Rheinderby unter ganz neuen Vorzeichen
Köln - Das rheinische Derby zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem 1. FC Köln feiert ein Jubiläum. Zum 60. Mal treffen die beiden Rivalen in der Bundesliga aufeinander - diesmal aber erstmals seit vielen Jahren unter ganz anderen Vorzeichen. Denn nicht der 1. FC Köln kämpft noch um den Klassenerhalt. Es ist die Werkself, die noch dringend Punkte benötigt. Die Domstädter ihrerseits wollen nach Europa. Für Brisanz ist also gesorgt.
Video: So lief das Hinspiel in Köln
Der 1. FC Köln landete letztmals in der Saison 1995/96 vor Bayer 04 Leverkusen. 21 Jahre ist das her, und es war auch keine richtige Ruhmestat damals. Denn beide Teams schulterten seinerzeit mit Ach und Krach als Zwölfter (Köln) und Vierzehnter (Leverkusen) den Klassenverbleib. Seitdem rangierte Bayer 04 immer vor dem Effzeh, der sogar acht Jahre lang zweitklassig war.
Kölner setzen auswärts auf Heimspielatmosphäre
In dieser Saison ist aber alles anders. Vom 1. Spieltag an stand die Werkself ohne Unterbrechung in der Tabelle hinter den Kölnern, die sich mit sechs Punkten aus den letzten beiden Partien der Saison mindestens Platz sieben sichern und bei einem Ausrutscher des SC Freiburg oder von Hertha BSC den direkten Sprung nach Europa schaffen können. "Wir haben eine schöne Situation, weil wir weiter dabei sind", freut sich Kölns Trainer Peter Stöger auf das Derby. "Wir haben eine Chance, wenn wir außerordentlich punkten. Es ist ein wichtiges Spiel."
Der 1. FC Köln könnte sich erstmals seit 1992 wieder fürs internationale Geschäft qualifizieren, während Leverkusen in der kommenden Saison nach acht Jahren wieder einmal die Europacup-Spiele vom heimischen Sofa aus verfolgen muss. In der Rückrunde lief bei Bayer 04 auch nach dem Trainerwechsel fast gar nichts mehr zusammen. Mit 13 Punkten aus 15 Spielen belegt sie Platz 16 in der Rückrundentabelle. Deshalb braucht die Mannschaft von Tayfun Korkut noch dringend Punkte, um den Super-GAU zu verhindern.
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Drei Punkte hat Leverkusen noch Vorsprung auf den Relegationsplatz. In der Stunde der Not, wollen nun alle zusammenrücken. Das Motto lautet: "Finally Red". "Gemeinsam kämpfen - gemeinsam siegen" stand auf den roten T-Shirts, mit denen sich die Mannschaft vor dem letzten Heimspiel aufgewärmt hat. Die gleichen T-Shirts wurden von Fans und Mitarbeitern beim Auswärtsspiel in Ingolstadt getragen, bei dem sich die Werkself nach einem Rückstand zurückgekämpft hat und nur knapp den Sieg verpasste.
"Wir sollten gar nicht auf die Tabelle schauen, sondern einfach nur das Spiel gewinnen", fordert Leverkusens Innenverteidiger Jonathan Tah. "Dann sind wir safe. Viel darüber nachzudenken, wäre nicht gut. Vor allem vor einem Derby." Auch die Kölner, die in der vergangenen Saison mit 2:1 die BayArena stürmten, setzen auf die Unterstützung durch die eigenen Fans. "Schon damals hörte es sich an wie im Heimspiel", erinnert sich Timo Horn gerne zurück.
Ein Selbstläufer werde das Derby aber keinesfalls, warnt der Keeper. "Leverkusen hat starke Individualisten, die den Schalter schnell umlegen können, unabhängig vom Verlauf der Saison. Da müssen wir in der Defensive aufpassen", sagt Horn. "Aber wir haben mit Tony Modeste einen Top-Stürmer vorne drin, der aus jeder Lage ein Tor machen kann. Er ist ein Faustpfand."
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Horns Erfolgsformel fürs Derby lautet: "Wir müssen aggressiv zu Werke gehen, um ihnen den Schneid abzukaufen. Im Derby ist immer alles möglich. Wenn wir mit der gleichen Aggressivität und dem Willen in das Spiel gehen wie in die letzten drei, sind auch dort drei Punkte möglich."
Tobias Gonscherowski