Thomas Eisfeld lebt seinen Traum: Er folgte Arsene Wengers Ruf und wechselte aus Dortmunds Jugend zu Arsenal London - und das mit nur 19 Jahren (© Imago)
Thomas Eisfeld lebt seinen Traum: Er folgte Arsene Wengers Ruf und wechselte aus Dortmunds Jugend zu Arsenal London - und das mit nur 19 Jahren (© Imago)

"Wenger hat gesagt: Geh' raus, hab Spaß"

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München - In der Jugend kickte er für Dortmund, jetzt hofft er bei Arsenal auf den Durchbruch: Thomas Eisfeld. Der 20-Jährige ist einer von jetzt bereits fünf Deutschen bei den Londonern. Im September traf er im League Cup bei West Bromwich (5:4 n.E.) zum 1:0 - sein erstes Tor für die Gunners im zweiten Pflichtspiel.

Für einen Einsatz bei seinem Ex-Club BVB (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) reicht es für das zuletzt angeschlagene Spielmacher-Talent zwar wahrscheinlich nicht. Dennoch sei es für Eisfeld, der im Januar 2012 den Schritt nach England wagte, "ein spezielles Match".

Eisfeld spricht mit bundesliga.de über seine Erfahrungen mit Star-Trainer Arsene Wenger und dessen Faible für deutsche Talente. Er erzählt von der Umstellung von Dortmund auf London - die German Connection um Mesut Özil, Per Mertesacker, Lukas Podolski und seinen Kumpel Serge Gnabry half ihm dabei enorm weiter. Mit Leander Siemann (18) und Gedion Zelalem (16) kicken sogar noch zwei weitere Jugendspieler mit deutschem Pass bei Arsenal.

bundesliga.de: Herr Eisfeld, am Mittwoch muss Arsenal zu ihrem Ex-Club Borussia Dortmund. Eine besondere Partie für Sie?.

Eisfeld: Ich freue mich auf das Spiel, auch wenn es für einen Einsatz vermutlich nicht reicht. Wegen Rückenproblemen konnte ich in den letzten beiden Wochen nicht trainieren. Dennoch ist es ein spezielles Match für mich. In Dortmund durfte ich den Großteil meiner Jugend durchlaufen, weshalb ich dem BVB natürlich noch verbunden und dankbar bin. Es wird ein Spiel auf sehr hohem Niveau. Dortmund wird diesmal offensiver spielen. Zuhause ist der BVB eine Macht. Es wird schwer für uns, allerdings hat Arsenal zuletzt in München (2:0), d. Red. auch sehr gut ausgesehen.

bundesliga.de: Im Hinspiel in London siegte die Borussia knapp. Wie war die Stimmung in der Mannschaft?

Eisfeld: Schon etwas betrübt. Ein Unentschieden wäre verdient gewesen, wir hatten sogar die etwas besseren Torchancen. Aber wir spielen in dieser Saison wirklich gut (Arsenal ist Tabellenführer, d. Red.). Deswegen ist die Stimmung allgemein gut.

bundesliga.de: Sie kamen in der D-Jugend zum BVB, spielten unter anderem mit Mario Götze zusammen. Mit 17 erlitten Sie dann einen Innenbandriss, nach dem Sie vier Monate lang außer Gefecht waren. 2012, mit 19, wechselten Sie dann zu Arsenal. Wie kam der Transfer zustande?

Eisfeld: Mein Berater hat mir am 28. Januar, also sehr kurz vor Ende der Transferperiode, vom Interesse Arsenals berichtet. Am 30. war ich schon im Flieger und am 31. habe ich unterschrieben! Es ging wirklich alles sehr schnell. Später erfuhr ich, dass der Transfer über mehrere Monate vorbereitet worden war. Ich habe mich sehr gefreut. Arsenal war schon vorher mein Traum-Verein, das hatte ich meinem Berater schon mit 15 gesagt. Das Team stand immer für guten Fußball und hat einen überragenden Trainer.

bundesliga.de: Wie war es, Arsene Wenger höchstpersönlich an der Strippe zu haben?

