Tony Jantschke (r., gegen Kevin-Prince Boateng) und seine Gladbacher Kollegen haben Grund zum Feiern, denn...
Tony Jantschke (r., gegen Kevin-Prince Boateng) und seine Gladbacher Kollegen haben Grund zum Feiern, denn...

Gladbach feiert Weihnachten im April

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Gelsenkirchen - Tony Jantschke saß der Schalk nach dem 1:0-Sieg auf Schalke im Nacken. "Ein klasse Schuss, da war ich auch ein bisschen verblüfft", kommentierte Borussias Abwehrspieler launig und breit grinsend das Tor des Tages durch Patrick Herrmann. "Wenn er mit Rechts abzieht, ist ja oft schon Glück dabei. Aber jetzt mit links - Wahnsinn!"

Druck der Konkurrenten spürbar

Keine Frage, die Stimmung bei Team und Fans war prächtig nach dem Überraschungserfolg bei der bis dahin zweitbesten Mannschaft der Rückrunde. Stolze 22 Jahre hatte Gladbach auf einen Sieg auf Schalke warten müssen, der selten so gut passte wie dieses Mal. Zwei Spieltage vor Saisonende ist der Borussia der Europapokalplatz bei sechs Punkten Vorsprung sowie der um 18 Treffer besseren Tordifferenz gegenüber Augsburg praktisch nicht mehr zu nehmen (zum Tabellenrechner). "Ein Riesentag für Mönchengladbach. Wenn man sieht, was wir hier in den letzten dreieinhalb Jahren aufgebaut haben, dann ist das ein Glücksmoment - ein bisschen wie Weihnachten", schwelgte Jantschke im Glück.

Mit einer engagierten Vorstellung hatte Gladbach von Beginn an klar gemacht, dass man etwas mitnehmen wollte. Die Elf kontrollierte das Spiel, stand defensiv sicher und suchte aus der kompakten Deckung heraus ihre Chancen nach vorne. Jantschke bescheinigte der Mannschaft nicht zu Unrecht eine "kämpferisch richtig gute Leistung, zudem haben wir auch spielerisch den Ball vor allem in der ersten Halbzeit super laufen lassen."

Dabei wollte nach der Partie niemand mehr verhehlen, dass der Druck durch die Verfolger durchaus groß war. "Mainz hatte gewonnen, Augsburg hatte gewonnen - da hatten wir natürlich Druck", gab Jantschke zu. Die Anspannung war auch dem Trainer nicht verborgen geblieben. "In den ersten 15 Minuten haben wir noch überhastet gespielt, aber die erste Möglichkeit hat uns dann das nötige Vertrauen gegeben", analysierte Lucien Favre.

Kuriose Notiz am Rande: Fast über die gesamte Spielzeit kam Gladbach ohne Foulspiel aus. Nur Roel Brouwers musste in der Nachspielzeit einmal regelwidrig zulangen. Das hatte es zuvor in der Bundesliga noch nie gegeben, seit diese Daten erhoben werden. Und das ist immerhin schon seit 20 Jahren der Fall.

Gladbach kann doch Big Points holen

Der Sieg auf Schalke war für die Borussia auch ein Beweis, in den entscheidenden Momenten doch die Big Points machen zu können. Nach einer Sieglos-Serie von neun Spielen hatte Gladbach in Dortmund gewonnen, jetzt antwortete man auf den Rückschlag der beiden letzten Partien mit drei Punkten in Gelsenkirchen. "Wir haben schon in Dortmund gezeigt, dass wir wieder aufstehen können", freute sich Jantschke, der in der Stunde des Glücks aber auch vor den weniger guten Momenten nicht die Augen verschloss: "Es war wirklich eine durchwachsene Rückrunde und nicht immer einfach für uns."

Auch Martin Stranzl machte im Rückblick "viele Durchhänger in der Rückrunde aus. Bei dem einen oder andere flatterten doch ein bisschen die Nerven." Nun aber, mit der Garantie für einen Startplatz im internationalen Geschäft im Gepäck, soll vielleicht sogar noch etwas mehr drin sein als Rang 6 oder 7. "Jetzt können wir ein bisschen befreiter aufspielen. Es ist ein Ansporn, sich mit zwei Siegen noch Platz fünf zu holen", gab Max Kruse als Marschrichtung aus.

Champions League ist kein Thema

Der Manager blieb da naturgemäß noch etwas vorsichtiger. Max Eberl richtete den Blick nur auf das nächste Spiel am Samstag gegen Mainz: "Da geht es darum, den sechsten Platz abzusichern. Ob darüber hinaus noch mehr möglich ist, das wird man sehen." Auch Tony Jantschke möchte in erster Linie den eigenen Fans beim letzten Heimspiel ein "schönes Fußballfest und einen krönenden Abschluss im eigenen Stadion" bieten. Doch auch er verhehlte nicht, dass "wir ein bisschen daran glauben, am Ende sogar Fünfter werden zu können."

Nur über eine theoretisch sogar noch mögliche Qualifikation für die Champions League und damit über Platz 4 mochte niemand auf Gladbacher Seite ernsthaft sprechen. Und bei diesem Thema wurde sogar der launige Tony Jantschke ganz ernst. "Ob es Hoffenheim zuhause oder in Bremen war, wir haben einige Punkte liegen lassen, denen wir jetzt nachtrauern können. Um reif zu sein für die Champions League, hätten wir in der Rückrunde einfach konstanter spielen und mehr Punkte holen müssen."

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte