Rowen Fernandez bekommt Anweisungen von Nationaltrainer Joel Santana
Rowen Fernandez bekommt Anweisungen von Nationaltrainer Joel Santana

"Wir dürfen uns nicht in die Hose machen!"

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Rowen Fernandez ist einer von nur zwei Südafrikanern, die in der 2. Bundesliga beschäftigt sind. Bei Arminia Bielefeld ist er derzeit nur die Nummer zwei im Tor, bei der südafrikanischen Nationalmannschaft war er das in den vergangenen Monaten auch - aber das könnte sich jetzt ändern.

Denn Fernandez hat viele schwere Verletzungen und Rückschläge überwunden und greift jetzt wieder voll an. Im Gespräch mit bundesliga.de spricht er über seine Rolle als Torwart, Bielefelds Saisonstart und das Länderspiel gegen Deutschland.

bundesliga.de: Herr Fernandez, nach dem Sieg mit Bielefeld in Fürth sind Sie sicherlich gut gelaunt zur Nationalmannschaft gefahren.

Rowen Fernandez: Oh ja. Wir haben die Punkte gebraucht. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt. Das Timing mit der Länderspielpause ist jetzt zwar nicht so gut, weil wir lieber gleich gegen Ahlen gespielt hätten. Aber dafür können viele Spieler erst einmal wieder den Akku aufladen.

bundesliga.de: In Bielefeld sind Sie zurzeit nur die Nummer zwei. Das liegt auch daran, dass Sie in der Vergangenheit mit vielen Verletzungen zu kämpfen hatten.

Fernandez: Ja, meine Knieverletzung in der vergangenen Saison hat mich weit zurückgeworfen. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Ich habe mein Gewicht wieder und fühle mich topfit. Jetzt muss ich abwarten, was die Zeit bringt. Aber ich hoffe, dass ich bald wieder die Nummer eins bin - in Bielefeld und auch in der Nationalmannschaft.

bundesliga.de: Stimmt es, dass Sie Ihren Spitznamen "Spiderman" tatsächlich dem Biss einer Spinne zu "verdanken" haben?

Fernandez: Ja, 2002 wurde ich von einer Spinne gebissen. Das sah genauso aus wie im Film Spiderman. Es war aber real. Ich war eine Woche im Krankenhaus und habe dabei 20 Kilogramm abgenommen. Ein Priester kam sogar, um sich um meine Mutter und meine Freundin zu kümmern. Denn der Arzt wusste nicht, ob ich die nächste Nacht durchstehen würde. Das war eine sehr ernste Sache.

bundesliga.de: Ernst wird es für Sie auch am Samstag. Auch wenn die Partie gegen Deutschland nominell nur ein Freundschaftsspiel ist.

Fernandez: Für mich ist das auch nicht alltäglich. Ich spiele hier in Deutschland, meiner beruflichen Heimat, gegen Deutschland. Aber ich freue ich schon darauf. Wir wollen uns so gut wie möglich verkaufen. Und viele meiner Mitspieler werden die Chance nutzen, sich für europäische Top-Clubs zu empfehlen.

bundesliga.de: In Südafrika sind Sie derzeit auch nur die Nummer zwei. Ihr ärgster Kontrahent Ithumeleng Khune fällt wegen einer Fingerverletzung wohl zwei bis drei Monate aus. Sind Sie jetzt als Stammtorwart der Bafana Bafana gesetzt?

Fernandez: Das weiß ich nicht. Für mich ist es erst einmal wichtig, dass ich in Bielefeld wieder zum Zug komme. Und wenn ich in einer der besten Ligen Europas spiele, dann bekomme ich auch wieder meine Chancen in der Nationalmannschaft.

bundesliga.de: Zuletzt haben Sie im Freundschaftsspiel gegen Serbien in der zweiten Halbzeit gespielt und beim 1:3 alle Gegentreffer hinnehmen müssen. Da hat Sie die Abwehr ganz schön im Stich gelassen.

Fernandez: Wir waren vielleicht ein bisschen zu selbstbewusst, nach dem wir beim Confed Cup so stark aufgespielt haben und ins Halbfinale eingezogen sind. Mit den Gedanken waren wir nicht ganz bei der Sache. Aber das wird sich gegen Deutschland und auch danach gegen Irland sicherlich ändern.

bundesliga.de: Und was dürfen wir von Südafrika am Samstag erwarten? Spielen Sie auf Sieg, wollen Sie dazulernen, oder einfach nur testen?

Fernandez: Von allem ein bisschen. Gegen Deutschland kann man immer lernen. Wir spielen in einer neuen Arena, vor ausverkauftem Haus. Das ist für jeden Spieler eine tolle Erfahrung. Aber ich hoffe, dass wir vor den großen Namen wie Michael Ballack, Mario Gomez oder Miroslav Klose nicht zu viel Respekt haben. Wir dürfen uns vor diesen Namen nicht in die Hose machen.

bundesliga.de: Auf welchen Spieler müssen die Deutschen den besonders aufpassen?

Fernandez: Bernard Parker von Twente Enschede ist ein super Junge. Er hat viele Qualitäten. Bernard ist zwar nicht so robust wie ein Mario Gomez. Aber er ist quirlig und hat einen starken linken Fuß. So ähnlich wie Lukas Podolski.

bundesliga.de: Und sollten Sie von Anfang an auflaufen: Was setzen Sie sich dann als Ziel?

Fernandez: Ich will einfach nur gut halten und mir Selbstvertrauen holen. Ein Traum wäre es natürlich, wenn wir zu Null spielen.

bundesliga.de: Mit Sicherheit werden auch einige Vuvuzuelas im Stadion zu hören sein. Ohne diese Instrumente findet wohl kein Spiel mit südafrikanischer Beteiligung statt, oder?

Fernandez: (lacht) Ich glaube nicht. Bei jedem Spiel sind sie dabei. Das gehört bei uns einfach dazu. Das ist zwar ein bisschen laut, aber das macht den Fans einfach Spaß.

Das Gespräch führte Michael Reis