Pep Guardiola ist bei den Trainingseinheiten sehr engagiert, dirigiert die Abwehr und zeigt, wo er die Pässe hin haben möchte
Pep Guardiola ist bei den Trainingseinheiten sehr engagiert, dirigiert die Abwehr und zeigt, wo er die Pässe hin haben möchte

Verhasstes Tiki-Taka – wie Pep Guardiola spielen will

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Köln – In der bundesliga.de-Serie über die Guardiolas Bayern war mehrfach die Rede davon, dass Pep Guardiola "dieses Tiki-Taka hasst". Außerdem wurden mehrere Ideen seines Spielsystems angerissen, ohne ins Detail zu gehen. In diesem Artikel stellen wir die Spielweise Guardiolas etwas genauer vor.

15 Pässe bevor der Angriff rollt

Dieser Artikel ist Teil der Serie "Guardiolas Bayern", die am Montag begonnen hat.

"Ich hasse dieses Tiki-Taka" haben sie in den letzten Tagen mehrfach auf bundesliga.de gelesen, wenn sie die Serie über Pep Guardiola verfolgt haben. Vielleicht haben sie sich gewundert, sind doch enorm viele Pässe ein Erkennungsmerkmal der Bayern. Und hat nicht Pep das Tiki-Taka beim FC Barcelona groß gemacht? Um das aufzuklären bedarf es zweierlei Erklärungen. Die eine ist ganz simpel. Denn in Spanien heißt der schnelle, direkte Spielstil, der bei Barca so faszinierend war "El Toque". Tiki-Taka wird dort spottend für Ballgeschiebe ohne Raumgewinn benutzt.

Die zweite Erklärung geht etwas mehr in die Tiefe und hat taktische Hintergründe. Das Spiel der Bayern ist selbstverständlich auf viele Pässe ausgelegt. Guardiola betonte aber schon mehrfach, dass "diese Pässe kein Selbstzweck" sind. Sie dienen dazu, einen Angriff vorzubereiten.

Möglichst geringe Entfernungen

Dabei stehen zwei Spieler in der Mitte, sechs bis acht im Kreis. Der Ball wird direkt gespielt, wer den Ball verliert muss in die Mitte.

Mit den erwähnten 15 Pässen werden die Verteidiger von ihren Positionen gelockt, Lücken geöffnet und die Außenbahnen von Gegenspielern befreit. Dann kommt die erste Welle. In dieser Angriffsaktion geht es darum, den Gegner noch weiter zu verwirren und auseinander zu ziehen. Aus den Pässen im Zentrum wird der Ball auf Außen gespielt, von wo aus er ins Zentrum geflankt wird. Ist der Ball schon im Tor, gut.

Wichtig ist aber, dass die Aktion nicht darauf ausgelegt ist. Es geht darum, dass die Abwehr den Ball zu klären versucht, die Bayern ihn dann erobern und eine Defensive ohne Ordnung überrennen. Der hohe Ballbesitz und die vielen Pässe ergeben sich zwangsläufig da der FCB den Ball schnell wieder hat und wenn sich die direkte Möglichkeit auf ein Tor nicht ergibt, wieder von vorne beginnt.

Damit das funktioniert ist eine besondere Form der Verteidigung nötig. Im Vergleich zwischen dem System Guardiolas und dem von Jupp Heynckes haben wir festgestellt, dass Guardiolas Innenverteidiger über vier Meter weiter nach vorne rücken, als das bei Heynckes der Fall war.

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Diese Spielweise erfordert zum einen ein hohes Maß an Organisation auf dem Feld. Desweiteren müssen die Spieler die taktische Intelligenz besitzen, um das System zu verinnerlichen. Wenn nicht alle Spieler mitarbeiten, kann schnell viel passieren. Das sieht man beim FCB in den schwächeren Spielen, wenn der Gegner zu vielen Chancen kommt. Und es bedarf einer starken Defensive um auf jede Abwehraktion des Gegners eine passende Reaktion zu finden. In diesem Zusammenhang ist auch die Verpflichtung Xabi Alonsos zu sehen.

Sebastian Stenzel

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