Abschluss einer Traumwoche: Ilkay Gündogan (r., mit Shinji Kagawa) glänzte in Köln mit einem Tor und einer Vorlage
Abschluss einer Traumwoche: Ilkay Gündogan (r., mit Shinji Kagawa) glänzte in Köln mit einem Tor und einer Vorlage

"Wir brauchen kein 'Schnick-Schnack-Schnuck'"

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Köln - Es war eine perfekte Woche für Ilkay Gündogan. Erst durfte der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund gegen Bremen von Beginn an ran und bereitete das entscheidende 1:0 vor. Dann war der deutsche Nationalspieler der gefeierte Held beim 120-minütigen Pokalfight in Fürth. Und zum könnenden Abschluss stand er bei der 6:1-Gala des BVB spielte er wieder in der Startelf, traf erneut, bereitete noch einen Treffer vor und war mit den meisten Ballkontakten die zentrale Figur im Spiel des Deutschen Meisters.

Auch dank Gündogan behält der BVB den Fünf-Punkte-Vorsprung auf den FC Bayern - nach einigen Startschwierigkeiten ist der Neuzugang endlich in Dortmund angekommen. Im Interview spricht der 21-Jährige über den hart erkämpften und erklärt, warum der BVB kein "Schnick-Schnack-Schnuck" braucht. Außerdem blickte er auf die Partie gegen Stuttgart voraus.

Frage: War der 6:1-Sieg in Köln der perfekte Abschluss einer grandiosen Woche?

Ilkay Gündogan: Auf jeden Fall. Wir haben in Fürth im Pokal ein fantastisches Spiel abgeliefert und dort nach 120 Minuten gewonnen. Wir sind ins Pokalfinale eingezogen, das war wunderbar für uns. Das 6:1 in Köln war die Krönung einer richtig starken Woche. Wir sind sehr zufrieden.

Frage: War das mit dem nicht unwichtigen Siegtor in Fürth und dem Tor und dem Assist in Köln die beste Woche Ihres Fußballerlebens?

Gündogan: Es war mit Sicherheit eine der schönsten. Der Dienstag war sensationell für mich. Das war eines meiner schönsten Erlebnisse, das ich je hatte. Aber das gilt nicht für mich, sondern für die ganze Mannschaft. Ich hoffe, dass wir diese Leistungen beibehalten können.

Frage: Nach einem 6:1 sah es in der ersten Halbzeit sicher nicht aus.

Gündogan: Mit Sicherheit nicht. Die Kölner haben uns das Leben schwer gemacht. Wir konnten uns nicht richtig entfalten. Wir haben sie zu viel spielen lassen und waren zu weit weg vom Mann. Der FC hat viel Druck gemacht, wir waren nicht richtig im Spiel. Köln ist nicht unverdient in Führung gegangen. Aber danach haben wir eine Reaktion gezeigt und das 1:1 gemacht. Wir sind dann sensationell in die zweite Halbzeit gestartet. Das 3:1 war dann für Köln der Genickbruch. Uns hat es sehr gut getan. Danach ist uns das Spiel leichter gefallen. Dann liefen die Kombinationen perfekt, wir haben wunderschöne Tore herausgespielt. Wir haben ein überragendes Spiel gemacht.

Frage: Wie sehr steckten die 120 Pokalminuten noch in den Knochen?

Gündogan: Wir haben schwer ins Spiel herein gefunden. Aber nach dem 3:1 oder 4:1 haben wir uns in einen kleinen Rausch gespielt. Das setzt dann auch Kräfte frei, jeder läuft noch mehr. Wir haben nicht aufgehört, gierig zu bleiben und waren torhungrig. Wir wollten die Tore erzielen, und das ist uns gut gelungen.

Frage: Wollte der BVB den Bayern zeigen, dass er auch einmal sechs Tore machen kann?

Gündogan: Das ist uns egal. Wir haben ein sehr ordentliches Spiel gemacht und können mit unserer Leistung zufrieden sein. Was die anderen über uns denken oder selbst machen, ist uns ein Stück weit egal.

Frage: Trotz der vielen Siege war die teilweise mangelhafte Chancenverwertung des BVB ein Thema. Diesmal nicht.

Gündogan: Wir hätten noch mehr Tore machen können, die Chancen waren da. Aber wenn man sechs Tore schießt, kann man sicher zufrieden sein.

Frage: War das Spiel eine Ihrer besten Saisonleistungen?

Gündogan: Das sehe ich auch so. In den letzten Wochen und gerade in der Rückrunde trainiere ich richtig gut und es läuft gut. Ich habe immer mehr in die Mannschaft hineingefunden nach der Hinrunde, die für mich mit Sicherheit nicht die leichteste war. Aber das gehört zu einem Lernprozess dazu. Ich habe auch Tiefen durchgemacht, ernte jetzt aber die Früchte, dass ich nie an mir gezweifelt oder aufgegeben habe. Ich bin immer drangeblieben. Es ist einfach schön.

Frage: Wie wichtig war der Trainer in der Phase?

Gündogan: Er war sehr wichtig. Der Trainer hat immer zu mir gestanden und mir Mut zugesprochen. Er hat mich letztendlich auch geholt. Wir haben nicht viel miteinander geredet. Wenn wir dann geredet haben, war es immer sehr aufklärend, ich wusste immer Bescheid. Es war sehr gut, wie es gelaufen ist. Ich habe auch Zeit gefunden, über meine Situation nachzudenken. Im Moment läuft es sehr gut. Ich hoffe, dass ich die Form halten kann.

Frage: War der Gesamtauftritt meisterlich?

Gündogan: Das müssen Sie beurteilen. Wir versuchen Woche für Woche, unsere Leistung auf dem Platz abzurufen und zu gewinnen. Wenn es so gut klappt wie in Köln, ist es umso schöner.

Frage: Warum muss der BVB nicht auf dem Platz "Schnick-Schnack-Schnuck" spielen, um Spaß zu haben?

Gündogan:(Lacht) Keine Ahnung. Es läuft mittlerweile so gut, dass das bei uns nicht notwendig ist. Wir sind uns immer einig, wer was zu machen hat. Daher brauchen wir das nicht.

Frage: Der Trainer hat vor dem Spiel davon gesprochen, dass sich die Mannschaft in jedem Spiel in einen Ausnahmezustand versetzen muss. Wie sieht der aus?

Gündogan: Letztendlich fängt jedes Spiel bei Null an. Es ist nicht so, dass man von dem 6:1 etwas in das nächste Heimspiel gegen den VfB Stuttgart mitnehmen kann. Im Gegenteil. Wir müssen uns neu auf das nächste Spiel am Freitag vorbereiten. So weit ist das ja nicht mehr weg. Das wird ein neues Spiel, eine neue Aufgabe, darauf freuen wir uns.

Frage: Ist der nächste Gegner, der VfB Stuttgart, eine große Wundertüte?

Gündogan: Das weiß ich nicht. Ich habe den VfB jetzt länger nicht gesehen. Mit Sicherheit haben die Stuttgarter auch ihre Qualitäten, gerade auch im Spiel nach vorne. Sie können einen guten Ball spielen und haben jetzt einige Spiele gewonnen. Sie werden mit Selbstvertrauen bei uns antreten. Aber wenn wir unsere Leistung abrufen, gibt es nur einen Sieger, der Borussia Dortmund heißt.

Aufgezeichnet von Tobias Gonscherowski