Lucien Favre wurde 2006 und 2007 jeweils Schweizer Meister mit dem FC Zürich
Lucien Favre wurde 2006 und 2007 jeweils Schweizer Meister mit dem FC Zürich

"Warum sollte Cicero zurückgehen?"

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Die aktuellen Erfolge von Hertha BSC Berlin sind auch eine Bestätigung für die konsequente Arbeit des Trainers Lucien Favre.

Mit acht Siegen aus den ersten 14 Partien kämpfte sich der Hauptstadt-Club überraschend sogar bis auf Platz 4 vor.

"Können optimistisch sein"

Im Interview mit bundesliga.de bestätigt der Schweizer zwar, dass "wir optimistisch sein können", will aber trotz des Höhenflugs die Zielsetzung nicht verändern. "Wenn wir unsere Ziele 2010 erreichen, bin ich zufrieden", so Favre.

Außerdem spricht der 51-Jährige über einen starken Neuzugang, den Stellenwert von Kapitän Arne Friedrich und den großen Rückhalt im Tor.

bundesliga.de: Herr Favre, gibt es angesichts der aktuellen sportlichen Situation - ihre Mannschaft steht auf Platz 4 der Tabelle - etwas zu bemängeln?

Lucien Favre: Nein. Ich habe bei meiner Ankunft in Berlin gesagt, dass unser Hauptziel auf dem Jahr 2010 liegt - bis 2010 datiert nämlich mein Vertrag - und wir bis dahin eine Mannschaft aufbauen. Das braucht seine Zeit. Wenn wir unsere Ziele im April oder Mai 2010 erreichen, bin ich zufrieden. Es ist eine schwierige Situation, die Aufsteiger haben zum Beispiel mehr Geld als wir und viele Möglichkeiten. Aber wir sind auf einem guten Weg und können optimistisch sein.

bundesliga.de: In den letzten Wochen hat besonders Cicero auf sich aufmerksam gemacht. Wie wichtig ist der Brasilianer für die Mannschaft?

Favre: Generell haben wir im vergangenen Winter und im Sommer vor dieser Saison gute Verpflichtungen getätigt. Das war eine ideale Ergänzung zu den Spielern, die schon hier waren. Natürlich sind Neuzugänge wichtig, aber genauso wichtig sind die alten Spieler. Es geht nur im Kollektiv. Aber klar, Cicero war eine gute Verpflichtung.

bundesliga.de: Gibt es schon konkrete Überlegungen, bei Cicero die Kaufoption zu ziehen?

Favre: Das weiß ich noch nicht, da ist Herr Hoeneß der bessere Ansprechpartner. Ich sehe keinen Grund, warum Cicero zurückgehen sollte. Aber wir sind ein Leihgeschäft eingegangen und das dauert zwei Jahre.

bundesliga.de: Ähnliches gilt auch für Andrey Voronin, der auch zunächst nur ausgeliehen ist…

Favre: Es ist schwierig, jetzt schon darüber zu sprechen. Wir haben noch nicht einmal die halbe Saison beendet.

bundesliga.de: Aber es läuft ja bisher sehr gut, was auch an der starken Defensive der Hertha liegt. Welchen Anteil hat Arne Friedrich daran, der von der Außenposition in die Innenverteidigung gerückt ist und von dort als Kapitän noch besser auf die Mannschaft einwirken kann?

Favre: Er macht seine Sache gut und ist ein Führungsspieler wie auch Joe Simunic neben ihm. Die beiden ergänzen sich in der zentralen Abwehr hervorragend. Aber dass die Abwehr stark ist, liegt an jedem Spieler. Die Stürmer sind die erste Barriere, dann das Mittelfeld und schließlich alle Verteidiger einschließlich unseres Torhüters.

bundesliga.de: Womit wir direkt bei Jaroslav Drobny sind, der eine sehr gute Saison spielt und ein großer Rückhalt für die Mannschaft ist. Wie groß ist sein Anteil an den Erfolgen?

Favre: Er ist ein Spieler mit einer sehr großen Ausstrahlung und Persönlichkeit, das hilft der Mannschaft. Er liefert sehr gute Leistungen ab und wir haben großes Vertrauen in ihn.

bundesliga.de: Hat sich das Kollektiv auch verbessert, weil man nicht mehr nur auf Tore von Marko Pantelic angewiesen ist?

Favre: Ja, wir haben uns vor allem im Kollektiv verbessert, sowohl in der Defensive als auch in der Offensive. Wir kombinieren besser und schneller, haben aber in beide Richtungen noch viel zu tun.

bundesliga.de: Bei wie viel Prozent ist die Mannschaft vom Potenzial her angekommen?

Favre: Jeder Spieler kann sich noch verbessern, wenn auch nicht alle mit einer Steigerung von 60 Prozent. Aber jeder Prozentpunkt ist wichtig und wird eine Verstärkung für die Mannschaft sein. Wir sind ein bisschen besser als vor einem Jahr, aber auf eine genaue Zahl möchte ich mich nicht festlegen.

Das Gespräch führte Thomas Mörs