Konstantin Engel (r.) vom FC Energie Cottbus wurde im Mai 2012 zum ersten Mal in die kasachische Nationalmannschaft berufen
Konstantin Engel (r.) vom FC Energie Cottbus wurde im Mai 2012 zum ersten Mal in die kasachische Nationalmannschaft berufen

"Wir gehen ohne Druck ins Spiel"

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Hamburg - Konstantin Engel kann es kaum erwarten. Ein halbes Jahr musste er sich gedulden, bis er wieder zur kasachischen Nationalmannschaft reisen durfte. Nach den beiden Freundschaftsspielen gegen Armenien und Kirgisistan 2012, bei denen er zu Kurzeinsätzen kam, dauerte es ein halbes Jahr, bis seine Spielerlaubnis für die WM-Qualifikation vorlag.

Der 24-jährige "Koka" Engel wurde im ehemals russischen Karaganda geboren, wuchs jedoch in Deutschland auf. Seine Fußballerkarriere begann Engel bei Viktoria Georgsmarienhütte, ehe er 2004 als 16-Jähriger zum VfL Osnabrück wechselte. 2011 folgte der Wechsel zu FC Energie Cottbus, für den er bisher 33 Mal in der 2. Bundesliga zum Einsatz kam. Am 12. Mai 2012 wurde Engel zum ersten Mal für die Nationalmannschaft Kasachstans nominiert.

In seinem ersten Pflichtspiel für sein Heimatland trifft Konstantin Engel nun auf Deutschland, seine zweite Heimat. Im Interview mit bundesliga.de spricht der Rechtsverteidiger über den kasachischen Fußball, seine Rolle im Team und die Chancen seiner Mannschaft gegen den Vizeeuropameister.

bundesliga.de: Herr Engel, sind Sie vor dem Spiel gegen Deutschland aufgeregt?

Konstantin Engel: Auf jeden Fall. Das ist ja etwas ganz anderes, als wenn man in einem Freundschaftsspiel gegen Armenien oder Kirgisistan spielt. Man kennt alle Spieler der deutschen Nationalmannschaft und es schauen so viele Leute zu. Solche Spiele machen allen Beteiligten viel Spaß.

bundesliga.de: Haben Sie zu deutschen Nationalspielern Kontakt?

Engel: Nicht wirklich. Zu meiner Osnabrücker Zeit habe ich zwar gegen Marco Reus gespielt, aber der fehlt ja gelbgesperrt. Mit ein paar Spielern bin ich auch im Länderpokal angetreten.

bundesliga.de: Und kennen Sie Ihre Mannschaftskollegen schon besser?

Engel: Am Anfang war das wirklich schwierig. Das fängt bei der Sprache an und man muss sich erst einmal an alles gewöhnen. Aber am zweiten, dritten Tag wurde das dann besser. Mittlerweile macht das alles richtig Spaß.

bundesliga.de: Sind die Strukturen und Abläufe denn ähnlich wie in Deutschland?

Engel: Nein, das sind sie nicht. Aber der kasachische Fußball versucht, sich an den Spitzenteams in Europa zu orientieren. Insgesamt wollen sie viel dazulernen. Die Spieler fragen Heinrich Schmidtgal und mich beispielsweise oft, wie in Deutschland trainiert wird.

bundesliga.de: Haben Sie engen Kontakt zum Fürther Heinrich Schmidtgal?

Engel: Ich habe ihn nach seiner Verletzung mehrmals kontaktiert und vor den Nationalmannschafts-Treffen haben wir uns geschrieben. Richtig enge Freunde sind wir aber nicht.

bundesliga.de: Werden Sie gegen Deutschland denn erstmals in der Startelf stehen?

Engel: Davon gehe ich ganz fest aus, denn das ist mein Anspruch. Ich möchte von Beginn an spielen und der Mannschaft so gut es nur geht helfen. Aber über einen Kurzeinsatz würde ich mich auch freuen.

bundesliga.de: Wie würden Sie das Spielsystem Kasachstans beschreiben?

Engel: Wir versuchen immer, nach vorne zu spielen. Dabei orientiert sich der Trainer an den Top-Mannschaften wie Deutschland und legt sehr viel Wert auf das Kurzpassspiel. Aber gerade gegen diese starken Teams ist es natürlich schwierig, richtig ins Rollen zu kommen und das umzusetzen. Wir geben aber unser Bestes.

bundesliga.de: Auf welchen Spieler kommt es bei Kasachstan besonders an, wer hat die Führungsrolle inne?

Engel: Der Kapitän Kairat Nurdauletov ist die unumstrittene Leitfigur in unserer Mannschaft. Er spielt auf der "Sechs" und ordnet von da aus unser Spiel.

bundesliga.de: Können Sie in naher Zukunft auch ein Eckpfeiler der Mannschaft werden?

Engel: Das ist nicht so einfach. Die anderen Spieler sehen sich regelmäßig in der kasachischen Liga. Da bin ich ja schon ein bisschen der "Außenseiter", da ich ja immer nur zu den Länderspielen dazukomme.

bundesliga.de: Welche Ziele haben Sie mit der kasachischen Nationalmannschaft?

Engel: Ich will mich natürlich etablieren und fester Bestandteil der Mannschaft werden. Sportlich wäre es schön, wenn wir in der Qualifikation noch die eine oder andere Überraschung schaffen könnten. Langfristig ist die Teilnahme an der EURO sicherlich das Ziel.

bundesliga.de: Und was ist gegen Deutschland möglich? Schießt Konstantin Engel das erste Tor Kasachstans gegen die DFB-Auswahl?

Engel:(lacht) Klar. Aber nein, wir gehen ohne Druck ins Spiel und schauen mal, wie es läuft. Wenn es am Ende zu einem Tor für uns reicht, wäre das natürlich eine tolle Sache. Und wer das Tor schießt, ist mir ganz egal.

Das Gespräch führte Michael Reis