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Viel Musik, aber kein Paukenschlag

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München - Es hätte so schön sein können: Die Jubiläums-Wiesn eröffnet, Blaskapellen im Stadion, dazu ein Sieg gegen Köln. Allein, es blieb beim 0:0. Hat der FC Bayern etwa das Toreschießen verlernt?

Louis van Gaal stand beim Aufwärmen stoisch am Spielfeldrand, die Hände in den Taschen seiner Anzughose - die fünf Meter entfernt munter aufspielenden Blaskapellen beachtete er kaum. Gleich drei Musikgruppen in Trachten waren traditionell zur Eröffnung des Oktoberfestes in die Allianz Arena gekommen, aber eine Regung entlockten sie dem Bayern-Trainer nicht - so, als ob er ahnte, dass im Spiel seiner Mannschaft gegen Köln zwar viel Musik, aber kein Paukenschlag drin sein sollte.

Van Gaal sagt: Es fehlt schlicht das Glück

Nach null Toren in Kaiserslautern und null Toren gegen Bremen traf seine Mannschaft auch gegen den FC nicht. Drei Bundesliga-Spiele in Folge ohne Tor - das gab es zuletzt im Jahr 1998. Wissen die Bayern also nicht mehr, wie ein Treffer erzielt wird? Doch, sagte Trainer van Gaal nach dem Spiel. "Uns fehlt im Moment das Glück. Wir müssen diesen Weg weitergehen, dann bin ich sicher, dass wir auch wieder unsere Tore machen. Das ist nur eine Frage der Zeit."

Tatsächlich sah das Spiel des Rekordmeisters nicht so schlecht aus, wie es auf dem Papier scheint. Zumindest variabel war es, die Mannschaft versuchte alles: Mal probierten sie es mit Flanken, mal durch die Mitte, mal dribbelten Ribery oder Kroos in den Strafraum. Aber, wie Kapitän Mark van Bommel sagte, "da standen auch sehr viele Kölner". Gegen einen solch defensiven Gegner sei es immer schwer. Deren Kapitän Lukas Podolski hob denn auch den kämpferischen Einsatz hervor: "Jeder hat gefightet, wir haben defensiv gut gestanden." Auf diese Weise misslangen beispielsweise 37 Bayern-Flanken, nur acht kamen beim Mitspieler an.

Mut macht: Die Bayern haben enorm viele Ballkontakte

Kroos war diesmal im rechten offensiven Mittelfeld zum Einsatz gekommen, Thomas Müller rückte ins Zentrum, davor stürmte Miroslav Klose. "Ich denke, dass wir zwingend spielen, vorne reinkommen, Chancen kreieren", sagte Kroos - aber diesmal fehlten eben klarste Torchancen ebenso wie der Tor-Erfolg. "Vorm Tor müssen wir noch entschlossener sein", forderte der Nationalspieler. Auch der gebürtige Bayer Müller, gegen Rom noch der Held, erreichte zum Wiesn-Beginn nicht seine Normalform. Obwohl Kroos häufig nach innen zog, wich Müller nicht auf den Flügel aus - das hätte vielleicht Löcher im engmaschigen Abwehrnetz gerissen.

Hinzu kam: Anders als in der Champions League nahm der Druck ab der 70. Minute nicht mehr zu. "Wir haben dominant gespielt, überzeugend, aber wir haben das Tor nicht geschossen", fasste van Bommel zusammen. Die nackten Zahlen geben ihm recht: Bastian Schweinsteiger verzeichnete einmal mehr 124 Ballkontakte. Im Schnitt kommt der FCB auf 774 pro Spiel. 2009/10 waren es 775 - beides einsame Spitze ().

Das Problem: Die Chancenverwertung ist ausbaufähig

Aber der Mannschaft geht derzeit die Genauigkeit ab: Nur 35,2 Prozent der Schüsse finden den Weg auf das Tor - kaum ein anderes Team ist schwächer. Und während die Bayern in der vergangenen Saison fast jede fünfte Chance verwerteten, stehen sie momentan bei 3,7 Prozent - dem schlechtesten Wert aller 18 Bundesligisten. "Insgesamt sind wir noch nicht in Tritt", monierte Lahm.

Dass die Kölner sogar Chancen zum Sieg hatten, bewertete der rechte Verteidiger derweil als "normal". Sorgen machen sich die FCB-Profis ohnehin nicht, obwohl zwei Tore nach vier Spieltagen Negativrekord des Rekordmeisters sind. Einerseits, weil sie - wie Klose - glauben, dass es schlicht an Glück fehlt. Andererseits, weil sie - wie van Bommel oder Torhüter Hans-Jörg Butt - darauf verweisen, dass es eine ähnliche Phase schon im vergangenen Jahr gab.

Keine Panik: Schon 2009 spielten München und Köln 0:0

In der Tat: Auch 2009 spielte Köln in München 0:0 - der FC ist damit in der Allianz Arena unbesiegt. Wie erfolgreich die Saison für die Bayern dennoch wurde, ist bekannt. Unter anderem schossen sie in der Bundesliga 72 Tore. "Ich bin davon überzeugt, dass wir nicht vier Spiele ohne eigenes Tor bleiben", folgerte Torhüter Hans-Jörg Butt.

Von einem Besuch des Oktoberfestes wollten die Bayern indes nichts wissen - unabhängig vom Ergebnis. Mehr als den Auftritt der Blaskapellen werden sie also vorerst nicht mitbekommen von der Jubiläums-Wiesn, denn schon am Dienstag geht es nach Hoffenheim. Dort, da sind sich die Spieler einig, sollen drei Punkte her. Das heißt: Die Bayern müssen wieder Tore schießen.

Und für den ein oder anderen Paukenschlag sorgen.

Aus der Allianz Arena berichtet Peter Seiffert