Eisfeld: Ich war schon aufgeregt. Ich war ja nur ein A-Jugendspieler in Dortmund. Wir haben kurz geredet. Es ist mir dann nicht schwer gefallen, ja zu sagen. Wenn ein Arsene Wenger anfragt, muss man nicht zweimal überlegen.

bundesliga.de: Was ist Wenger für ein Typ? Wie erleben Sie ihn im Trainingsalltag?

Eisfeld: Er redet nicht viel, ist ein ruhiger Typ. Aber wenn er etwas erklärt, bringt es dich auch weiter. Er kommandiert nicht großartig rum oder wird emotional. Er ist prägnant und kommt zur Sache. Für den Rest gibt es seine Co-Trainer.

bundesliga.de: Wenger beschreibt Sie als intelligent, gut ausgebildet und sehr beweglich. Er vergleicht Sie sogar mit dem ehemaligen französischen Spitzenspieler Robert Pires. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie so etwas hören?

Eisfeld: Es ehrt und motiviert mich natürlich, wenn der Trainer so etwas sagt. Aber ich weiß, dass ich noch lange nicht auf so einem Niveau bin. Pires' Spielweise gefiel mir immer, mein Stil ähnelt ihm schon etwas, könnte man sagen.

bundesliga.de: Arsenal setzt zurzeit vor allem auf deutsche Kräfte. Sie trainieren täglich mit Per Mertesacker, Lukas Podolski, Mesut Özil und Serge Gnabry. Wie hilfreich ist die deutsche Connection für Sie?

Eisfeld: Am Anfang war das sehr hilfreich. Ich konnte noch nicht so gut Englisch und musste mich erst einleben. Serge und Per haben mir da sehr geholfen. Mit Serge mache ich auch viel privat. Er wohnt nur 200 Meter von mir entfernt. Wir sehen uns fast jeden Tag, wir haben denselben Weg zum Training, gehen essen oder shoppen.

bundesliga.de: Wie groß war die Umstellung von Dortmund auf London?

Eisfeld: Ich bin weg von meiner Familie, meiner Freundin, meinem Freundeskreis. Das war schon schwierig. Dann habe ich mich noch direkt wieder verletzt und konnte acht Wochen nicht mit der Mannschaft trainieren. Das hat es auch nicht einfacher gemacht.

bundesliga.de: Vor etwas über einem Monat bestritt Arsenal gegen West Bromwich die dritte Runde des League-Cups. Sie trafen bei Ihrem zweiten Pflichtspiel-Einsatz zum 1:0...

Thomas Eisfeld: Das Spiel war natürlich etwas Besonderes für mich - mein erstes Pflichtspieltor! Und noch dazu vor den eigenen Fans. Bis einen Tag vor dem Spiel wusste ich nicht, dass ich spiele. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich direkt in der Startaufstellung stand. Arsene Wenger hat nur gesagt: "Geh' raus, hab' Spaß!" Erst war ich nervös, aber das hat sich dann gelegt. Ich habe versucht, mein Spiel zu spielen. Das ist mir ja auch ganz gut gelungen.

bundesliga.de: In der Auswahl zum Weltfußballer 2013 stehen sieben Bundesliga-Stars, zuletzt standen Bayern und der BVB im Champions-League-Finale. Was meinen Sie als Premier-League-Spieler, hat die deutsche der englischen Liga den Rang abgelaufen?

Eisfeld: Die Bundesliga hat auf jeden Fall aufgeholt. Bayern und Dortmund spielen einen Super-Fußball. Als Bayern ManCity auswärts vorgeführt hat - das war schon beeindruckend. Im Moment gibt es aber in der Premier League mehr Mannschaften, die um den Titel kämpfen können, für mich ist sie in der Breite also besser besetzt.

bundesliga.de: Können Sie sich vorstellen, irgendwann wieder in Deutschland zu spielen?

Eisfeld: Zurzeit konzentiere ich mich nur auf Arsenal. Selbstverständlich ist die Bundesliga aber nach wie vor eine sehr attraktive Liga.

Das Gespräch führte Christoph Gschoßmann