"Vergesslicher" BVB

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Paris - Jürgen Klopp wirkte nach dem Abpfiff nicht enttäuscht, aber nachdenklich. Wieder einmal hatte seine Mannschaft in der Europa League eine ansprechende bis gute Leistung abgeliefert, aber wieder stimmte das Ergebnis nicht.

"Wir haben in der Offensive vergessen, den Abschluss zu suchen", klagte der Trainer von Borussia Dortmund nach dem 0:0 bei Paris St. Germain. Ein Manko, dass ausgerechnet den Bundesliga-Tabellenführer das Überwintern auf der internationalen Bühne kosten könnte.

Viele Chancen, wenige Tore

Fest steht: Der BVB benötigt grundsätzlich für seine Tore zu viele Chancen. Keine Mannschaft in der Liga erspielt sich so viele Möglichkeiten wie der BVB (91 nach den bisherigen zehn Spieltagen), doch nur wenige haben eine schlechtere Quote (23 Tore) als die derzeitige Nummer eins. Was in der Meisterschaft unter anderem durch eine starke Abwehr kompensiert wird, droht sich im Europacup zu rächen.

"Wir spielen guten Fußball bis zu einer bestimmten Zone. Doch dann müssen wir den Zeitpunkt zum richtigen Pass oder Torschuss finden", erklärte Klopp und auch Abwehrspieler Mats Hummels klagte mit Blick auf das bevorstehende Bundesliga-Auswärtsspiel am Sonntag bei Hannover 96: "Wir spielen gut, haben aber speziell in den letzten drei Spielen so viele Chancen nicht genutzt. Was nützt es, wenn wir 25 haben und nur die aus elf Metern reinmachen."

Hoffnung auf Pariser Schützenhilfe

Hätte, wenn und aber... Hätte unter anderem der für den schwachen Lucas Barrios eingewechselte Robert Lewandowski die größte BVB-Chance in der Schlussminute genutzt, stünde man mit einem Bein in der Zwischenrunde der Europa League, stattdessen müssen die "Schwarz-Gelben" nun nach drei Spielen ohne Sieg und nur fünf Punkten aus den bisherigen vier Runden in der Gruppe J um den Einzug in die Zwischenrunde bangen und sogar auf Schützenhilfe hoffen.

"Am nächsten Spieltag sind wir alle Paris-Fans", sagte Klopp, der auf Punktverluste des FC Sevilla bei einem gleichzeitigen Sieg der Dortmunder gegen das Tabellenschlusslicht Karpaty Lwiw (Ukraine) hofft. Denn dann käme es am 15. Dezember in Spanien zu einem Gruppen-"Endspiel". Zumindest diese Option hat sich der BVB, der auswärts in der Bundesliga wie im Europacup weiter ungeschlagen ist, offen gehalten.

"Ziel sind noch zwei Siege und insgesamt elf Punkte, dann bin ich zufrieden mit den Leistungen und den Ergebnissen", meinte Klopp und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke legte Wert auf die Feststellung: "Diese Europa-League-Gruppe ist stärker als die von Schalke 04 oder Bayern München in der Champions League."

Klopp will sein Team auf europäischer Ebene weiterentwickeln

Dass die Youngster der Borussia in allen Begegnungen mit ihren Gegnern auf Augenhöhe mitspielten und bei den Franzosen, die im Europapokal seit zwölf Heimspielen unbesiegt und seit sechs ohne Gegentor sind, aufgrund der zweiten Halbzeit sogar einen Sieg möglich gewesen wäre, tröstete am Ende nur wenig. Zwar beträgt der Rückstand auf Paris nur drei Zähler, doch den direkten Vergleich hat der BVB wegen des 1:1 im Heimspiel bereits verloren.

Man wolle auch die Europacup-Bühne nutzen, um sich weiterzuentwickeln, erklärte Klopp. Dass der BVB vor 26.204 Zuschauern, darunter knapp 7.000 aus Dortmund eine nicht ganz so starke erste Halbzeit ablieferte, konnte den 43-Jährigen nicht irritieren: "Ich habe dieser Mannschaft in dieser Saison schon 18 Mal zugeguckt und fand es 18 Mal geil. Nur die Ergebnisse haben nicht immer gepasst."