Unbeschwert auf der Euphoriewelle

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München - Mehr als ein Fünftel der Saison liegt hinter den 18 Bundesliga-Teams und die Spielzeit 2010/11 hat schon nach sieben Spieltagen für viele Schlagzeilen gesorgt.

Mit dem 1. FSV Mainz 05 steht ein Überraschungsteam an der Spitze der Tabelle, mit dem FC Schalke 04 und dem VfB Stuttgart grüßen zwei von den Fußball-Fans höher eingeschätzte Teams vom Tabellenende. Hannover 96 feiert den besten Saisonstart seiner Club-Geschichte und die Bundesliga freut sich über die neuen Stars der Spielzeit. Grund genug für bundesliga.de vor dem 8. Spieltag die Ereignisse der vergangenen Wochen zusammen mit mehreren Bundesligaspielern zu betrachten und einzuschätzen. Im ersten von vier Teilen wird der 1. FSV Mainz 05 unter die Lupe genommen.

Die Mainzer erledigen ihren Job

Erst zwei Mal in der Geschichte der Bundesliga war es einer Mannschaft gelungen, mit sieben Siegen in eine Saison zu starten. Dass ausgerechnet die Mainzer nun diesen Rekord eingestellt haben und ihn sogar noch verbessern können, hat dann doch viele - wenn nicht sogar alle - überrascht. Vor allem, wenn man das Programm der Rheinhessen zu Beginn betrachtet. Mit dem VfB Stuttgart, dem SV Werder Bremen und dem FC Bayern München wurden gleich drei Teams geschlagen, die sich fürs internationale Geschäft qualifiziert haben.

"Die Mainzer schwimmen auf einer absoluten Euphoriewelle, die sie sich selbst erarbeitet haben", meint Bayer Leverkusens
Hanno Balitsch gegenüber bundesliga.de. "Sie haben schon namhafte und starke Gegner geschlagen und es geschafft, mit ihrem Konzeptfußball durchzukommen. Deswegen sind sie so erfolgreich."

Auch Josue vom VfL Wolfsburgs erklärt: "Sie spielten bislang unbeschwert Fußball. Da passt momentan alles zusammen. Es ist ähnlich wie in unserem Meisterjahr, die Gruppe macht den Unterschied. Die Mannschaft hat keine großen Stars, alle erledigen ihren Job bislang einwandfrei."

"Chapeau vor Mainz"

Für einen Beleg für die gute Teamarbeit beim 1. FSV reicht ein Blick auf die Torjägerliste. Bereits acht Mainzer haben sich dort eingetragen (Torbilanz 18:7), Andre Schürrle sogar gleich vier Mal. Zum Vergleich: Der FC Bayern schoss in dieser Saison bisher erst fünf Tore insgesamt (ein Eigentor).

"Chapeau vor Mainz. Da läuft es wie geschmiert", sagt deshalb auch Leverkusens Manuel Friedrich über die Stärken seines Ex-Clubs. "Es ist eine sehr große Geschlossenheit in der Mannschaft vorhanden. Jeder rennt für jeden, jeder versucht, einen Fehler des anderen wieder gut zu machen. So wie es sein soll."

"Wer sieben Spiele auf diese Weise gewonnen hat, arbeitet hart", gibt auch Wolfsburgs Diego zu verstehen. "Ich weiß nicht genau, wie sie es machen, aber sie machen es gut."

Mainz profitiert von der schwachen Konkurrenz

Allerdings gehen die Kollegen nicht davon aus, dass die Rheinhessen auch am Saisonende ganz oben stehen werden. Vielmehr ist die schwächelnde Konkurrenz ein weiterer Grund, warum die Mainzer derzeit auf Platz 1 in der Tabelle stehen.

"In den Mannschaften mit einem großen Anteil an Nationalspielern hapert es zum Teil noch. Dies ist aber nach der WM in diesem Jahr kein Wunder", erklärt St. Paulis Marius Ebbers. "So haben derzeit auch Vereine die Chance oben mitzuspielen, die man nicht unbedingt auf dem Zettel hatte."

"Ich glaube, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Die Saison ist noch lang", meint auch Christian Schulz. "Irgendwann wird sich die besondere Klasse von Teams wie Bayern oder Schalke wieder deutlich mehr zeigen."

"Dortmund ist deutlich gefährlicher"

Vor allem die junge Dortmunder Mannschaft steht bei den Bundesligaspielern hoch im Kurs. "Bei Mainz muss man abwarten, wie es die Welle aushält, wenn der eine oder andere Schlüsselspieler einmal ein bisschen länger ausfällt. Oder die eine oder andere Niederlage kommt und das Selbstvertrauen nicht mehr ganz so da ist", erklärt Hanno Balitsch. "Ich denke, dass Dortmund aufgrund der Qualität, die es im Kader hat, perspektivisch deutlich gefährlicher ist als Mainz."

Auch Josue pflichtet bei: "Wir haben momentan eine sehr ausgeglichene Bundesliga. Es ist generell schwierig, sich über einen langen Zeitraum ganz oben zu behaupten. Ich denke schon, dass die Mainzer irgendwann einbrechen werden."

Jessica Pulter