titelverteidiger am Ende "nur" Achter, obwohl die Meistermannschaft weitgehend zusammengeblieben ist. Was lief anders als in der vergangenen Saison?

Schäfer: Es ist schwierig, Antworten zu finden, die nicht nach Ausrede klingen. Fakt ist, dass wir zuhause zu viele Spiele verloren haben und nicht annähernd an unsere Form aus der Meistersaison anknüpfen konnten. Zudem sind die Gegner ganz anders aufgetreten, so dass wir nicht mehr mit dieser Lockerheit auftreten konnten, die uns im Vorjahr noch so stark gemacht hatte.

bundesliga.de: Wie Sie sagten, in der Auswärtstabelle ist der VfL Vierter, also auf Kurs Europa. Im heimischen Stadion aber wurden gerade mal 23 Punkte (Rang 11) geholt und im Schnitt 2,5 Treffer zugelassen. Gerade an Sie als Defensivspieler die Frage: Woran lag es, dass der VfL so viele Tore zugelassen hat und sich gerade zuhause so schwer tat?

Schäfer: Wir haben es nicht geschafft, Offensive und Defensive in Einklang zu bringen. In der Arbeit nach hinten hat die Mannschaft insgesamt zu viele Fehler gemacht. Auswärts konnten wir vielleicht etwas freier aufspielen, hatten weniger Druck als vor heimischem Publikum.

bundesliga.de: Nach dem Trainerwechsel wurde die Abwehr stabiler und selbst die Europa League kam wieder in Reichweite. Was hat Lorenz-Günther Köstner anders gemacht als Armin Veh?

Schäfer: Er hat es geschafft, wieder Stabilität in die Mannschaft zu bringen, das Selbstvertrauen kam zurück. Dass wir vorher aus der Spur gekommen waren, kann man aber nicht an Trainer Armin Veh festmachen. So einfach es klingt: Es lief nicht! Unter Köstner kamen dann irgendwann die Erfolge wieder, und daraus ziehst du als Mannschaft natürlich Selbstvertrauen und Stärke.

bundesliga.de: Was waren die Höhe- und Tiefpunkte der Saison?

Schäfer: Da möchte ich mich auf keine bestimmten Ereignisse festlegen. Fakt ist, dass es immer unschön ist, wenn ein Trainer gehen und auch die Mannschaft sich in so einer Situation hinterfragen muss. Es gab viele ärgerliche Momente nach Spielen, die wir noch aus der Hand gegeben oder unglücklich verloren haben. Natürlich waren die Spiele in der Champions League mit allem Drum und Dran ein tolles Erlebnis und wecken den Wunsch, wieder dorthin zu kommen. Auch die Europa League hat Spaß gemacht, umso enttäuschender war es, dass wir es nicht geschafft haben, zumindest das Halbfinale zu erreichen.

bundesliga.de: Dürfen sich die Fans auch in der kommenden Saison auf das "magische Dreieck" Misimovic - Grafite - Dzeko freuen?

Schäfer: Natürlich hoffe ich, dass wir mit dieser Kombination weiterspielen können. Gerade bei Edin Dzeko, der in dieser Saison bestätigt hat, wie wichtig er für uns ist, ist die Lage unklar. Nach AC Mailand soll nun ja auch Real Madrid interssiert sein. Das sind natürlich Top-Vereine. Bis zum Ende des Monats wird sich entscheiden, ob er den VfL verlassen wird.

bundesliga.de: Was sind die Ziele für die kommende Saison?

Schäfer: Wir möchten uns auf Sicht im oberen Tabellen-Drittel festsetzen und wollen schon in der kommenden Saison die Grundlage dafür legen. Dazu gehört, dass wir uns für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren. Wir wollen von Beginn an eine gute Rolle spielen und zeigen, dass unsere Meisterschaft im vergangenen Jahr keine Eintagsfliege war.

bundesliga.de: Sie gehören nicht zum vorläufigem Kader für die WM. Wann und wie haben Sie das erfahren, und sind Sie sehr enttäuscht?

Schäfer: Der Bundestrainer hat mir seine Entscheidung am Abend vor der offiziellen Bekanntgabe des WM-Kaders in einem Telefonat mitgeteilt. Natürlich war und bin ich enttäuscht, keine Frage. Eine WM-Teilnahme ist mit das Größte, was du als Spieler erreichen kannst. Aber ich akzeptiere die Entscheidung und sehe sie gleichzeitig als Ansporn für die neue Saison.

bundesliga.de: Was bedeutet der Ausfall von Michael Ballack für die Nationalelf?

Schäfer: Die Nachricht über die Schwere seiner Verletzung war wirklich ein Schock. Ich hoffe, dass die Mannschaft das schnell wegsteckt und bis zum Turnierstart wieder gefestigt ist. Dann denke ich, wird sie den Ausfall ihres Kapitäns auch kompensieren können.

bundesliga.de: Wer wird denn Weltmeister?

Schäfer: Ich möchte mich noch nicht festlegen, glaube aber, dass auch die deutsche Mannschaft gute Chancen hat und zumindest das Halbfinale erreichen wird.

Das Gespräch führte Jürgen Blöhs