Tobias Werner (u.l.) erzielte am vergangenen Samstag den Siegtreffer für Augsburg - es war das 48. Gegentor für Werder in dieser Saison
Tobias Werner (u.l.) erzielte am vergangenen Samstag den Siegtreffer für Augsburg - es war das 48. Gegentor für Werder in dieser Saison

Werders Talfahrt geht weiter

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München - Der SV Werder Bremen konnte nur eines der letzten sechs Heimspiele gewinnen und wurde mittlerweile auf Platz 14 durchgereicht. Gründe für die derzeitige sportliche Misere gibt es viele.

Rückschritt zur Vorsaison

Die 0:1-Niederlage daheim gegen den FC Augsburg war ein schwerer Rückschlag für die Bremer, die damit auch erstmals in dieser Saison drei Spiele in Folge verloren. Somit rutschten die Norddeutschen zum ersten Mal in der laufenden Spielzeit ins untere Tabellendrittel.



In der letzten Saison war Werder nie auf den zweistelligen Tabellenplätzen zu finden. Beim Team von Trainer Thomas Schaaf fehlt der nächste Entwicklungsschritt - statt Stagnation offenbart sich sogar ein Rückschritt. Werder kassierte bereits zwölf Niederlagen - so viele waren es zu diesem Zeitpunkt zuletzt in der Abstiegssaison 1979/80.

Außerdem hatten die Bremer nur vier Mal in der Bundesliga-Historie nach dem 24. Spieltag 45 oder mehr Gegentore kassiert - 1974/75 (50), 1979/80 (58), 2010/12 (50) und 2012/13 (48).

Hinzu kommt, dass ligaweit nur 1899 Hoffenheim mehr Gegentreffer schlucken musste als Werder. Die Defensive ist ganz klar die Achillesferse der "Grün-Weißen".

Ein Sechser ist oft zu wenig



Auffallend gerade bei den Norddeutschen sind die vielen Gegentore, die Bremen durch Mittelfeldspieler (32) kassierte. Das ist der höchste Wert ligaweit - hier kommt auch zum Tragen, dass Werder meistens praktisch ohne defensiven Mittelfeldspieler spielt. Damit ist auch die Gefahr aus der zweiten Reihe erklärbar: niemand kassierte mehr Weitschuss-Gegentore als Bremen (zehn).

Mit Zlatko Junuzovic steht auf dem Papier zwar ein Spieler auf der defensiven Mittelfeld-Position, der Österreicher ist aber eigentlich kein defensiv denkender Spieler. Für Österreichs Nationalmannschaft spielt er sogar als hängende Spitze. Zuletzt gegen Augsburg spielte Werder mit dem Mittelfeld Junuzovic, Aaron Hunt, Kevin De Bruyne, Mehmet Ekici und Marko Arnautovic - allesamt kreative Offensivspieler.

Zu Beginn schlafmützig, zum Ende müde - vorne mit viel Pech



Erschwerend hinzu kommt, dass auf den defensiven Außenpositionen zu viele Flanken zugelassen werden. Niemand kassierte mehr Gegentore im Anschluss an eine Flanke als die Bremer (zwölf). Bremen braucht zu lange um ins Spiel zu kommen und gegen Spielende verschwindet die Konzentration, denn kein Team kassierte mehr Gegentore in der Anfangs- (sieben) und Schlussviertelstunde (zwölf) als Werder Bremen.

Ein besseres Abschneiden in dieser Saison verpasste Werder aber nicht nur durch die anfällige Defensive, sondern auch durch zu wenig erzielte Treffer - dabei war allerdings auch Pech im Spiel. Gegen Augsburg gab es erneut zwei Alutreffer - es hätte also auch einen 2:1-Sieg geben können. Insgesamt 17 Mal Alu ist Ligahöchstwert - allein in den letzten fünf Partien gab es sieben Latten- oder Pfostentreffer der Bremer zu beklagen.

Schaaf muss Abwehr umbauen



Trainer Thomas Schaaf muss sich für das kommende Spiel in Mönchengladbach auf Partnersuche für Assani Lukimya begeben, denn Abwehrchef Sokratis holte sich gegen Augsburg seine fünfte Gelbe Karte ab. Außerdem fehlt der weiterhin Rot-gesperrte Sebastian Prödl.

Nun könnte die Stunde von Winterneuzugang und 1,96 Meter-Funkturm Mateo Pavlovic schlagen, der bisher nur die zweite Spielhälfte bei den Bayern in der Bundesliga samt vier Gegentoren erlebte. Alles keine gute Vorzeichen für einen Bremer Aufschwung.

Markus Wittbusch