Sascha Burchert fliegt, David Jarolim (am Bildrand) lauert schon...
Sascha Burchert fliegt, David Jarolim (am Bildrand) lauert schon...

Von "Unglücksraben" und Debütanten

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Über die kuriosen Gegentreffer im Berliner Olympiastadion konnte der neue Hertha-Coach Friedhelm Funkel überhaupt nicht lachen, Trübsal wollte er nach seinem missglückten Einstand aber auch nicht blasen.

"Das war symptomatisch für unsere Situation, aber die Mannschaft hat sich nicht aufgegeben. Ich bin weiter optimistisch", sagte Funkel nach dem 1:3 (1:3) des Tabellenletzten gegen den weiter ungeschlagenen Zweiten Hamburger SV.

"Zurzeit nehmen wir alles mit"

Die siebte Bundesliga-Niederlage in Folge wird nicht nur Funkel ("In 30 Jahren Bundesliga nicht erlebt") in Erinnerung bleiben.

Torhüter Sascha Burchert hat mit seinen zwei folgenschweren Hechtsprüngen schon jetzt einen festen Platz in den Saisonrückblicken sicher. Hertha-Manager Michael Preetz flüchtete sich in Galgenhumor: "Die Gegentore werden in die Bundesliga-Geschichte eingehen. Zurzeit nehmen wir wirklich alles mit."

Rost bricht eine Lanze für Burchert

Dabei sah sein Kollege im gegenüberliegenden Tor die Schuld an den Gegentreffern nicht wirklich beim Ersatzkeeper Sascha Burchert. "Ich muss für den jungen Kerl eine Lanze brechen. Er hat in den Situationen gut mitgespielt und wurde von seinen zehn Kollegen im Stich gelassen", sagte HSV-Keeper Frank Rost.

"Solche Treffer bekommst du nur im Abstiegskampf

Nachdem bereits Innenverteidiger Kaka mit einem Eigentor (24.) die Euphorie nach dem 1:0-Führungstreffer durch Kapitän Arne Friedrich (9.) schlagartig gedämpft hatte, avancierte der 19-Jährige Burchert vor 49.208 Zuschauern im Olympiastadion zur tragischen Figur.

Kurz nach seiner Einwechslung für den verletzten Timo Ochs, der mit einem Muskelfaserriss ebenso wie Stammkeeper Jaroslav Drobny (leichter Bandscheibenvorfall) vorerst ausfällt, köpfte der Junioren-Nationaltorwart den Ball jeweils vor die Füße von David Jarolim (38.) und Ze Roberto (40.). Beide HSV-Stars lupften das Leder ins verwaiste Tor.

Viel Arbeit für Funkel

"Solche Treffer bekommst du nur, wenn du im Abstiegskampf steckst", sagte ein sichtlich geschockter Friedrich, der sein erstes Bundesligator seit zweieinhalb Jahren noch freudetrunken in der Fankurve gefeiert hatte.

Ein enttäuschter Kapitän, völlig verunsicherte Spieler, und ein junger Torwart, der aufgebaut werden muss: Funkel hat in der zweiwöchigen Länderspielpause alle Hände voll zu tun, um die Mannschaft für das "Kellerduell" beim Vorletzten 1. FC Nürnberg aufzurichten. "Das ist ein Gegner auf Augenhöhe. Dort müssen wir punkten", meinte der 55-Jährige.

HSV wie ein Spitzenteam

Der HSV dagegen trat wie eine Spitzenmannschaft auf, die sich auch von der schwachen Anfangsviertelstunde nicht verunsichern ließ. "Auch wenn die Tore kurios aussehen, wir haben sie erzwungen", sagte HSV-Trainer Bruno Labbadia und blickte bereits voller Vorfreude auf das kommende Gipfeltreffen in der heimischen Arena gegen seinen Ex-Klub und den punktgleichen Tabellenführer Bayer Leverkusen: "Das ist ein absolutes Spitzenspiel. Beide Teams haben eine große Qualität."

Bis dahin soll auch Top-Stürmer Mladen Petric, der sich am Sprunggelenk verletzte, wieder fit sein. Gerade im dünn besetzten Angriff wäre sein Ausfall katastrophal, zumal der HSV dem Ex-Dortmunder Ebi Smolarek, der vergangene Woche zur Probe mittrainierte, eine Absage erteilte.