Die Derbys gegen Werder Bremen hatten für HSV-Legende Uwe Seeler schon immer einen sehr hohen Stellenwert
Die Derbys gegen Werder Bremen hatten für HSV-Legende Uwe Seeler schon immer einen sehr hohen Stellenwert

Uwe Seeler: "HSV ist zu einer Mannschaft geworden"

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Köln - Am Samstag steigt im Bremer Weserstadion die 103. Auflage des Nordderbys zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV. In diesem Jahr kann HSV-Legende Uwe Seeler den traditionsreichen Klassiker etwas entspannter verfolgen als in den letzten Spielzeiten. Denn die Hamburger haben sich im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt und schon fünf Punkte mehr als der Nordrivale auf dem Konto. Im Interview mit bundesliga.de spricht der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft über den Stellenwert des Nordderbys, die positive Entwicklung beim HSV und seinen Enkel Levin Öztunali.

"Die Entwicklung des HSV ist positiv"

bundesliga.de: Herr Seeler, das Nordderby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV steht wieder an. Es ist das Derby Nummer 103 und damit in der Geschichte der Bundesliga das am häufigsten ausgetragene Spiel. Welchen Stellenwert hat das Derby für Sie?

Uwe Seeler: Es hat noch den gleichen Stellenwert wie zu den Zeiten, als ich noch selbst gegen Werder gespielt habe. Es waren immer hochinteressante Derbys für jeden Werderaner und jeden HSVer. Die Emotionen sind bei dem Spiel weitaus höher als beispielsweise bei Partien gegen Bayern München.

bundesliga.de: Welche Erinnerungen verbinden Sie selbst mit dem Nordderby?

Seeler: Es waren immer heiße Spiele, mal haben wir gewonnen, mal verloren. Es ging immer hin und her, es waren schwere Spiele. Und es ging auch immer ganz schön zur Sache. Trotzdem haben wir früher immer ein gutes Verhältnis zu den Bremer Spielern gepflegt. Erst haben wir uns auf dem Platz gefetzt, aber dann auch nach dem Abpfiff auf dem Platz die Hand gegeben. Ich bin bis heute mit vielen Werder-Spielern wie Max Lorenz, Hans Schulz oder Horst-Dieter Höttges gut befreundet. Das war früher noch etwas anders.

bundesliga.de: Wie beurteilen Sie jetzt die aktuelle Entwicklung des HSV unter Bruno Labbadia?

Seeler: Die Entwicklung ist recht positiv. Trotzdem wird das Derby in Bremen sehr, sehr schwer, alleine schon deshalb, weil Werder in Wolfsburg so hoch verloren hat (mit 0:6 am letzten Samstag, die Red.). Die Bremer können jetzt gegen den HSV einiges wieder gut machen.

bundesliga.de: Trauen Sie dem HSV in diesem Jahr eine vergleichsweise sorgenfreie Saison ohne Zittern bis zum letzten Spieltag zu?

Seeler: Ich kann nur sagen, dass ich das hoffe. Aber die Saison ist noch sehr lang, und man weiß überhaupt nicht, was noch alles kommt. Im Moment sieht es ganz gut aus. Ich hoffe, das bleibt auch so. Aber garantieren kann ich das nicht.

bundesliga.de: Wenn Sie sich Pierre-Michel Lasogga anschauen, sozusagen Ihr Nachfolger im HSV-Sturm: Wie gut tut er dem HSV mit seiner mitreißenden Art?

Seeler: Er hilft der Mannschaft und tut viel für sie. Das gefällt mir. Allerdings haben wir bislang auch noch nicht so reichlich Tore geschossen. Das kann noch besser werden. Man darf jetzt nicht alleine von dem Spiel gegen Dortmund ausgehen (das 3:1 gewonnen wurde, die Red.). Grundsätzlich ist es so, dass die Mannschaft jetzt geschlossener ist. Sie ist zu einer Mannschaft geworden.

"Rene Adler ist wieder in Topform"

bundesliga.de: Hat der HSV vor allem in der Defensive die größten Fortschritte gemacht?

Seeler: Ja, das sehe ich auch so. Auch ein Rene Adler ist wieder in Topform. Hoffen wir, dass es so bleibt, dann brauchen wir nicht ganz so sehr zu zittern. Einen 8. oder 9. Platz am Ende der Saison würde ich gerne unterschreiben, der wäre mir sehr lieb.

bundesliga.de: Kommen wir auf Werder Bremen zu sprechen. Wie stark schätzen Sie die Bremer in dieser Saison ein?

Seeler: Werder ist komischerweise auch eine Mannschaft, die in letzter Zeit viele Spiele verloren hat. Aber sie ist auch in der Lage, wieder zuzuschlagen. In Bremen muss man immer sehr aufpassen. Ich gehe davon aus, ein harter Kampf für den HSV wird.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass Ihr Enkel Levin Öztunali, der bei Werder in dieser Saison noch nicht so zum Zug kam, gegen den HSV auflaufen wird?

Seeler: Das weiß ich nicht, das ist Sache des Trainers. Ich wage aber zu bezweifeln, dass bisher bessere Spieler gespielt haben, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Aber wenn der HSV dort spielt, soll uns das recht sein.

bundesliga.de: Wie lautet Ihr Tipp fürs Nordderby?

Seeler: Ich glaube, das Spiel wird unentschieden ausgehen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski