Der neue Trainer des 1. FC Nürnberg, Gertjan Verbeek, freut sich über die Chance in der Bundesliga
Der neue Trainer des 1. FC Nürnberg, Gertjan Verbeek, freut sich über die Chance in der Bundesliga

Verbeek: "Platz 12 wäre gut"

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München - Im Gespräch mit bundesliga.de berichtet der neue Trainer des 1. FC Nürnberg über seine ersten Eindrücke von der Bundesliga und erklärt, warum ihn der kommende Gegner trotz der jüngsten Fehler von dessen Keepers beeindruckt.

bundesliga.de: Herr Verbeek, Sie konnten in den letzten Tagen ein erstes Bild von der Leistungsstärke der Bundesliga machen. Wo siedeln Sie da den Club an?

Gertjan Verbeek: Dortmund, Leverkusen und Bayern haben schon so viele Punkte und sie sind auch qualitativ eine Klasse für sich. Danach kommt eine Riesen-Lücke und zwischen Platz sechs und 18 ist alles drin. Wenn wir Platz 12 schaffen, ist das gut. Das Ziel ist klar: Wir wollen auch nächstes Jahr erste Liga spielen.

bundesliga.de: Überrascht es Sie, welch guten Fußball die Top-Mannschaften spielen?

Verbeek: Überhaupt nicht, wir haben auch in Holland mitbekommen, dass die Bundesliga sehr stark geworden ist. Früher war es auch für andere Mannschaften möglich, in einem guten Jahr Meister zu werden. Heute ist der Abstand zwischen Bayern, Dortmund, Leverkusen und allen anderen zu groß.

bundesliga.de: Sie haben Ihre erste Pressekonferenz mit einer Liebeserklärung an die Bundesliga, die Stadt Nürnberg und den FCN bestritten. Das hat manchen Journalisten gewundert.

Verbeek: Wieso denn das? Ich habe schon vor Jahren gesagt, dass es toll wäre, in der Bundesliga zu arbeiten. Ich will sehen, ob ich meine Philosophie von Fußball und der Entwicklung der jungen Leute auch im Ausland umsetzen kann. Jetzt habe ich die Chance bekommen. Das freut mich.

bundesliga.de: Sie waren am Sonntag beim Spiel Freiburg gegen Hamburg, um den nächsten Gegner zu beobachten. Haben Sie in den Niederlanden schon einmal erlebt, dass ein Torwart alle drei Gegentore verschuldet?

Verbeek: Das war schon kurios. Aber ich weiß ja, dass Oliver Baumann ein sehr guter Torwart ist. So etwas wird ihm so schnell nicht mehr passieren. Und ich fand es große Klasse, wie die Freiburger Zuschauer reagiert haben: Dass sie ihn nach so einem Spiel nicht fertiggemacht haben, sondern ihn aufgebaut haben. So viel Sensibilität erlebt man leider selten.

bundesliga.de: Sie dürften trotzdem mit dem Gefühl nach Nürnberg zurückgefahren sein, dass man diesen Gegner schlagen kann.

Verbeek: Freiburg hat keine schlechte Mannschaft. Sie haben die erste Stunde gut, kontrolliert und schnell gespielt. Nur die zwei Innenverteidiger blieben hinten, die anderen gehen konsequent mit nach vorne. Auch das gefällt mir.

bundesliga.de: Wenn es Sechs-Punkte-Spiele gibt, ist die Partie Nürnberg gegen Freiburg eines davon, oder?

Verbeek: Wir sind zumindest direkte Konkurrenten. Wenn wir gewinnen, bekommen wir etwas Luft, wenn wir verlieren, wäre das ziemlich schlecht.

bundesliga.de: In Stuttgart hat Ihre Mannschaft versucht, oft Pressing zu spielen, sie hat früher attackiert. Sind das die ersten Züge Ihrer Handschrift?

Verbeek: Die Mannschaft hat mir signalisiert, dass sie mehr nach vorne spielen und höher verteidigen will. Das trainieren wir jetzt.

bundesliga.de: Schon Ihr Vorgänger Michael Wiesinger wollte offensiver spielen lassen, aber auch unter ihm galt der Club eher als defensive, fast schon destruktive Mannschaft.

Verbeek: Ich kann nichts über die Zeit vor meiner Amtsübernahme sagen, aber es ist natürlich wesentlich schwerer, sich im kreativen Bereich zu verbessern als die Defensive zu stabilisieren. Das gilt für alle Trainer.

bundesliga.de: Sie gelten als Trainer, der großen Wert auf die Nachwuchsarbeit legt. Konnten Sie sich beim FCN schon ein Bild machen?

Verbeek: Ich habe am Wochenende nur die Spiele der U 19, der U 17 und der U 23 gesehen....

bundesliga.de: Viel mehr kann man ja auch nicht sehen, wenn man sonntags den kommenden Gegner in Freiburg anschaut....

Verbeek: Mag sein. Natürlich wird es auch regelmäßige Treffen mit den anderen Coaches geben, ich freue mich da auf viele spannende Diskussionen. Auch ich bin noch nicht zu alt zu lernen.


Christoph Ruf