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David Alaba (l., neben Jerome Boateng) genehmigte sich beim Oktoberfest eine Spezi
David Alaba (l., neben Jerome Boateng) genehmigte sich beim Oktoberfest eine Spezi

Wehe, wenn er losgelassen

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München - Da sitzt er nun im Presseraum des FC Bayern vor der versammelten Journalistenschar und scheint kein Wässerchen zu trüben. Ja, sein Comeback in der österreichischen Nationalelf sei gut gelaufen, nein, er stelle keine Ansprüche an Jupp Heynckes, sagt der dunkelhäutige junge Mann mit monotoner Stimme. Ein Zwölftklässler, der sich vom Lehrer über ein schlecht vorbereitetes Thema ausquetschen lassen muss - das ist der Eindruck.

Mit 17 in der Nationalmannschaft

Wenn man also diesen schüchtern wirkenden "Pennäler" so betrachtet und seine kurzen, stakkatoartigen Antworten hört, dann fragt man sich unweigerlich, woher sein Temperament auf dem Platz kommt. Denn dort ist dieser David Alaba kaum zu bändigen - nach dem Motto: "Wehe, wenn er losgelassen".



Vor seiner Verletzung, einem Ermüdungsbruch im linken Fuß, den er sich im Trainingslager am Gardasee zugezogen hatte, wuselte der 20-Jährige die linke Seite auf und ab, dass den Gegenspielern Hören und Sehen verging. Ob im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid, in der Bundesliga oder im DFB-Pokal - Alaba stand trotz seines zarten Alters durchweg seinen Mann und wurde überhäuft mit Lobeshymnen.

Die Verletzung war der erste kleine Rückschritt in der Karriere des Österreichers, die bis dato nur eine Richtung kannte - nach oben. Von der Jugend des FC Bayern ging es über einen kurzen Umweg im U-23-Team direkt in den Profikader. Und weiter ging's im Eiltempo: Alaba war mit 17 Jahren der bislang jüngste Nationalspieler Österreichs sowie der jüngste Spieler des FC Bayern München, der im DFB-Pokal, der Bundesliga und der Champions League zum Einsatz kam. Zudem wurde er Im Dezember 2011 als bisher jüngster Spieler zu Österreichs Fußballer des Jahres gewählt.

"Damit habe ich nicht gerechnet"



Dass es nach der dreimonatigen Verletzungspause im gleichen Tempo wie zuvor weitergeht, davon ist auszugehen. Sein Comeback beim 4:0-Sieg gegen Kasachstan in Wien am Dienstag lieferte den Beweis, dass Alaba nichts von Schnelligkeit, Übersicht und Torgefahr eingebüßt hat. Nachdem er zwei Tore vorbereitete und eines selbst erzielte, wurde er in der 81. Minute mit Standing Ovations vom Publikum verabschiedet. Sein trockener Kommentar zwei Tage später: "Damit habe ich nicht gerechnet. Aber ich habe gut gearbeitet."

Während er im ÖFB-Team im Mittelfeld zur Geltung komt, beackert er beim Rekordmeister die linke Abwehrseite - auch wenn es ihn eher ins Zentrum drängt. "Ich fühle mich im Mittelfeld wohler, weiß aber, dass der Trainer mich eher links hinten sieht." Ein Problem damit hat er aber nicht - genauso wenig wie Alaba, Sohn einer Philippinin und eines Angolaners, der in Wien aufwuchs, irgendwelche Starallüren kennt.

Comeback gegen die Fortuna?



Im Gegenteil: Man bekommt den Eindruck, dass er sich weder von Rückschlägen noch Lobeshymnen beeindrucken lässt. Wenig verwunderlich ist daher, dass der junge Österreicher für das kommende Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf keinen Platz in der Stammelf fordert. "Der Trainer weiß, was er macht", sagt er zurückhaltend und verspricht: "Ich werde im Training weiter Gas geben" - selbst wenn es beim geplanten Rekordspiel der Bayern (achter Sieg im achten Saisonspiel) nicht für einen Einsatz reichen sollte.

Vermutlich wird Bayern-Coach Jupp Heynckes seinen Schützling behutsam aufbauen, ihm zunächst einige Kurzeinsätze geben und ihn vorsichtig in die Mannschaft integrieren. Zudem hat Heynckes nach dem überragenden Saisonbeginn keine Not, sein Team umzubauen.

Ob er denn wisse, in Düsseldorf zumindest im Kader zu stehen, fragt bundesliga.de den Österreicher am Ende des Presstalks. "Nö", antwortet David Alaba im Energiesparmodus - bevor er seine Sachen packt. Den Tatendrang hebt er sich für sein Comeback auf.

Von der Säbener Straße berichtet Johannes Fischer