Bremens Abwehrhüne Per Mertesacker (r., hier im Duell mit Patrick Helmes) ist noch nicht in der überragenden Form der Vorsaison
Bremens Abwehrhüne Per Mertesacker (r., hier im Duell mit Patrick Helmes) ist noch nicht in der überragenden Form der Vorsaison

Werders holpriger Auftakt

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Es ist in dieser Saison einiges geboten, wenn Werder Bremen in der Bundesliga aktiv ist. An den ersten 12 Spieltagen fielen in jedem Spiel der "Grün-Weißen" im Schnitt 4,25 Tore.

Der Unterhaltungswert für die Fans ist top. Die Freude bei den Clubverantwortlichen hält sich dagegen in Grenzen. Warum? Das verrät der Blick auf die aktuelle Tabelle.

Zu viele Gegentore

Mit einem Torverhältnis von 28:23 und 17 Punkten belegt Werder den 10. Platz. Der Abstand zum Spitzen Duo Leverkusen und Hoffenheim beträgt bereits acht Punkte. Eine nüchterne Bilanz nach gut einem Drittel der Saison.

Der Hauptgrund für den schwachen Saisonstart dürfte die löchrige Abwehr sein. Werder blieb in dieser Spielzeit erst zwei Mal ohne Gegentreffer und stellt mit insgesamt 23 Gegentoren gemeinsam mit dem Karlsruher SC die anfälligste Defensive der Bundesliga.

"Merte" und Naldo noch nicht in Top-Form

Das liegt vor allem daran, dass die Innenverteidigung noch nicht an die Leistungen der vergangenen Spielzeit anknüpfen konnte. Das Duo Per Mertesacker und Naldo hat noch nicht zu seiner Top-Form gefunden.

Das bestätigt auch ein Blick in die Statistik: Entschied "Merte" in der Vorsaison noch 72,5 Prozent seiner Duelle am Ball für sich, gewinnt der Innenverteidiger aktuell nur noch 55,6 Prozent seiner Zweikämpfe. Naldos Zweikampfwerte sackten von 65,9 Prozent auf 55,4 Prozent ab.

Die mangelnde Defensivleistung nur auf Mertesacker und Naldo zu schieben, wäre allerdings zu leicht. Bislang standen die Bremer oft zu weit vom Gegner entfernt. Die Folge: Die gegnerischen Teams hatten viel Platz im Spiel nach vorne und kamen zu zahlreichen Torchancen und auch Toren.

Allofs nimmt kein Blatt vor den Mund

Die größte Enttäuschung im bisherigen Saisonverlauf erlebte Werder allerdings nicht in der Bundesliga, sondern in der Champions League. Am 4. Spieltag der "Königsklasse" setzte es gegen Panathinaikos Athen eine deftige 0:3-Heimpleite.

Nach diesem herben Rückschlag - nur wenige Tage zuvor hatten die Bremer noch mit 5:1 gegen Hertha BSC gewonnen - wurden Stimmen laut, die an der nötigen Einstellung der Werder-Profis zweifelten. "Ich habe schon einige Spiele gesehen, in denen wir uns schwer getan haben, aber ich kann mich an keines erinnern, dass wir so ohne Gegenwehr und ohne Mumm beendet haben. Da war überhaupt kein Aufbäumen. Das ist das Schlimmste, was man einem Sportler vorwerfen kann", ging Sportdirektor Klaus Allofs mit seinem Team hart ins Gericht.

Frank Baumann stieß ins gleiche Horn: "Wir müssen am Samstag gegen Bochum noch mehr Engagement zeigen und noch mehr aus uns herausholen, als in den vergangenen Wochen", nahm der Kapitän seine Mitspieler in die Pflicht.

Reaktion in Bochum

Mit Erfolg: Am darauffolgenden und gleichzeitig vergangenen Spieltag konnten die Bremer beim VfL Bochum zwar nicht gewinnen, doch an der richtigen Einstellung mangelte es definitiv nicht.

"Wir wollten eine andere Leistung als gegen Athen zeigen, das ist uns auch gelungen. Bis zum Strafraum hat das gut ausgesehen. Wir waren nur im Abschluss nicht entschlossen genug und haben uns für den Aufwand nicht belohnt. Das Einzige, was fehlte, waren die Tore", analysierte Trainer Schaaf das 0:0 in Bochum.

Optimismus kehrt zurück

Auch Diego sieht seine Mannschaft nach dem Remis im "Pott" auf dem richtigen Weg, richtete aber auch mahnende Worte an das Team. "Wir haben zu häufig gedacht, dass es nach Erfolgserlebnissen automatisch so weitergeht. Das war ein Fehler", sagte der Spielmacher in der Sendung "Sportclub" im NDR-Fernsehen.

Und weiter: "Wir sind nicht satt, und niemand akzeptiert, dass wir derzeit im Mittelmaß spielen", trat der Brasilianer Spekulationen entgegen, das Team sei nach den erfolgreichen vergangenen Jahren nicht mehr hungrig genug. Ganz im Gegenteil: "Wir können noch immer Titel holen. Daran müssen wir glauben, jeder Einzelne. Jetzt müssen wir Schritt für Schritt wieder nach vorn gehen."

Die nächste Gelegenheit dazu haben die Bremer am kommenden Sonntag, wenn der 1. FC Köln zu Gast im Weser-Stadion ist.

Sven Becker