Geglückter Einstand: Bert van Marwijk (l., neben Rene Adler) holte mit dem Hamburger SV einen Punkt bei Eintracht Frankfurt (© Imago)
Geglückter Einstand: Bert van Marwijk (l., neben Rene Adler) holte mit dem Hamburger SV einen Punkt bei Eintracht Frankfurt (© Imago)

Van Marwijks Richtung stimmt

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Frankfurt am Main - Der HSV beschert seinem neuen Trainer Bert van Marwijk mit dem einen gelungenen Einstand. Doch dem ehemaligen Bondscoach steht noch viel Arbeit bevor.

HSV mit Kampfgeist und Leidenschaft

Pierre-Michel Lasogga hatte die Ellenbogen in die Hüften gestemmt und strahlte über das ganze Gesicht. Mit seinem Kopfballtor in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, seinem ersten Bundesligator für den neuen Arbeitgeber, hatte er einen wichtigen Beitrag zum 2:2 seines HSV in Frankfurt geleistet. Und nun wollten plötzlich alle Journalisten wissen, ob der Punktgewinn angesichts der Frankfurter Dominanz nicht etwas unverdient sei.

"Glückliche Punkte gibt es gar nicht", sagte der Angreifer. "Wir haben uns das Unentschieden hart erarbeitet." So sah es auch Rafael van der Vaart, der gar von einem "verdienten Punkt" sprach. "Man hat aber gesehen, dass wir verunsichert sind."



Tatsächlich gehörten die ersten zehn Minuten dem HSV, die Schlussphase ebenfalls und dazwischen stemmte sich das Team immerhin gegen die spielerisch überlegenen Frankfurter. Doch gemessen an den Spielanteilen und an der Zahl der Torchancen hätte sich der HSV wohl wirklich nicht beschweren dürfen, wenn es bei der Frankfurter 2:1-Führung geblieben wäre. Doch Marcell Jansen, einer der besten Hamburger auf dem Platz, erzielte in der 86. Spielminute den 2:2-Ausgleich.

45 Minuten später fand eine Abstimmung mit Füßen statt. Während sich die Berichterstatter der hessischen Medien um Eintracht-Coach Armin Veh gruppierten, standen gut 80 Prozent der Journalisten um Bert van Marwijk herum. Der Niederländer hatte erst "eineinhalb Trainingseinheiten" mit seiner neuen Mannschaft selbst absolvieren können und hatte schon geahnt, "dass es nicht einfach ist, mit einer verunsicherten Mannschaft nach Frankfurt zu reisen". Doch er sei durchaus "zufrieden mit dem Ergebnis und der Art und Weise, wie wir gespielt haben".

Viel Lob für den neuen Coach



Die Zufriedenheit scheint durchaus auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Bereits unter der Woche hatten sich Spieler wie Torwart Rene Adler ausgesprochen positiv über den ehemaligen Bondscoach geäußert. Und auch in den Katakomben der Commerzbank-Arena stieß man ausschließlich auf Spieler, die die Verdienste des Neuen lobten. Van Marwijk habe es verstanden, "uns Selbstvertrauen zu vermitteln", betonte Lasogga. "Er hat uns immer wieder gesagt, dass er sieht, dass wir Fußball spielen können."

Andere Spieler betonten eher, dass die Arbeit im taktischen Bereich - van Marwijk hatte eine der beiden Trainingseinheiten komplett der Taktikschulung gewidmet - erste Früchte getragen habe. "Wir haben in den letzten Wochen nicht gerade taktisch diszipliniert gespielt", fand Heiko Westermann. "Heute haben wir gewartet bis zur 80. Minute, ehe wir vorne reingegangen sind." Auch Sportdirektor Oliver Kreuzer sah das so. "Wir sind nach den beiden Gegentoren nicht von unserer Linie abgewichen."

Van Marwijk hat noch viel vor



Bert van Marwijk betonte, wie vertraut ihm die Bundesliga noch sei. "Als der Bus hier vorgefahren ist, war alles so wie immer", meinte er. Der Niederländer ließ keinen Zweifel daran, dass der Fußball, den der HSV derzeit zeigt, nicht seiner Idealvorstellung entspricht. Über kurz oder lang wolle man auch "zeigen, was wir eigentlich wollen: mutig von hinten raus nach vorne spielen".

Bis der Fußball, der dem Offensivfreund van Marwijk vorschwebt, in die Tat umgesetzt werden kann, dürften allerdings wohl noch ein paar Wochen ins Land ziehen. Doch die ersten Schritte in die richtige Richtung sind bereits erkennbar.

Aus Frankfurt berichtet Christoph Ruf