Starkes Debüt: Hajime Hosogai war beim 6:1 über Eintracht Frankfurt der überragende Mann bei Hertha BSC
Starkes Debüt: Hajime Hosogai war beim 6:1 über Eintracht Frankfurt der überragende Mann bei Hertha BSC

"Überragender" Neuzugang

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Berlin - Bei allem Jubel über Herthas im Auftaktspiel gegen Eintracht Frankfurt so treffsicheren Offensivspieler kam die Leistung eines Akteurs etwas zu kurz: Der Japaner Hajime Hosogai war Dreh- und Angelpunkt beim Aufsteiger.

Herz und Hirn der Mannschaft

Sami Allagui: zwei Tore, eine Vorlage. Adrian Ramos: zwei Tore. Alexander Baumjohann: zwei Vorlagen. Änis Ben-Hatira: eine Vorlage. Kein Wunder, dass nach dem jeder von diesem Quartett schwärmte. Alle vier zeigten sich spielstark und mit viel Zug zum Tor.



Was dabei etwas unterging: Der beste Herthaner war kein reiner Offensivspieler. Hosogai wirkte im zentralen Mittelfeld der Berliner. Als Umschaltspieler, als Herz und Hirn der Mannschaft. Fast alle Angriffe nach Ballgewinn leitete der Japaner mit schnellen und präzisen Pässen ein. Läuferisch stark und mit intelligentem Stellungsspiel, sorgte der 27-Jährige zugleich für viele Ballgewinne.

Die Passquote von über 85 Prozent zeigte zudem die Präzision seiner Zuspiele. Dabei hatte Hosogai gar nicht mit dem Platz in der Startelf gerechnet: "Ich war schon ein bisschen überrascht, dass ich auflaufe. Ich habe das erst kurz vor dem Spiel erfahren." Immerhin hatte der Mittelfeldmann, der auch schon als Innenverteidiger gespielt hat, wegen der Confed-Cup-Teilnahme mit Japan einen Großteil der Vorbereitung verpasst. Deshalb verzichtete "Hatschi" auch auf die Teilnahme am Freundschaftsspiel gegen Uruguay am Mittwoch - ungewöhnlich für einen Japaner.

Neue Mittelfeldzentrale



Trainer Jos Luhukay sagte nach dem Schlusspfiff am Samstag über ihn: "Hosogai war für mich überragend heute" - um dann noch höflich hinterherzuschieben: "Wie die ganze Mannschaft". Doch der Niederländer dürfte derjenige gewesen sein, der von Hosogais Leistung am wenigsten überrascht war. Wie auch Johannes van den Bergh, Sebastian Langkamp und Baumjohann kannte er den Japaner bereits von einer früheren Trainerstation.

Hosogai ist zugleich Symbol für Luhukays vielleicht größtes Wagnis: Hatte der Coach sein Team in der vergangenen Saison noch mit Peter Niemeyer, Peer Kluge und Ronny im zentralen Mittelfeld zum Aufstieg geführt, sah dieser Mannschaftsteil nun zum Start komplett anders aus. Neben Hosogai gab Neu-Kapitän Fabian Lustenberger den defensiveren Part der Doppel-Sechs - 2012/13 spielte der Schweizer noch in der Innenverteidigung. Und als Zehner lief Neuzugang Baumjohann auf - anstelle von Ronny, der in der vergangenen Spielzeit noch der vielleicht herausragendste Akteur der 2. Bundesliga gewesen war.

Vertrauen zahlt sich aus



Für das Gastspiel beim 1. FC Nürnberg am kommenden Sonntag spricht wenig dafür, dass Luhukay an dieser Besetzung etwas ändert. Auch wenn Ronnys zu Beginn der Sommervorbereitung schlechter Fitnesszustand sich inzwischen gebessert hat und der Brasilianer im Zusammenspiel mit dem ebenfalls eingewechselten Kluge beim Tor zum 6:1 zeigte, dass Verlass auf ihn ist: Die derzeitige Erstbesetzung im Mittelfeldzentrum gab Luhukay schlicht keinen Grund, etwas zu ändern.

Das gilt auch für das System als solches. In der Vorbereitung hatte der Trainer beispielsweise auch mit einem 4-1-4-1-System experimentiert - vornehmlich aber wohl, um das Zusammenspiel von Baumjohann und Ronny zu testen. Denkbar wäre eher, dass gegen starke Gegner Baumjohann für den defensivstärkeren Kluge weichen muss. Doch in Nürnberg dürfte man sich bei Hertha zumindest auf Augenhöhe wähnen.

Aus Berlin berichtet Andre Anchuelo