Martin Bader ist als Vorstand Sport & Öffentlichkeitsarbeit für den 1. FC Nürnberg verantwortlich
Martin Bader ist als Vorstand Sport & Öffentlichkeitsarbeit für den 1. FC Nürnberg verantwortlich

"Uns fehlt ein Erfolgserlebnis"

xwhatsappmailcopy-link

Dortmund - Erst das Remis gegen den HSV, dann die deutliche Niederlage in Dortmund - ein optimaler Start in die Rückrunde sieht anders aus. Warum beim 1. FC Nürnberg trotzdem noch nicht die Alarmglocken schrillen, erklärt Sportvorstand Martin Bader im Interview mit bundesliga.de. Ein Gespräch über Frustration und Selbstbewusstsein, den neuen Trainer Michael Wiesinger und die Lage im Tabellenkeller der Liga.

bundesliga.de: Herr Bader, nach der haben einige Nürnberger Spieler angemahnt, für ein erfolgreiches Spiel müssten auf dem Platz alle an einem Strang ziehen. Hatten Sie zuletzt den Eindruck, dass dies bei allen elf Spielern so war?

Martin Bader: Den Eindruck hatte ich, auf jeden Fall! Es mag sein, dass der eine oder andere nach dem Spiel seine Frustration herausgelassen hat, weil uns auch die Grenzen aufgezeigt wurden. Aber die Punkte, die wir holen müssen und holen wollen, die gibt es nicht unbedingt in Dortmund. Und nach dem zweiten Spieltag der Rückrunde, mit 21 Punkten auf dem Konto, fangen wir jetzt ganz bestimmt nicht an, grundsätzliche Dinge zu diskutieren.

bundesliga.de: Was empfehlen Sie stattdessen in der jetzigen Situation?

Bader: Es hat uns als Verein und als Mannschaft immer ausgezeichnet, dass wir Nackenschläge weggesteckt haben. Das hat auch die Vorrunde gezeigt, als wir eine lange Durststrecke hatten. Aber die Mannschaft hat es wieder hinbekommen. Warum sollten wir daran zweifeln, dass wir auch wieder Spiele gewinnen werden? Zumal wir auch ein paar positive Dinge aus dem Dortmund-Spiel () mitnehmen können.

bundesliga.de: Was genau hat Ihnen am Auftritt Ihrer Mannschaft gefallen?

Bader: Wir haben nicht nur versucht, den Gegner zu stoppen, sondern zumindest phasenweise auch nach vorne gespielt. Das haben wir in den letzten Jahren in Dortmund oft nicht hinbekommen. Aber nach einem 0:2-Rückstand kann dann keiner von uns verlangen, ins offene Messer zu laufen. Das wäre vermessen gegen eine Dortmunder Mannschaft mit dieser Qualität. Man kann dem BVB keinen offenen Schlagabtausch liefern. Wo das hinführt, hat eine Woche zuvor Werder Bremen bei der 0:5-Niederlage im eigenen Stadion erleben müssen.

bundesliga.de: Remis gegen den HSV, Niederlage beim BVB: Wo drückt der Schuh aus Ihrer Sicht zurzeit am meisten?

Bader: Es zieht sich durch die gesamte Saison, dass wir unsere Chancen nicht genügend nutzen. Gegen den HSV hatten wir die große Chance zur Führung, auch in Dortmund hatten wir in der Anfangsphase den Führungstreffer auf dem Fuß. Und wenn du 1:0 vorne liegst, dann läuft ein Spiel ganz anders. Aber dieses Erfolgserlebnis fehlt uns seit längerem. Und damit fehlt es uns auch ein wenig am Selbstbewusstsein. Wir laufen viel, wir arbeiten viel, aber wir werden momentan nicht richtig dafür belohnt.

bundesliga.de: Ernsthafte Sorgen machen Sie sich aber noch keine um den "Club"?

Bader: Es ist ja nicht so, dass wir in den letzten Spielen komplett auseinander genommen wurden oder dass wir desolat aufgetreten wären. Uns fehlt einfach ein Erfolgserlebnis. Das brauchst du, um in der Rückrunde den nötigen Schwung aufzunehmen. Darum werden wir alles tun, um jetzt möglichst schnell einen Dreier einzufahren, am besten schon am Sonntag gegen Mönchengladbach.

bundesliga.de: Wie hat die Mannschaft aus Ihrer Sicht den Trainerwechsel von Dieter Hecking zu Michael Wiesinger aufgenommen?

Bader: Ich habe keinerlei Zweifel, dass Michael Wiesinger die erfolgreiche Arbeit von Dieter Hecking fortsetzen kann. Wir sind mit Michael mit einem Punktgewinn in die Rückrunde gestartet und in Dortmund hat die Mannschaft auch unter Dieter Hecking in den letzten Jahren kein Feuerwerk abgebrannt. Ich hoffe sehr, dass Michael Wiesinger mit seiner sehr analytischen und fleißigen Art jetzt genauso weitermacht wie in den ersten Tagen. Die Mannschaft (Nürnbergs Kader) nimmt das sehr gut an. Folgt jetzt das Erfolgserlebnis, dann glaubt sie noch mehr daran. Auf jeden Fall passt bei Mannschaft und Trainer vieles zusammen, das ist ganz eindeutig festzustellen.

bundesliga.de: Nürnberg rangiert derzeit auf Platz 15. Wie schätzen Sie die Lage im Tabellenkeller ein?

Bader: Hoffenheim wird alles versuchen, sich noch mindestens auf den 15. Platz zu retten. Augsburg sorgt schon jetzt für frischen Wind. Aber die Mannschaften vor uns sind auch nicht unerreichbar. Düsseldorf ist punktgleich, Wolfsburg und Bremen haben nur einen Zähler mehr auf dem Konto. Wir haben schon vor der Saison gesagt, dass wir 40 Punkte brauchen. Und die wollen wir auch holen.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte