Bitter enttäuscht: Vier Jahre war Holger Stanislawski beim FC St. Pauli Trainer, jetzt verabschiedet er sich wahrscheinlich mit einem Abstieg
Bitter enttäuscht: Vier Jahre war Holger Stanislawski beim FC St. Pauli Trainer, jetzt verabschiedet er sich wahrscheinlich mit einem Abstieg

"Und täglich grüßt das Murmeltier"

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Kaiserslautern - Das Spiel beim Mitaufsteiger aus der Pfalz war wie ein Spiegelbild der ganzen Saison. "In zwei Szenen haben wir hinten gnadenlos gepennt - und vorne machen wir die Dinger nicht rein", fasste St. Paulis Trainer Holger Stanislawski die Misere zusammen.

Diese Symptome waren schon die ganze Saison zu beobachten. Vor allem die Chancenverwertung ist ein großes Problem der Hamburger, die nur 33 Tore in 32 Spielen erzielt haben - nur Eintracht Frankfurt traf seltener.

"Du brauchst einfach diese Tore"

In Kaiserslautern lag St. Pauli zwar nach 28 Minuten mit 0:1 durch einen Treffer von Christian Tiffert hinten, aber vor der Pause scheiterten Charles Takyi (20.), Florian Lechner (27.) und Gerald Asamoah (44.) jeweils frei vor des Gegners Kasten an Lauterns starkem Torhüter Kevin Trapp. "Du brauchst einfach diese Tore, um noch einmal zurückzukommen. Wir haben sie nicht gemacht - und deshalb stehen wir zu Recht da unten", haderte Stanislawski. Nach dem zweiten Tor des FCK durch einen Kopfball von Mathias Abel nach einem Eckball von Tiffert (68.) war die Partie entschieden.

"Wir müssen zur Pause 2:1 oder 3:1 führen. Dann eine Situation gegen uns - und die ist drin. Es ist immer das Gleiche", ärgerte sich Mittelfeldspieler Max Kruse. Das Lob für die wieder einmal spielerisch eigentlich ansprechende Leistung mag in Hamburg niemand mehr hören. "Es ist wie in 'Und täglich grüßt das Murmeltier': Wir kriegen Komplimente für unser Spiel, aber nicht für unsere Ausbeute", sagte Manager Helmut Schulte.

Gunesch untröstlich

Untröstlich zeigte sich Abwehrspieler Ralph Gunesch, der bei beiden Gegentoren nicht gut ausgesehen hatte. "Dieser Moment gehört zu denen, auf die ich als Fußballer gerne verzichten würde. Vor allem, weil ich maßgeblich Anteil an der Niederlage hatte. Ich habe meinen Gegenspieler zwei Mal aus den Augen verloren. Das muss ich erst einmal verarbeiten", sagte Gunesch.

Immerhin: Rechnerisch ist der Klassenerhalt noch möglich, auch wenn er praktisch nur schwer vorstellbar ist. Fünf Punkte ist der Abstand auf Relegationsrang 16, aber nur noch zwei Spiele sind zu spielen. Am kommenden Wochenende kommen die Bayern aus München nach St. Pauli, bevor es am letzten Spieltag zum 1. FSV Mainz 05 geht.

Letzte Hoffnung

"Wir müssen den Kopf oben behalten", fordert Trainer Stanislawski vor den beiden schweren Spielen. Vielleicht hilft ja die Erinnerung an den 6. Februar 2002, als der damalige Tabellenletzte St. Pauli den frisch gebackenen Weltpokalsieger Bayern München überraschend mit 2:1 besiegt hatte. Noch heute gibt es seitdem T-Shirts und andere Fan-Utensilien mit der Aufschrift "Weltpokalsiegerbesieger" bei St. Pauli zu kaufen.

Doch aus eigener Kraft können die Hamburger den Klassenerhalt nicht schaffen, sie müssen auch auf Niederlagen der Konkurrenz aus Mönchengladbach und Frankfurt hoffen. Die rund 3.000 nach Kaiserslautern mitgereisten Fans jedenfalls geben noch nicht auf: Sie feierten ihre Spieler nach dem Schlusspfiff trotz der Niederlage im Stadion des FCK.

Aus Kaiserslautern berichtet Tobias Schächter