Bei der WM in Südafrika lief Mohamadou Idrissou (M.) drei Mal für Kamerun auf
Bei der WM in Südafrika lief Mohamadou Idrissou (M.) drei Mal für Kamerun auf

Vom "Enfant terrible" zum Spaßvogel

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Mönchengladbach - So stimmungsvoll ist Borussia Mönchengladbach selten in eine neue Spielzeit gestartet. Bei der Saisoneröffnung pilgerten weit über 50.000 Fans erwartungsfroh in den Borussia-Park. Denn es gab dort nicht nur den 110. Geburtstag der Borussia zu feiern und den mit vielen Stars angereisten FC Liverpool zu bewundern. Die Anhänger konnten auch erstmals die Neuzugänge des VfL unter die Lupe nehmen.

Besonders gespannt waren die Fans auf den Kameruner Mohamadou Idrissou. Der 1,87 Meter lange Stürmer war aus Freiburg mit der Empfehlung von neun Saisontreffern an den Niederrhein gekommen. Er soll den nach Berlin gewechselten Rob Friend ersetzen, der nach vielen Verletzungsproblemen nie mehr zu der Form zurückgefunden hatte, die ihn in Borussias Aufstiegssaison vor zwei Jahren noch ausgezeichnet hatte, als ihm 18 Tore gelungen waren.

"Das ist Wahnsinn"

Gegen Liverpool gehörte "Mo" Idrissou beim 1:0-Sieg (Torschütze Karim Matmour) bereits zu den Aktivposten der Borussia. Nach dem Spiel strahlte der Afrikaner über beide Backen. "Es ist Wahnsinn hier! Und so ein Sieg gegen Liverpool gibt ein richtig gutes Gefühl. Vorne hat zwar noch nicht alles gepasst, aber das kommt", sagte Idrissou.

Das sah auch Borussia-Trainer Michael Frontzeck so. "Für den Anfang war das schon ganz ordentlich", urteilte der Coach, der den Stürmer bereits seit ihrer gemeinsamen Zeit bei Hannover 96 kennt. Damals war Frontzeck Co-Trainer von Ewald Lienen. Sechs Jahre ist das zwar schon her, aus den Augen verloren hat der Trainer den Angreifer nicht.

Mittelfeld als Ziel

Seit zehn Jahren kickt Idrissou inzwischen in Deutschland. Der WM-Teilnehmer und 34-fache Nationalspieler jagte schon für die Oberligisten FSV Frankfurt und SV Wehen dem runden Leder nach, ehe ihm in Hannover der Sprung in die Bundesliga gelang. Nach weiteren Stationen beim MSV Duisburg und beim SC Freiburg will der 30-Jährige sich jetzt auch in Mönchengladbach durchsetzen.

"Ich freue mich sehr auf die Saison und auf die fantastischen Zuschauer", meint Idrissou. "Ich bin bereit, alle Ziele die sich der Verein steckt, mitzutragen." Die Vorgaben für die neue Saison sind klar definiert. "Kleine Schritte nach oben" peilt Michael Frontzeck an. Und Sportchef Max Eberl will das Ziel "Klassenerhalt" bewusst nicht mehr in den Mund nehmen. "Wir wollen uns nach der stabilen Vorjahressaison im Mittelfeld etablieren", fordert Eberl.

Idrissou kommt gut bei Kollegen an

Dafür kann die Borussia einen erfahrenen Spieler wie Mohamadou Idrissou gut gebrauchen. In 106 Bundesliga-Spielen traf der mit einem Vertrag bis 2012 ausgestattete Torjäger 22 Mal. Bei seinen Kollegen kommt der kopfballstarke und antrittsschnelle Nationalspieler gut an.

"Wir sind alle begeistert von ihm. Er ist ein sehr lustiger Typ", lobt Borussias Wirbelwind Marco Reus. "Er geht die Wege mit, er bietet sich an. Er setzt die Vorgaben des Trainers super um. Und das ist das Wichtigste."

Neben allen sportlichen Qualitäten eilt Mo Idrissou allerdings auch der Ruf voraus, nicht gerade pflegeleicht zu sein. Doch darum sorgen sich die sportlichen Verantwortlichen nicht. "Ein 'Enfant terrible' ist auch ein Typ Spieler. Nur mit Indianern kann man ebenso wenig Erfolg haben wie allein mit Häuptlingen. Die Mischung muss stimmen. Und darauf achten wir", sagt Max Eberl. Es sieht so aus, als könnte es passen.

Tobias Gonscherowski