Eintracht Frankfurt um Keeper Kevin Trapp hat beim 0:3 bei Borussia Dortmund klar die Grenzen aufgezeigt bekommen
Eintracht Frankfurt um Keeper Kevin Trapp hat beim 0:3 bei Borussia Dortmund klar die Grenzen aufgezeigt bekommen

Weckruf vor dem Schlüsselspiel

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Dortmund - Die Niederlage im ersten Duell ums internationale Geschäft hat Eintracht Frankfurt relativ gelassen und ruhig hingenommen. Wiederholen aber soll sich so etwas wie die nicht. Am Freitag beim SC Freiburg stehen die Hessen schließlich im Schlüsselspiel unter Zugzwang - es geht um Platz 4.

Veh übt Kritik

Vom Duell gegen den ganz, ganz großen Bruder hatte Trainer Armin Veh im Vorfeld des Dortmund-Spiels gesprochen. Spätestens nach der Partie war allen klar, warum der BVB trotz der imposanten Saison der SGE noch in einer anderen Liga spielt. "Es wäre sehr, sehr vermessen, wenn wir sagen würden, wir wären mit Dortmund auf Augenhöhe", stellte Torhüter Kevin Trapp nach der klaren Niederlage nüchtern fest.

Für die sonst auch so spielstarken Frankfurter war das vergangene Wochenende gleich in mehrerer Hinsicht Anschauungsunterricht - und damit zugleich ein kräftiger Weckruf für das Duell in Freiburg. Zum einen durften sie die individuelle Klasse bestaunen, die der BVB in seinen Reihen hat.



"Dortmund hat bessere Einzelspieler und als Verein mehr Möglichkeiten. Davon sind wir noch ein Stück weit entfernt", musste auch Eintracht-Kapitän Pirmin Schwegler neidlos anerkennen. Vor allem das kongeniale Duo Mario Götze und Marco Reus hatte es Coach Veh angetan: "Was die Beiden am Ball können - das macht Spaß, denen beim Kicken zuzuschauen."

Bei seinem eigenen Team vermisste der 52-Jährige diesen Spaß, weil die Eintracht nach dem frühen Platzverweis für Dortmunds Julian Schieber nicht einmal ihre Vorteile zu nutzen wusste. "°Wenn du ohne Hirn spielst, nutzt dir auch ein Spieler mehr nichts", kritisierte Veh. "Wir haben das zu sehr zentral gemacht. In der Überzahl musst du das Spiel aber verlagern."

Eintracht nicht clever genug



Und so gab es vom großen Bruder auch Nachhilfe in Sachen "intelligentes Spiel". Auch in Unterzahl legte die Borussia das Frankfurter Zentrum mit Schwegler und Sebastian Rode durch konsequente Manndeckung lahm. Das Umschalten funktionierte nicht mehr; Flügelspiel fand kaum statt oder war wirkungslos.

"Wir haben zu kompliziert gespielt und es immer wieder durch die Mitte versucht", schüttelte Sportdirektor Bruno Hübner den Kopf - und hofft nun, dass es die Mannschaft in Freiburg besser umsetzen kann. Dass die Gegner sich allgemein besser auf die Spielweise der Eintracht eingestellt haben, scheint jedenfalls klar. Mehr taktische Flexibilität ist also künftig gefragt, wenn nicht wie in Dortmund nur ein Sieg in der Statistik (58 Prozent Ballbesitz, 53 Prozent gewonnene Zweikämpfe) herausspringen soll.

"Sind in den Hammer gelaufen"



Beim BVB ist Frankfurt mit seiner offensiven Grundausrichtung an die Grenzen gestoßen, "weil die Borussia es nicht zugelassen hat, dass wir unser Spiel durchziehen", wie Trapp richtig feststellte. Oder um es mit Schwegler zu sagen: "Wir haben es probiert, aber es ist in die Hose gegangen. Wir sind ein bisschen in den Hammer gelaufen mit unserem Stil."

Doch den Glauben an das eigene Können samt Ballsicherheit und gewohnter Offensivkraft haben die Spieler deswegen noch lange nicht verloren. "Wir haben in dieser Saison oft gezeigt, dass wir uns nicht verstecken müssen. Unser Erfolg ist kein Zufall", meinte Trapp selbstbewusst. Mutig und forsch auftreten, früh attackieren und konsequent nach vorne spielen - so will Frankfurt prinzipiell auch in Freiburg wieder auftreten.

"Big-Point"-Spiel im Breisgau



Im Breisgau soll im Duell der Überraschungsteams möglichst auch die Marke von 40 Punkten fallen, die vor der Spielzeit als Ziel galt. Veh hatte mehrfach angekündigt, dann ein neues Saisonziel ausgeben und über die Verlängerung seines Vertrages reden zu wollen.

Weil die Eintracht aber längst zu Recht andere Ansprüche hat als den bloßen Klassenerhalt, geht es am Freitag um mehr als die ominöse Punkte-Marke. Im direkten Aufeinandertreffen mit dem Sport-Club geht es um Platz 4 und damit um die berühmten "Big Points" im Kampf um die europäischen Startplätze. Verliert Frankfurt erneut, zieht der Gegner in der Tabelle vorbei und die Eintracht fällt seit Wochen erstmals aus den Top 4 der Liga.

Frankfurt muss improvisieren



Ärgerlich für Veh, dass er ausgerechnet in diesem Spiel auf den gesperrten Takashi Inui verzichten muss. Alternativen auf der linken Außenbahn sind jedenfalls rar gesät. Zittern muss die SGE zudem um den Einsatz von Srdjan Lakic; der Stürmer konnte wegen einer Entzündung im Rücken seit dem Dortmund-Spiel nicht mehr trainieren.

Auch angesichts dieser Probleme ist der Eintracht-Coach sicher, "dass es ganz schwer wird am Freitag. Aber Freiburg ist nicht Dortmund."

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte