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FC Bayern München und Julian Nagelsmann - das passt perfekt

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Julian Nagelsmann ist eines der gefragtesten Trainertalente im europäischen Fußball. Deshalb lotste der FC Bayern München den 34-Jährigen im Sommer von Ligakonkurrent RB Leipzig zu sich. Eine kluge Entscheidung, denn der in Landsberg am Lech geborene Nagelsmann bringt Vieles mit, um den Titelhunger des FCB stillen zu können.

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So richtig überrascht war keiner mehr in Fußballdeutschland, als sich der FC Bayern München im Sommer die Dienste von Julian Nagelsmann sicherte. Nach der rund dreimonatigen Amtszeit fällt das Zwischenzeugnis für den 34-Jährigen äußerst positiv aus. In der Bundesliga hat sich tabellarisch im Vergleich zur Vorsaison nichts verändert - Bayern grüßt mit 18 Punkten von der Tabellenspitze. Ebenfalls auf Platz eins stehen die Münchner in ihrer Champions-League-Gruppe - am Mittwochabend gab es einen souveränen 4:0-Sieg bei Benfica Lissabon. Die Pflichtaufgabe in der 1. Runde des DFB-Pokals wurde ebenfalls locker mit 12:0 gegen den Bremer SV absolviert.

Auch wenn Julian Nagelsmann jetzt positiv auf das Coronavirus getestet und von der Mannschaft isoliert wurde, ist er natürlich auch in der häuslichen Isolation weiterhin das Mastermind hinter allen Matchplanen der Münchner.

Die bayrische "Mia-san-Mia"-Mentalität scheint dabei perfekt zu Nagelsmann zu passen. Ehrgeiz, Ungeduld, Professionalität, eine gehörige Portion Modernität hinsichtlich seines taktischen Verständnisses sowie Reflexionsfähigkeit zeichnen den jüngsten Cheftrainer der Bundesliga aus. Alles Qualitäten, die an der Seitenlinie des größten Vereins in Deutschland gefragt sind. Kaum einer hegt wohl Zweifel an der Säbener Straße, dass der neue FCB-Coach der Aufgabe gewachsen ist.

Beide Fäuste nach oben: FCB-Cheftrainer Nagelsmann gewohnt emotional am Seitenrand - via www.imago-images.de/imago images/ActionPictures

Sich bewerben oder gar anbieten musste Nagelsmann nicht. Die Leistungen bei seinen vorherigen Profi-Stationen als Trainer in Hoffenheim und Leipzig sprechen für sich. Seine Hard und Soft Skills sind hinlänglich bekannt. Selten war ein Fußballlehrer - Abschlussnote 1,3 - so begehrt wie der 34-Jährige. Der ihm innewohnende Ehrgeiz überträgt sich zunehmend auf das Starensemble der Münchener, das ihrem Chef den nötigen Respekt entgegenbringt. Nagelsmann fordert viel, bekommt aber auch viel zurück. Er kann mannschafts- und individualtaktische Dinge gut vermitteln, treibt seine Spieler und sich selbst vor, während und nach Spielen zu Höchstleistungen an. Druck scheint ihn eher zu beflügeln statt zu hemmen.

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Nahezu perfekt und nach Nagelsmanns Vorstellungen verlief die erste Hälfte in Leverkusen an Spieltag acht, als die Münchner mit 5:1 über die Werkself hinweg fegten. Ein Auftreten, das so selbst in der Flick-Ära selten zu sehen war. Ein deutlicheres Signal an Leverkusen oder die Konkurrenz aus beispielsweise Dortmund und Leipzig hätte der Rekordmeister wohl kaum aussenden können. "Ich bin sehr zufrieden, diese Mannschaft mit dieser Qualität, dieser Gier und Lust, Erfolge immer wieder zu bestätigen, zu trainieren", sagte er im Vorfeld des Champions-League-Spiels in Lissabon rückblickend auf die fast schon Machtdemonstration.

Ein weiterer Erfolgsbaustein im Coaching von Nagelsmann ist, dass er im Vergleich zu seiner vorherigen Station in Leipzig in puncto Rotation einen Gang herunterschaltet. Er scheint seine Startelf vorerst gefunden zu haben. Erstmal soll diese seine Spielphilosophie aufsaugen. Die Vermittlung gelang ihm erstaunlich schnell. Was eine eingespielte Mannschaft mit diesen Individualisten auf den Platz zaubern kann, zeigte sich wie erwähnt bei Bayer 04. In Hälfte eins wurde die Werkself in ihre Einzelteile zerlegt, blitzschnell und technisch fein kombinierten sich die Münchener durch die gegnerischen Abwehrketten. Neben dem Bayern-typischen Ballbesitzfußball hat Nagelsmann das Pressing noch stärker verankert und damit Elemente aus Leipzig implementiert.

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Dass er Spielern wie Leroy Sane zu neuem Elan und Spielwitz verhilft, unterstreicht seinen Zugang zur Mannschaft. Nagelsmann, der sogar ein Jahr jünger als der älteste FCB-Spieler Manuel Neuer ist, genießt ein hohes Ansehen im mit Nationalspielern gespickten Kader. Auch oder gerade weil er aufgrund einer Sportinvalidität keine große Karriere als Spieler hinlegen konnte, scheint Nagelsmann im Trainerjob umso mehr aufzugehen. Der Begriff "Laptoptrainer" ließe ihn fast zu einseitig wegkommen. Nagelsmann ist nicht nur detailverliebt und analytisch, er ist zugleich Motivator und Rhetoriker. In der Ansprache zur Mannschaft und Öffentlichkeit. Es scheint, als hätten die Münchener ihren passenden Deckel gefunden. Und Nagelsmann hat gefühlt gerade erst angefangen.