Torsten Oehrl war 2010 von Werder Bremen zum FC Augsburg gewechselt
Torsten Oehrl war 2010 von Werder Bremen zum FC Augsburg gewechselt

"Wir bleiben drin"

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Wolfsburg - Es dauerte bis zum 14. Spieltag ehe der FC Augsburg den ersten Heimsieg seiner Bundesliga-Geschichte feiern konnte. 2:0 hieß es am 26. November 2011. Gegner damals: der VfL Wolfsburg. Bis dahin hatte der Aufsteiger gerade mal acht Pünktchen gesammelt und war Tabellenetzter mit vier Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz 16. Die Schwaben wurden als Absteiger Nummer 1 gehandelt.

Schweres Restprogramm

Viereinhalb Monate später reisten die Fuggerstädter zwar immer noch als schwächstes Auswärtsteam (neun Punkte aus 15 Spielen) zur sechsbesten Heimmannschaft der Liga. Am Ende jubelte dennoch der Underdog über seinen zweiten Auswärtssieg der Saison.

Innenverteidiger Sebastian Langkamp traf in der 88. Minute per Kopf zum . In Führung gebracht hatte die Mannschaft von Trainer Jos Luhukay Torsten Oehrl. Der Stürmer hatte auf einen Fehler von Alexander Madlung spekuliert - und der Verteidiger tat ihm den Gefallen: Der 29-Jährige versuchte vor dem Strafraum quer zu spielen, traf Oehrl, von dessen Fuß der Ball am völlig überraschten "Wölfe"-Keeper Diego Benaglio vorbei ins Tor flog.



"Im ersten Moment dachte ich, er spielt den Ball zum Torwart zurück", bechrieb der Augsburger auf Nachfrage von bundesliga.de seinen vierten Saisontreffer. "Dass es so kam - umso besser." Denn mit dem Sieg verteidigte der FCA Rang 15 und hat nun vier Punkte Vorsprung vor dem 1. FC Köln auf Relegationsplatz 16.

"Wir bleiben drin", zeigte sich der 26-Jährige optimistisch, auch wenn noch "drei schwere Spiele" ausstehen. Am Sonntag kommt Schalke 04 in die SGL arena, eine Woche später müssen die Augsburger zur Borussia aus Mönchengladbach, die wie Schalke auf einem Champions-League-Platz steht, und zum Saisonabschluss kann es gegen den Hamburger SV zu einem "Endspiel" um den Klassenerhalt kommen.

bundesliga.de: Herr Oehrl, haben Sie vor ihrem Treffer zum 1:0 geahnt, dass Alexander Madlung den Ball vor dem Strafraum quer spielen würde?

Torsten Oehrl: Im ersten Moment dachte ich, er spielt den Ball zum Torwart zurück. Ich wollte ihn lediglich stören und ihm keine andere Option lassen. Dass es so kam - umso besser.

bundesliga.de: Ihr Trainer Jos Luhukay sprach von einem "dreckigen Sieg". Sehen Sie das auch so?

Oehrl: Auf jeden Fall war es ein unverdienter Sieg. Wir müssen froh sein, dass es zur Halbzeit nur 1:1 steht. Wolfsburg hatte Chancen für einige Tore. Wir haben in der Defensive viele Fehler gemacht und müssen uns bei unserem Torwart bedanken. Simon (Torwart Jentzsch; die Red.) hat sensationell gehalten. Insgesamt haben wir nicht annähernd so stark gespielt wie zuletzt gegen die Bayern und den VfB Stuttgart. (lacht) Aber dafür nehmen wir hier drei Punkte mit.

bundesliga.de: In der zweiten Halbzeit hat der FCA nur noch wenige Chancen zugelassen. Was haben Sie in der Halbzeit besprochen?

Oehrl: Wir standen in der ersten Halbzeit ein bisschen zu tief. Das haben wir in der zweiten besser gemacht. So konnten wir Wolfsburger Chancen besser verhindern.

bundesliga.de: Zwischenzeitlich führte Berlin in Leverkusen 3:2. Haben Sie das mitbekommen? Und wenn ja, was haben Sie in dem Moment gedacht?

Oehrl: Normalerweise achte ich nicht auf die Zwischenergebnisse und konzentriere mich ganz auf unser Spiel. Dies Zwischenergebnis aus Leverkusen habe ich zufällig mitbekommen, mir aber weiter keine Gedanken gemacht.

bundesliga.de: Augsburg ist schwer in die Saison gekommen, galt schon früh als Absteiger Nummer 1. Wo lagen die Gründe für den schwachen Start in die erste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte? Zu viel Respekt vor den großen Namen?

Oehrl: Dafür gibt es viele Faktoren. Natürlich gab es Anpassungsschwierigkeiten. Und die Mannschaft musste sich erst einmal finden. Aber wir sind nie nervös geworden. Unsere Spielweise und Spielanlage haben wir ständig verbessert. Und nach den ersten Erfolgserlebnissen kam dann auch das nötige Selbstvertrauen.

bundesliga.de: Wo wird der FC Augsburg am Saisonende stehen?

Oehrl: Es sind noch drei schwere Spiele. Aber wir haben gezeigt, dass wir mit jedem Gegner mithalten können. Trotz der namhaften Gegner (Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, Hamburger SV; die Red.) bin ich überzeugt, dass wir drinbleiben.

Das Gespräch führte Jürgen Blöhs