Viele Baustellen beim 1. FC Köln
Köln - Es rauscht wieder einmal gewaltig im berühmt-berüchtigen Kölner Blätterwald. Der Boulevard sorgt sich um den 1. FC Köln und geht dabei nicht zimperlich mit dem rheinischen Traditionsverein um. Nach fünf Spielen ohne Sieg und Platz 17 in der Tabelle läuten die Alarmglocken.
Vergessen wird dabei, dass die die nüchternen Fakten zwar in der Tat Grund zur Besorgnis bieten, bei näherer Betrachtung aber auch zu Hoffnung Anlass geben. Das scheint paradox. Doch noch ist beim 1. FC Köln im Vergleich zur letzten Saison nichts Schlimmeres passiert als vor Jahresfrist und schon gar nichts verloren.
Kaum ein Unterschied zum Vorjahr
Auch vor einem Jahr hatte der FC nach acht Spieltagen nur fünf Punkte auf dem Konto, dazu das Torverhältnis 5:10. Machte Platz 16. In dieser Spielzeit stehen wieder fünf Punkte bei 8:15 Toren zu Buche.
Vergleicht man die Resultate gegen die gleichen Gegner mit denen des Vorjahres, wobei man die Absteiger aus Berlin und Bochum durch die Aufsteiger aus Kaiserslautern und St. Pauli ersetzt, lässt sich wiederum kein Unterschied feststellen. Damals holten die Kölner auch nur fünf Punkte bei 4:12 Treffern. Am Ende schaffte der FC relativ problemlos den Klassenerhalt.
Probleme im Sturm
Also wieder nur viel Lärm um nichts? Ganz so einfach ist es nun auch nicht. Es gibt eine Menge Baustellen im Verein, wie zum Beispiel die magere Chancenverwertung. Acht Tore haben die Kölner in dieser Saison bislang geschossen, das ist zusammen mit dem FC Bayern der schlechteste Wert aller Clubs. Und bis auf Lukas Podolski hat kein Spieler mehr als ein Mal geknipst. Milivoje Novakovic, der in seiner ersten Bundesliga-Saison 2008/2009 noch 16 Mal für die Kölner traf, hat nur im ersten Spiel gegen Lautern getroffen, zuletzt kam der Slowene nicht über Kurzeinsätze hinaus.
Dazu kommt die Unruhe, die entstand als Torwart Faryd Mondragon vor dem Dortmund-Spiel das Mannschaftshotel verließ. Soldo hat sich gegen den BVB für Keeper Miro Varvodic entschieden. Und auch wenn die Diskussionen hoch kochen, seitens des Vereins wird dem Trainer der Rücken gestärkt.
"Natürlich sind wir alle nicht mit unserem momentanen Tabellenstand zufrieden. Aber alles in Schutt und Asche zu reden oder zu schreiben, hilft hier nicht weiter"; meint auch Manager Michael Meier. "Es gibt hier keine chaotischen Zustände beim 1. FC Köln, sonst wäre auch so eine Leistung wie die gegen Borussia Dortmund nicht möglich gewesen. Was wir brauchen sind Punkte, und das so schnell wie möglich."
"Die Lage wird bedrohlicher"
Denn die sportliche Darbietung im letzten Heimspiel bei der unglücklichen 1:2-Niederlage gegen den neuen Tabellenführer Borussia Dortmund war durchaus ansehnlich. Überhaupt präsentieren sich die Kölner im RheinEnergie Stadion stark verbessert gegenüber der letzten Saison.
Allerdings belohnt sich die Truppe für ihre guten Leistungen nicht mit Punkten. "Wir haben gut gekämpft und ein ordentliches Spiel gemacht", meinte Lukas Podolski. "Ein Punkt wäre verdient gewesen. Aber am Ende stehen wir wieder ohne Punkte da. Die Lage wird jetzt bedrohlicher, keine Frage. Aber wir müssen weitermachen. Uns bleibt keine andere Wahl."
Podolski hält dem Druck stand
Der Nationalstürmer war gegen Dortmund der beste Kölner und Schütze des einzigen Tores. Podolski zeigte, dass er mit dem Druck umgehen kann und sich mit dem Verein total identifiziert.
Er geht voran und übernimmt Verantwortung. Und er bricht eine Lanze für seinen Trainer: "Der Trainer hat einen einwandfreien Charakter und ist ein Supertyp. Wenn wir wie in den letzten Wochen immer wieder Fehler machen, kann der Trainer auch wenig dafür."
Der Befreiungsschlag ist möglich
Am kommenden Samstag gastiert der 1. FC Köln bei Hannover 96. Dort gelang im Vorjahr ein klarer 4:1-Sieg. Es ist wieder die Chance für den Befreiungsschlag. "Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie in sehr engen Situationen Qualität zeigt", gibt sich Michael Meier optimistisch.
"Ich gehe davon aus, dass wir die Situation meistern. Aber ich will nichts schön reden", so der Manager weiter. "Wir sind in einer schwierigen Situation. Die Tabellensituation ist sehr kritisch. Wir müssen sehen, dass wir uns durch harte Arbeit das Glück, das uns zuletzt fehlte, wieder erarbeiten."
In Hannover muss der Neuanfang gestartet werden. Gelingt das nicht, dürfte es für die sportliche Leitung in Köln nicht einfacher werden. Der 1. FC Köln steht vor großen Herausforderungen.
Aus Köln berichtet Tobias Gonscherowski