Die "Grün-Weißen" können sich als Dritte in der Liga noch für die "Königsklasse" qualifizieren
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Weit weg vom Sahnehäubchen

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Der Schlusspfiff ertönte und die Geschlagenen sanken zu Boden. Sie rissen sich das Trikot über den Kopf, um ihre Enttäuschung zu verstecken oder trommelten vor Wut mit der flachen Hand auf den Rasen.

1:2 hatten die A-Junioren von Hertha BSC das Finale um den DFB-Vereinspokal der Junioren verloren, rannten im Amateurstadion der Hertha bis zum Schluss an, um doch noch den Ausgleich zu schaffen, das Spiel zu drehen.

Als gut viereinhalb Stunden später nebenan im Olympiastadion Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer des "große" DFB-Pokalfinale abpfiff, gab es von den unterlegenen Profis von Werder Bremen keine dramatischen Verlierergesten zu sehen wie von den Hertha-Junioren zuvor: Die Überlegenheit des FC Bayern an diesem Samstagabend war einfach zu groß, das Finale zu früh entschieden

Werder realistisch in der Niederlage

"Wir hatten nicht den Tag, den man haben muss, um die Bayern zu schlagen. Die sind im Moment so gut drauf und strotzen vor Selbstvertrauen, dass wir keine Chance hatten. Das muss man auch mal ehrlich sagen", stellte Bremens Kapitän Torsten Frings fest. Trainer Thomas Schaaf stimmte nach der klaren 0:4 (0:1)-Pleite zu: "Bayern hat das Spiel verdient gewonnen."

Etwa zehn Minuten lang hatte es so ausgesehen, als könnte es der erhoffte offene Schlagabtausch der zwei spielstärksten deutschen Mannschaften werden. Auf Bayern-Seite verlangte Arjen Robben Werder-Keeper Tim Wiese schon nach drei Minuten mit einem Linkschuss alles ab. Nur fünf Minuten später bot sich den Bremern nach einem tollen Dribbling von Claudio Pizarro im Bayern-Strafraum die Doppelchance, selbst in Führung zu gehen.

Auch in der Folgezeit versuchten sich Pizarro und Mesut Özil, die offensiven Bestandteile des auf Ballsicherung ausgerichteten 4-4-1-1-Systems der Norddeutschen, daran, über schnelle Kombinationen in den Bayern-Strafraum vorzudringen - vergeblich. Die besseren Chancen hatten die Münchner. Und nach dem 0:1 durch Robben hatte Werder nur noch kurz nach der Pause bei der Großchance des eingewechselte Hugo Almeida die Gelegenheit, ins Spiel zurückzukommen.

"Wir konnten den Bayern nicht weh tun"

"In den entscheidenden Situationen hat uns etwas gefehlt", analysierte Geschäftsführer Klaus Allofs: "Wir hätten in Führung gehen können, wir hätten den Ausgleich machen können. Diese Situationen muss man nutzen, um gegen die Bayern in ihrer derzeitigen Form eine Chance zu haben."

Coach Schaaf, der bei einem Sieg alleiniger Rekordhalter mit vier Pokalsiegen als Trainer geworden wäre, ergänzte: "Unser Manko war, dass wir den Weg zum Tor nicht gefunden haben. Wir konnten den Bayern nicht weh tun, daher hatten wir letztlich keine Chance. Wir müssen versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen."

Kein Grund, auf die Mannschaft einzudreschen, die nur eines der letzten 14 Bundesligaspiele verloren hatte und sich noch den Qualifikationsplatz für die Champions League sicherte. Das war das Signal von Schaaf. Werder wurde gegen einen spielerisch überlegenen Gegner letztlich "nur" das Sahnehäubchen auf einer hervorragenden Saison verwehrt.

Frings glaubt an das "Triple"

Angesichts der Überlegenheit der Bayern relativierte sich die Niederlage schnell bei den Bremern. "Gegen diese Bayern haben schon ganz andere Mannschaften schlecht ausgesehen" - das war der unausgesprochene Unterton in vielen Kommentaren von Spielern und Verantwortlichen.

Zumal sich die eigene Niederlage ja auch noch in einem besseren Licht darstellen würde, falls die Bayern in der kommenden Woche als erste deutsche Mannschaft das Title-"Triple" perfekt machen und Inter Mailand im Champions-League-Finale besiegen. Für Torsten Frings steht das nach der Erfahrung von Berlin sowieso außer Frage:

"So wie die im Moment drauf sind bin ich mir sicher, dass sie auch die Champions League gewinnen. Und das haben die dann auch verdient."

Aus Berlin berichtet Matthias Becker