Die Gestik sagt alles: Für Armin Veh (l.) war es die erste Pleite als Trainer gegen den FSV Mainz 05
Die Gestik sagt alles: Für Armin Veh (l.) war es die erste Pleite als Trainer gegen den FSV Mainz 05

Viele Fragezeichen beim HSV

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Hamburg - Im sechsten Anlauf hat es Armin Veh erwischt. Nach zuvor fünf ungeschlagenen Spielen verlor er erstmals als Trainer gegen den 1. FSV Mainz 05. Und das deutlich. Mit 2:4 verließ der Hamburger SV den Platz als Verlierer.

"Die Mainzer waren besser, haben zielstrebiger, frecher und schneller gespielt als wir", analysierte ein sichtlich frustrierter Armin Veh nach dem Schlusspfiff: "Wir hatten Schwierigkeiten in beiden Halbzeiten und sind trotzdem zwei Mal in Führung gegangen. Nach dem 2:1 müssen wir einfach cleverer agieren und so ein Spiel nach Hause bringen. Leider haben wir es nicht geschafft und nach dem 2:2 wurden wir im eigenen Stadion ausgekontert."

Veh beklagt fehlende Perspektive

Zwei Tage später zog der Hamburger Coach dann eine weitreichende Konsequenz. "Aufgrund der aktuellen Lage, in der wir uns zurzeit befinden, werde ich in der nächsten Saison nicht mehr als Trainer zur Verfügung stehen", verkündete Veh auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Damit lässt er die Option auf ein weiteres Jahr als Trainer beim Bundesliga-"Dino" ungenutzt.

Als Hauptgrund nannte Veh die fehlende Perspektive. "Auch wenn wir sportlich nicht dort stehen, wo wir gerne stehen würden, braucht man dennoch eine Perspektive. Diese ist für mich nicht vorhanden. Man muss wissen, mit wem man zusammen arbeitet."

Keine Verlängerung mit Hoffmann und Kraus

Die Einigung mit Frank Arnesen, der ab Sommer als Sportdirektor an der Elbe anfangen wird, bezeichnete der 50-Jährige als "gute Entscheidung". Am späten Sonntagabend stellte das Ergebnis der Abstimmung des Aufsichtsrates über die Zukunft der Vorstandsspitze den HSV allerdings vor neue Probleme abseits des Feldes. Eine Mehrheit für die Vertragsverlängerung über den 31. Dezember 2011 hinaus wurde nicht erreicht.

"Bernd Hoffmann und Katja Kraus werden die Geschäfte bis Jahresende ganz normal weiterführen. Ich habe den Eindruck, dass sie sehr professionell mit der Sache umgehen. Und ich bin der festen Überzeugung, dass sie dieses auch mit der gleichen Professionalität wie bisher im Sinne des HSV tun werden", versuchte der Aufsichtsratsvorsitzender Otto Rieckhoff, die Lage sachlich neutral zu bewerten.

Für Veh hingegen ist die Situation nun prekär. "In dieser Konstellation ist der Verein schwer handlungsfähig. Ich sehe ein riesiges Vakuum", so der Trainer, der sich aber dennoch kämpferisch gab: "Wir haben noch neun Spiele, in denen wir immer noch die Chance haben, auf einen internationalen Platz zu kommen."

Aogo: "Fällt mir schwer, eine Erklärung zu finden"

Mit der Heimpleite gegen Mainz sind die Chancen der "Rothosen" auf den Einzug in die Europa League erstmal gewaltig gesunken. Ein Sieg mit zwei Toren Vorsprung hätten Platz 5 bedeutet. Jetzt liegt der HSV in der Tabelle sechs Zähler hinter dem FSV und fünf hinter dem FC Bayern.

"Es war ein Sechs-Punkte-Spiel und es fällt mir schwer, eine Erklärung zu finden, weshalb wir es immer wieder verpassen, die Spiele zu gewinnen, in denen wir unsere Ziele - in diesem Fall Platz 5 - erreichen können", haderte Dennis Aogo mit der Situation. "Es ist ärgerlich für uns alle, für uns als Team und für unsere Fans."

Hoffen auf den Nord-Süd-Klassiker

Auf und neben dem Rasen läuft es für die Norddeutschen also eher holprig. Die Spieler haben sich angesichts der Vorzeichen für den weiteren Saisonverlauf jedoch nicht aufgegeben. Im Gegenteil.

"Die Niederlage gegen Mainz tut natürlich auch deshalb weh, weil wir im Kampf um die Europapokal-Qualifikation gegen einen direkten Konkurrenten verloren haben. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass wir am Ende unter den ersten fünf stehen werden", meinte Torjäger Mladen Petric.

Dass die Reise am Samstag zum Rekordmeister nach München geht, sieht Aogo dabei nicht zwingend als Nachteil. "Nächstes Wochenende geht es gegen die Bayern. Die sind ja derzeit auch etwas angeschlagen. Vielleicht geht da ja was." Zumindest in einem Punkt steht es vor dem Nord-Süd-Klassiker schon unentschieden: Auch Bayern-Trainer Louis van Gaal wird in München nur noch bis zum Saisonende das Zepter schwingen.

Aus Hamburg berichtet Michael Reis