Viel investiert, nichts gewonnen: Trotz einer tollen Aufholjagd ging Werder Bremen (mit Franco Di Santo, v.) gegen Mainz leer aus (© Imago)
Viel investiert, nichts gewonnen: Trotz einer tollen Aufholjagd ging Werder Bremen (mit Franco Di Santo, v.) gegen Mainz leer aus (© Imago)

Werders Moral siegt

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Bremen - Für Werder Bremen setzte es am Ende doch eine . Dennoch blickte Trainer Robin Dutt voller Stolz auf seine Mannschaft. Zu Recht, denn die hatte mit einer mitreißenden Aufholjagd Moral gezeigt und beinahe noch die Wende geschafft.

Dutt stolz auf sein Team

Keinen im Bremer Weserstadion hielt es noch auf seinem Sitz. In den letzten fünf Minuten der Partie waren sie alle aufgesprungen und feuerten ihre Mannschaft mit so heißen Herzen an, als könnten sie so mithelfen, den Ball doch noch über die Linie zu drücken. Es war kaum auszuhalten. Mit 0:3 hatten die Hanseaten gegen Mainz zurückgelegen, sie schienen erledigt, schließlich war es doch bereits die 85. Minute. Doch dann legte Franco Di Santo wunderbar auf Eljero Elia auf - nur noch 1:3. Ging da noch was?



Die Bremer waren in der letzten halben Stunde gegen diese Niederlage mit ganzer Leidenschaft angerannt, hatten durch Assani Lukimya einmal den Pfosten getroffen und durch Davie Selke und Di Santo noch weitere Großchancen gehabt - aber der Ball wollte einfach nicht reingehen. Doch nun war der Ball drin und das Weserstadion stand Kopf. "Der Glaube an uns war immer da, auch nach dem 0:3 noch", meinte Kapitän Clemens Fritz.

Die Uhr tickte weiter runter - dann legte Elia im hohen Bogen in der 90. Minute auf Di Santo auf, und der köpfte das 2:3. Die drei Minuten Nachspielzeit wurden nun ein Sturmlauf auf den Kasten von Loris Karius. Doch der Youngster krönte seinen zweiten Bundesligaeinsatz mit einer grandiosen Leistung - zum Leidwesen der Bremer. "Hätten wir die Tore fünf Minuten eher gemacht, dann wäre das Spiel unentschieden ausgegangen", war sich Dutt sicher. Es war ein bitterer Ausgang eines Heimspieltages, auf dem der Werder-Coach dennoch voller Stolz blickte.

Mielitz: "Muss mich entschuldigen"



"Das Spiel war nach 20 Minuten ja praktisch schon gelaufen", meinte Dutt über den schnellen 0:2-Rückstand seiner Elf nach nur 17 Minuten und betonte dann umso mehr: "Danach hat sich die Mannschaft aber gesteigert und hat das gezeigt, wofür sie steht - fighten bis zur letzten Sekunde." Und die Bremer kämpften, einer für alle und vor allem alle für einen: Denn ihr Schlussmann Sebastian Mielitz, der in dieser Saison ihr großer Rückhalt gewesen ist, patzte bei beiden Gegentoren.

"Sebastian hat uns auch schon oft gerettet. Von uns wird es nur Zuspruch geben", erklärte Fritz, und auch von den übrigen Werderanern gab es keinerlei Vorwürfe an ihren Keeper. Der hatte jedoch das Bedürfnis, für seine Unsicherheiten, die Nicolai Müller und Shinji Okazaki eiskalt ausnutzten, gerade zu stehen. "Ich muss mich bei der Mannschaft und den Fans dafür entschuldigen", sagte Mielitz sehr selbstkritisch. "Ganz klar, das war nicht gut von mir. Aber solche Tage gibt es eben." Sorgen, dass der Ausrutscher nun auch in den nächsten schweren Spielen bis zur Winterpause gegen Hoffenheim, Bayern, Hertha BSC und Bayer Leverkusen hängen bleibt, macht sich Werders Nummer eins indes nicht.

Schweres Restprogramm



"Ich stelle mich der Kritik, aber ich weiß auch, was ich kann", sagte Mielitz, "das wird mich nicht lange belasten. Ich denke, dass ich das im weiteren Spielverlauf auch zeigen und einige Situationen noch entschärfen konnte." Werder wird seinen Rückhalt im Kasten auch benötigen, denn das Restprogramm ist schwierig, darüber macht sich auch Dutt keinerlei Illusionen: "Die Saison läuft, wie wir es prognostiziert haben. Wir müssen um jeden Punkt kämpfen."

Die Bremer trennen als Tabellenzwölfter derzeit nur vier Punkte vom Relegationsplatz. Die Lage ist prekär, doch Dutt ist nach dem kämpferischen Auftritt seiner Mannschaft zuversichtlich: "Ich habe großes Vertrauen, dass dieses Team die Aufgabe genauso angeht. Das Team wird noch ein paar Punkte bis zur Winterpause holen."

Aus Bremen berichtet Petra Philippsen