Bremens Diego (r.) setzt sich gegen Sulley Muntari durch
Bremens Diego (r.) setzt sich gegen Sulley Muntari durch

Werders gebremste Euphorie

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Seine Spieler feierten noch mit den knapp 900 mitgereisten Fans im Giuseppe-Meazza-Stadion, da zog Trainer Thomas Schaaf staubtrocken eine nüchterne Zwischenbilanz.

"Wir müssen besser werden, mit Unentschieden kommen wir nicht weiter", meinte der Werder-Coach nach dem respektablen 1:1 (0:1) der Bremer bei Italiens Meister Inter Mailand. Immer noch liegt dem 47-Jährigen das 0:0 zum Champions-League-Auftakt gegen Neuling Anorthosis Famagusta aus Zypern im Magen.

Baumann kann "mit einem Punkt gut leben"

Und als die Akteure des deutschen Vize-Meisters frisch geduscht die Arena verließen, hatte sich auch ihre Begeisterung gelegt.

"Natürlich kann man mit einem Punkt in Mailand gut leben, aber es ist ärgerlich, dass wir im ersten Heimspiel den Sieg verschenkt haben", sagte Mannschaftskapitän Frank Baumann, der am schnellen Führungstor der Platzherren durch den Brasilianer Maicon (13.) nicht unschuldig war: "Da ist der Ball unglücklich gegen meine Beine geprallt."

Pizarro bestraft Passivität

Eine Niederlage der Hanseaten verhinderte Claudio Pizarro, der in der 62. Minute eine Flanke von Mittelfeldspieler Mesut Özil aus kurzer Distanz über die Linie drückte und damit die siegessicheren Zuschauer in eine Art Schockstarre versetzte.

Der Peruaner bestrafte damit die Zurückhaltung der Platzherren, die nach dem raschen Führungstor insbesondere in der zweiten Halbzeit zu passiv und zu nachlässig agierten und den verblüfften Norddeutschen häufig das Mittelfeld fast kampflos räumten.

"Inter hatte eine der besten Offensivreihen auf dem Platz, gegen die ich je gespielt habe, aber wir waren überrascht, wie viele Spielanteile man uns überlassen hat", erläuterte Nationalspieler Per Mertesacker, der stolz auf die Moral des Bundesliga-Dritten war: "Das frühe 0:1 hatte Inter voll in die Karten gespielt, unsere Ausgangsposition danach war schlimm. Aber mit Moral und viel gegenseitiger Hilfe haben wir uns wieder herangekämpft."

Mourinho erstaunlich gelassen

Inter-Trainer Jose Mourinho jedenfalls ließ sein höchstdotiertes Starensemble gewähren und sah dem allzu lockeren Treiben seiner Schützlinge in der zweiten Halbzeit mit erstaunlicher Gelassenheit zu.

"Wir hätten gewinnen müssen, aber Fußball ist nicht immer gerecht. Wenn schon ein Bremer gegen uns ein Tor schießen musste, dann gönne ich es noch Pizarro am meisten", sagte der Portugiese, der den Südamerikaner aus einer kurzen gemeinsamen Zeit beim FC Chelsea noch kennt.

"Noch nicht bei 100 Prozent"

Hätte allerdings sein ehemaliger Akteur Pizarro, der am Freitag 30 Jahre alt wird, in der Nachspielzeit eine weitere gute Einschussmöglichkeit genutzt, hätte Mourinho wohl weitaus weniger gelassen geplaudert. Der Torjäger sah dennoch einen Aufwärtstrend, bei sich selbst ebenso wie bei seinem Team:

"Ich bin immer noch nicht bei 100 Prozent, aber steigere mich von Spiel zu Spiel. Und als Mannschaft können wir mit dem Resultat sehr zufrieden sein. Hier werden noch ganz andere Klubs große Schwierigkeiten bekommen."

Allofs wartet auf Auswärtserfolg

Für Verfolger Bremen sind in der Vorrundengruppe B die kommenden zwei Partien gegen Schlusslicht Panatinaikos Athen Schlüsselspiele auf dem Weg ins Achtelfinale.

"Wer in Mailand Unentschieden spielt, kann auch in Athen einen Punkt holen", forderte Werder-Sportdirektor Klaus Allofs, der nun schon seit zwei Jahren auf einen grün-weißen Auswärtssieg in der Königsklasse wartet: "Ich weiß einfach nicht, warum wir in der Champions League auf fremden Plätzen immer so die Bremse drinhaben."