VfB-Trainer Thomas Schneider schenkte den "jungen Wilden" gegen Hannover das Vertrauen
VfB-Trainer Thomas Schneider schenkte den "jungen Wilden" gegen Hannover das Vertrauen

Schneiders Mut wird belohnt

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Stuttgart - Der VfB Stuttgart atmet auf. Nicht nur, dass man Hannover 96 nach großem Kampf besiegt hat, die Schwaben können sich offenbar auch auf ihre jungen Talente verlassen. Thomas Schneider vertraut ihnen - und dieses Vertrauen haben ihm Werner, Khedira und Co. mit einer tollen Leistung zurückgezahlt.

Es wirkte beinahe so, als wollte VfB-Trainer Thomas Schneider den Tag wirklich zu etwas ganz Besonderem machen. Schneider, bislang steter Verfechter des rot-weißen Trainingsanzuges, stand diesmal im feinen Zwirn an der Seitenlinie und kam aus dem Staunen kaum noch heraus. Gleich auf mehreren Positionen hatte er seine Mannschaft im Vergleich zur Vorwoche verändert. Die bisherigen Stammspieler Alexandru Maxim, William Kvist und Georg Niedermeier saßen auf der Bank, dafür spielten Gotoku Sakai, Moritz Leitner und Rani Khedira, der jüngere Bruder des verletzten Nationalspielers Sami.

Um es salopp auszudrücken: Es war die Rückkehr der "jungen Wilden“ im Schwabenland. Zusammen mit dem 17-jährigen Timo Werner zeigten Ibrahima Traore, Leitner und eben Khedira gegen Hannover von Beginn an, dass ihnen die Zukunft in Stuttgart gehören wird. 4:2 siegten die Schwaben gegen die vor allem defensiv anfälligen Niedersachen, die damit auch ihr achtes Auswärtsspiel in dieser Saison verloren.   

Die "jungen Wilden" sind wieder da        

Harnik, Vedad Ibisevic, Traore und ausgerechnet der ehemalige Hannoveraner Konstantin Rausch erzielten die VfB-Treffer in einer furiosen Partie, in die Gäste eine zwischenzeitliche 2:1-Führung verspielten. Der VfB, zuletzt in eine Mini-Krise gerutscht, zeigte eine seiner besten Saisonleistungen, nicht zuletzt auch dank der tollen Vorstellung seiner Youngster. "Es war war klar, dass die Zuschauer nach den letzten Spielen unzufrieden mit uns waren“, sagte der junge Werner, der zum ersten Mal überhaupt Auskunft geben durfte, gegenüber bundesliga.de. "Aber ich denke, es ist uns heute gelungen, sie zufrieden zu stellen. Und dann haben sie uns auch wahnsinnig gut unterstützt.“

Der Sieg der jungen Stuttgarter war verdient. Von Beginn an merkte man den Schwaben an, wie wichtig diese Partie für sie war. "Die Jungs haben aber alles reingeworfen. Sie wollten das Spiel unbedingt gewinnen, von der Körpersprache her waren wir sehr präsent. Deshalb bin ich sehr stolz“, erklärte ein sichtlich erleichterter Schneider am Samstagabend. "Das war die richtige Reaktion auf die teilweise berechtigte Kritik in der vergangenen Woche." In der Tat wirkte der VfB über die 90 Minuten wie aufgedreht, zeigte jede Menge Einsatz und Kampfeswillen. Selbst das lange vermisste Pressing, das Arbeiten gegen den Ball, war zu sehen. Hannover hatte alle Mühe damit.

Diesmal mit zwei Spitzen

Zudem gelang Schneider auch ein taktischer Coup. Hatte man monatelang mit Torjäger Ibisevic als einzigem Stürmer agiert, durfte ihn Werner nun ganz vorne unterstützen. So hatte der VfB mit dem spielstarken 17-Jährigen stets eine Anspielstation. Immer wieder stieß der pfeilschnelle Werner in die Lücken der Gästeabwehr, von denen es über die 90 Minuten gesehen reichlich gab.

Neben Werner zeigte auch der erst 19-jährige Rani Khedira eine abgeklärte Vorstellung. Robust in den Zweikämpfen, mit gutem Auge und sicherer Antizipation machte er im Mittelfeld die Räume eng und störte ein ums andere Mal effektiv das Hannoveraner Aufbauspiel. "Ich habe kurz vor Spielbeginn erfahren, dass ich von Beginn an spielen werde und war überglücklich, aber natürlich auch etwas nervös“, gab Rani Khedira nach dem Abpfiff offen zu - und kam natürlich nicht umhin, über sein Verhältnis zu seinem großen Bruder einige Details zu verraten.

"Wir haben täglich Kontakt und schreiben uns“, so die VfB-Zukunftshoffnung. Wie es dem am Kreuzband Verletzten derzeit ginge? "Er schuftet 24 Stunden am Tag für sein Comeback und gibt alles, um bei der Weltmeisterschaft dabei sein zu können.“ Noch eine gute Nachricht also, an einem Tag, der für den VfB Stuttgart so etwas wie ein Neustart sein könnte.

Aus Stuttgart berichtet Jens Fischer