Die Maßnahmen von Trainer Felix Magath zeigen langsam Wirkung, zumindest hat sich der VfL Wolfsburg bereits bis auf Rang 10 vorgearbeitet
Die Maßnahmen von Trainer Felix Magath zeigen langsam Wirkung, zumindest hat sich der VfL Wolfsburg bereits bis auf Rang 10 vorgearbeitet

"Von uns kann man noch einiges erwarten"

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Wolfsburg - Volkswagen Arena Wolfburg, Samstag, 15:30 Uhr. Minus elf Grad zeigt das Thermometer. Damit ist das VfL-Stadion am 20. Spieltag der "Kühlschrank der Bundesliga". An keinem anderen Spielort herrschen so eisige Temperaturen.

Die Zuschauer aber vertrauten darauf, dass ihnen bei der Partie des VfL Wolfsburg gegen Borussia Mönchengladbach warm ums Fußball-Herz werden würde, denn Tore schienen garantiert: Noch nie endete ein Aufeinadertreffen zwischen "Wölfen" und "Fohlen" in der Bundesliga torlos.

Darüber hinaus sprach alles für einen Erfolg der Gastgeber: Von 23 Duellen konnten sie 14 für sich entscheiden und verließen nur sieben Mal als Verlierer den Platz, von elf Heimspielen in der Bundesliga gewannen die Niedersachsen neun.

Die Null steht wieder

Trotzdem blieben Tore dieses Mal aus. Aber es war eines der so genannten besseren 0:0-Spiele. Die Gäste aus Mönchengladbach begeisterten mit schnellem und sicherem Kombinationsfußball und zeigten, dass sie zu Recht auf einem Champions-League-Platz stehen, Wolfsburg hielt mit Kampf dagegen und zeigte sich besonders in der Defensive stark.

Mit 36 Gegentreffern stellen die "Wölfe" nach dem SC Freiburg (44) und dem 1. FC Köln (40) die drittschwächste Abwehr der Liga. Zuletzt stand aber drei Mal in vier Spielen die Null. Das hat es beim VfL seit der Meistersaison 2008/09 nicht mehr gegeben.

Gute Abstimmung

Da ist es nicht verwunderlich, dass Chefcoach Felix Magath sagt: "Das Spiel war ein Schritt nach vorn." Neben klar erkennbaren Verbesserungen in der Defensive, in der sich der zuletzt selten berücksichtigte Josue - laut Magath der "wichtigste Spieler im Meisterjahr" - im Mittelfeld hervorragend mit Winter-Neuzugang Petr Jiracek ergänzte und die Viererabwehr die Angreifer der Borussia gleich 13 Mal ins Abseits stellten, hat die Mannschaft ein Fitnesslevel erreicht, für das sich der Trainer einst den Spitznamen "Quälix" einhandelte.

Die "Wölfe" sind konditionell da angekommen, wo alle von Magath betreuten Teams irgendwann hinkommen: Während bei den Mönchengladbachern gegen Ende der Partie die Kräfte sichtlich nachließen, erhöhten die Niedersachsen minütlich den Druck. Kein Wunder, dass trotz 60 Prozent Ballbesitz und überlegener Zweikampfstärke (54:46 Prozent) für sein Team nicht nur "Fohlen"-Abwehrchef Dante gegenüber bundesliga.de "mit dem Unentschieden zufrieden" war.

Magaths Arbeit trägt Früchte

Defensive gestärkt, konditionell voll da - die Arbeit von Magath trägt langsam Früchte - wie er es auch versprochen hatte, als er im Verlauf der Vorrunde um Geduld bat. Eine Stammformation hat der Trainer dennoch noch nicht gefunden.

Gegenüber dem ersten Heimspiel nach der Winterpause gegen den 1. FC Köln hatte der 58-Jährige seine Mannschaft erneut auf vier Positionen verändert. Mit der Nominierung von Ibrahim Sissoko stellten die Wolfsburger einen neuen Bundesliga-Rekord auf. Der Neuzugang aus der portugiesischen Liga war bereits der 36. Spieler, der in der aktuellen Saison das grün-weiße Trikot trug. Zum Vergleich: Jupp Heynckes hat für den FC Bayern München bisher bloß 20 Spieler aufs Feld geschickt.

Rekordspieler Sissoko - Dauerbrenner Schäfer

"Das habe ich nicht gewusst", staunte Sissoko angesprochen auf die bemerkenswerte Marke. "Der Rekord ist mir egal", so der 20-jährige Profi von der Elfenbeinküste, "aber vielleicht bin ich ja der Letzte. Ich werde auf jeden Fall alles geben, immer spielen zu dürfen."

Magaths Rotationen sieht Marcel Schäfer sowieso nicht als Problem. "Wir spüren ja schon in der Woche im Training, wen der Trainer wohl bringen wird und nutzen die Trainingsspielchen, um uns einzuspielen", so der 27-Jährige.

Dabei hat Schäfer natürlich gut reden, denn er selbst ist von Magaths Wechsel-Experimenten bislang nicht betroffen. Der Ex-Kapitän, der gegen Mönchengladbach sein 150. Bundesliga-Spiel absolvierte, hat seit dem 19. Spieltag der Saison 2009/10 keine Minute versäumt und kam seither 70 Mal in Folge zum Einsatz. Keine Verletzung, keine Gelb-Sperre in zwei Jahren - für einen Feldspieler eine unglaubliche Bilanz.

"Weiter als vor einigen Wochen"

Aufgrund der zweiten Halbzeit war für Schäfer nach dem 0:0 "die zweite Null ein Erfolg, die erste nicht". Aber auch wenn die klare Überlegenheit in den letzten 20 Minuten nicht zu einem "Dreier" führte, war der Linksfuß mit der Leistung zufrieden. "Wir sind viel weiter als noch vor einigen Wochen. Das Spiel war ein weiterer Schritt nach vorne. Man spürt, dass unser Selbstvertrauen immer stärker wird", hat Schäfer festgestellt und blickt nach vorn: "So kann man noch einiges von uns erwarten."

Vor zu hohen Erwartungen zu diesem Zeitpunkt aber warnt der aus der Viererabwehr ins linke Mittelfeld vorgerückte Ex-Nationalspieler: "Wir sollten uns hüten, neue Ziele zu formulieren. Wohin das führt, haben wir in der vergangenen Saison gesehen", erinnert Schäfer daran, dass der VfL statt um die internationale Ränge zu spielen bis zum Ende der Saison gegen den Abstieg kämpfen musste.

Wichtig sei es, "dass wir das Heimspiel gegen Freiburg gewinnen und dann auch auswärts ein paar mehr Punkte einfahren", denkt Schäfer nicht sonderlich weit voraus. Auf jeden Fall wolle die Mannschaft sich bei den "tollen Fans mit guten Leistungen für die Unterstützung bedanken". Am besten mit Spielen, die das Fußball-Herz erwärmen.

Aus Wolfsburg berichtet Jürgen Blöhs