Ivica Olic (M.) schnürte beim 5:1 in Bochum ein "Doppelpack" für die Münchener
Ivica Olic (M.) schnürte beim 5:1 in Bochum ein "Doppelpack" für die Münchener

"Von Ängstlichkeit ist nichts mehr zu sehen!"

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32, 31, 30...ein Countdown? Nein - viel spannender! Es sind Punktzahlen der ersten Drei in der Bundesliga-Tabelle. Vor dem 17. Spieltag bewegen sich Bayer Leverkusen, Schalke 04 und der FC Bayern fast im Gleichschritt.

Im großen Interview mit bundesliga.de nimmt Klaus Augenthaler, Bundesliga-Trainer u.a. in Leverkusen und in Wolfsburg, das Spitzentrio der Bundesliga unter die Lupe, spricht über den Aufschwung des FC Bayern, die junge Schalker Mannschaft und erklärt, weshalb Bayer Leverkusen in der Rückrunde nicht einbrechen wird.

bundesliga.de: Der FC Bayern ist in Top-Form. Drei Bundesliga-Siege in Folge, dazwischen das 4:1 in Turin. Kommt die Winterpause dem Team jetzt ungelegen?

Klaus Augenthaler: Das könnte man meinen. Das habe ich mir direkt nach dem Bochum-Spiel auch gedacht. Wichtig für die Bayern war, den Punkterückstand aufzuholen und wenn man nun auch gegen Hertha BSC gewinnt, kann die Winterpause auch kommen. Die Bayern haben die Kurve gekriegt.

bundesliga.de: Was sind die Gründe für die jüngsten Erfolge?

Augenthaler: Es gibt viele Gründe. Zum einen ist es so, dass sie sich zusammengesetzt haben. Sie haben sich gesagt: "Wir sind der FC Bayern, so können wir nicht weiterspielen. Es geht nicht, dass jeder für sich spielt, sondern wir müssen als Gemeinschaft auftreten."

bundesliga.de: Was gibt es sonst für Gründe?

Augenthaler: Die Bayern haben zuletzt fünf Spiele in Folge mit der gleichen Elf gespielt. Auch das ist ein sehr wichtiger Punkt.

bundesliga.de: Hat dies den Spielern jetzt das nötige Selbstvertrauen verliehen?

Augenthaler: Ja, wobei man die Spiele einzeln betrachten muss. In Hannover hatte der FC Bayern durchaus Glück, dass 96 gute Chancen nicht verwertet hat. Gegen Mönchengladbach hat Jörg Butt sehr gut gehalten. Überzeugend war allerdings das Spiel in Turin. Da war nichts mehr von Ängstlichkeit zu sehen.

bundesliga.de: Was war in diesem Spiel los? Das war ein ganz anderer FC Bayern.

Augenthaler: Die Spieler haben gewusst: "Wir haben hier nichts zu verlieren!" Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich noch nie so eine schwache italienische Spitzenmannschaft gesehen habe. Ich habe selbst einige Male gegen italienische Clubs gespielt - da bist du ohne blauen Flecken nicht nach Hause gefahren.

bundesliga.de: Wieso war das im Turiner Olympiastadion nicht der Fall?

Augenthaler: Entweder war Bayern so dominant oder Juventus zu kaputt. Aber das ist zweitrangig. Denn das war für mich ein Schlüsselspiel! Man hat es auch gestern in Bochum gesehen: Der FC Bayern ist mit viel Spielfreude aufgetreten.

bundesliga.de: Als Gesicht des Aufschwungs wird Ivica Olic genannt. Wie bewerten Sie seine Leistungen?

Augenthaler: Uns wurde Ivica Olic in Wolfsburg schon einmal angeboten, aber er war damals zu teuer für uns. Ich hätte ihn aber sehr gerne gehabt. Er ist wie Miroslav Klose ein unglaublich toller Mannschaftsspieler. Es gibt aber für mich einen weiteren ausschlaggebenden Spieler…

bundesliga.de:..wen meinen Sie?

Augenthaler: Bastian Schweinsteiger! Er spielt nicht mehr auf der Außenbahn, sondern mit Mark van Bommel im Zentrum und genau das ist sein Spiel. Vorher war das Zentrum mit van Bommel und Anatoliy Tymoshchuk mit zwei defensiven Spielern im Zentrum zu statisch.

bundesliga.de: Wir haben über Olic gesprochen, Sie haben Schweinsteiger angesprochen, aber auch Mario Gomez hat einen Lauf. Es scheint so, dass er und Olic gut zusammenpassen.

Augenthaler: Ja, wobei auch Miroslav Klose und Luca Toni vorher gepasst haben. Toni hat viele Tore gemacht, weil Klose uneigennützig gespielt hat. Und auch Mario Gomez schätze ich so ein, dass er uneigennützig spielt - und Olic sowieso! Genau das braucht eine Spitzenmannschaft.

bundesliga.de: Kann Gomez diese Form jetzt konservieren?

Augenthaler: Ja, natürlich. Es ist beim FC Bayern schon zur meiner Zeit als Spieler oder danach als Co-Trainer so gewesen, dass von einem neuen Stürmer viel erwartet wurde und er an der Ablösesumme gemessen wurde. Heute wird das noch mehr gemacht. Ein Stürmer braucht einfach eine gewisse Zeit. Der eine drei Monate, der andere vielleicht ein Jahr.

Im zweiten Teil des Interviews spricht Klaus Augenthaler über tiefstapelnde Schalker und das Leverkusener Erfolgsrezept