"Das wird ein ganz anderes Spiel", sagt Christian Streich, dessen SC sich derzeit auf "hohem Level behauptet"
"Das wird ein ganz anderes Spiel", sagt Christian Streich, dessen SC sich derzeit auf "hohem Level behauptet"

Und jetzt die Bayern!

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München - Nur eines der vergangenen acht Pflichtspiele hat der SC Freiburg verloren, zuletzt gab es zwei überzeugende Siege in Hannover und gegen Stuttgart. Klammheimlich haben sich die Breisgauer mit dieser Bilanz auf einen Europapokalplatz geschlichen, hinter den "Großen" aus Leverkusen, Schalke und Dortmund. Am Mittwoch wollen die Freiburger nun gegen einen ganz Großen bestehen: den FC Bayern.

Erinnerungen an die "Breisgau-Brasilianer"

Und die Münchner sind durchaus gewarnt. "Ein Sieg dort ist enorm wichtig, wird aber auch verdammt schwierig. Die spielen vor allem zuhause sehr kompakt und aggressiv", hat Mario Gomez Respekt. Zu Recht, wie ein Blick in die Statistiken zeigt.

Der letzte SC-Sieg gegen den Rekordmeister liegt weit zurück: Am 9. März 1996 gewann Freiburg mit 3:1 gegen den FC Bayern - dank Doppeltorschütze Harry Decheiver, den sie im Breisgau nur den "Knipser" nannten. Aktuell sucht man so jemanden in der Mannschaft von Christian Streich vergebens - doch die Stärken liegen woanders.

Zum Beispiel in der Unberechenbarkeit: Elf unterschiedliche Torschützen trafen für Freiburg, rein theoretisch ist also jeder für ein Tor gut - so wie am Sonntag Pavel Krmas, der jüngste "Neuzugang" in dieser Statistik.



"Ich freue mich sehr für jeden Torschützen von uns", sagt Streich. "Dass Pavel das Tor macht, ist nicht ganz so überraschend, da er bei Standards immer torgefährlich ist." Generell zählen ruhende Bälle zu den Spezialitäten der Streich-Elf: Sieben Tore nach Standards sind die drittmeisten hinter Hannover und Gladbach.

Das Prunkstück der badischen Offensiv-Power ist das Mittelfeld - die schnellen Außenbahnspieler Jonathan Schmid und Daniel Caligiuri wecken Erinnerungen an die sogenannten "Breisgau-Brasilianer" der 90er Jahre, als der SC unter Volker Finke mit gepflegtem Kurzpassspiel die Gegner schwindelig spielte.

Heute heißen die Ballverteiler Caligiuri und Max Kruse: Drei Torvorbereitungen gehen auf jeweils auf das Konto der beiden - Kruse ist mit vier Toren zudem bester Torschütze im Team. Dabei ist der Ex-St. Paulianer eigentlich kein echter Stürmer, zuletzt bildete er mit Jan Rosenthal - ebenfalls ein offensiver Mittelfeldspieler - die Doppelspitze.

Freiburg nimmt die Gegner unter Dauerbeschuss



Das Freiburger Spiel zeichnet sich durch diese Variabilität der mitspielenden Stürmer aus, die sich immer wieder tief ins Mittelfeld fallen lassen, um dann schnell für Gefahr zu sorgen. Schon vier Freiburger Treffer fielen nach solchen Steilpässen - Bestwert in der Bundesliga. "Wir spielen uns so viele Torchancen heraus, dass einfach jeder mal trifft", sagt Rosenthal, dessen Freiburger insgesamt 192 Torschüsse abfeuerten - nur Bayern und Dortmund schossen häufiger auf das Tor des Gegners.

Beim gab sogar - bis auf den kurz vor Schluss eingewechselten Johannes Flum - jeder Feldspieler mindestens einen Torschuss ab. Dennoch gibt es Verbesserungspotential. "Wir arbeiten seit Wochen am Torabschluss, weil das unser Manko ist. Wir haben recht viele Chancen, wir spielen gut, aber wir müssen an der Verwertung arbeiten", sagt Rosenthal.

Ein "Turm in der Schlacht" und sichere Außen



Gegen die Bayern, die mit 38 Treffern die beste Offensive der Liga stellen, wird vor allem die Defensive gefordert sein. Da stand gegen Stuttgart zum fünften Mal in dieser Saison die Null. Die 14 Gegentreffer sind der zweitbeste Wert in der Bundesliga - nur der FCB hat weniger Buden kassiert. In der Innenverteidigung steht neben Fallou Diagne Krmas als "Turm in der Schlacht hinten drin", wie Streich den Vertreter des verletzten Matthias Ginter bezeichnet.

Auf den Außen lassen Mensur Mujdza und Oliver Sorg kaum etwas zu. Von allen Bundesligisten gewährte der SC den gegnerischen Mannschaften die wenigsten Flanken. Im Hinblick auf die Bayern nicht ganz unwichtig, schließlich traf der Spitzenreiter in dieser Saison bereits 13 Mal auf diese Weise. In jedem Fall schmerzhaft ist das Fehlen von Mujdza, der sich gegen Stuttgart seine fünfte Gelbe einhandelte.

Doch auch beim letzten Aufeinandertreffen im Februar dieses Jahres fehlte der Bosnier - Vertreter Jonathan Schmid hielt beim 0:0 seine Seite gleichermaßen dicht. Mit diesem torlosen Remis beendeten die Freiburger eine Serie von zwölf Bayern-Siegen in Serie. Damals hielt die Defensive den Bayern-Angriffen stand: Der FCB gab nur acht Torschüsse ab und schoss erst in der 36. Minute zum ersten Mal aufs Tor von Oliver Baumann.

Gute Vorbereitung ist das Wichtigste



Die auch in dieser Spielzeit zu den lauf- und sprintstärksten Mannschaften zählenden Breisgauer, legten damals stolze 124,3 Kilometer zurück. In dieser Saison waren es bislang im Schnitt 117,5 Kilometer pro Spiel - gegen Stuttgart zuletzt war es nicht anders. "Wir haben einen Wahnsinns-Laufaufwand betrieben und den VfB früh gestört", sagt Julian Schuster, einer der Dauerläufer.

So kamen die Schwaben nur selten zur Entfaltung - ein Verdienst der intensiven Vorbereitung, wie Schuster erklärt: "Unser Trainerteam betreibt einen sehr hohen Aufwand, was Videoanalysen angeht. Dementsprechend werden wir geschult." Vermutlich wird das 0:0 gegen die Bayern aus der vergangenen Saison Teil der Videovorbereitung sein - und vielleicht sogar das 3:1 vom März 1996, jenem letzten Sieg gegen die Bayern.

Maximilian Lotz