Überirdische Spanier und Gedanken an Löws Zukunft

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Bevor Giovanni Zarrella zu einer festen Größe in der Musikbranche wurde, stand er in der Jugend beim AS Rom, dem VfB Stuttgart und dem SSV Reutlingen auf dem Platz. Der Deutsch-Italiener hängte seine Fußballschuhe aber an den Nagel, nachdem er beim Popstars-Casting für die Band Bro‘Sis ausgewählt wurde. Heute ist Zarrella als Solokünstler sehr erfolgreich. Im Zuge der Prosieben-Dokusoap "Pizza, Pasta und Amore" hat er nicht nur ein eigenes Restaurant in Köln ("78") eröffnet, sondern auch an neuen Songs gearbeitet. Das Album "Ancora Musica" sowie die Single "I can t dance alone", die er mit seinem ehemaligen Bro Sis-Band-Kollegen Ross aufgenommen hat, platzierten sich erfolgreich in den Charts. Mehr Infos zur Single und zum Album sowie zu den kommenden Terminen gibt es auf www.giovanni-zarrella.de. Während der WM 2010 schreibt er seine eigene Kolumne auf bundesliga.de.

Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber das Spiel der Deutschen gegen Spanien war ernüchternd. Man hat nach all der Euphorie gesehen, dass sich im Vergleich zum EM-Finale vor zwei Jahren nicht so viel geändert hat. Man hätte sich auch nicht über eine höhere Niederlage beschweren dürfen. Die Spanier sind am Ende aber sehr fahrlässig mit ihren Chancen umgegangen. Das ist eben doch noch ein anderes Niveau als die Engländer, die ja nicht als Turniermannschaft bekannt sind, oder auch die Argentinier, die zwar eine tolle Offensive haben, aber in der Defensive nicht das Niveau haben, um Weltmeister zu werden.

Ich habe es schon in meiner vergangenen Kolumne gesagt: Wenn die Deutschen Spanien schlagen, werden sie Weltmeister. Das war jetzt die wahre Prüfung und die hat man noch nicht bestanden. Dazu hat es noch nicht gereicht. Und leider war der Fußballgott diesmal auf der richtigen Seite. Im Rückblick kann diese Niederlage noch sehr lange sehr schmerzhaft sein. Man hat zwei so großartige Spiele in der K.o.-Runde absolviert und steht am Ende doch irgendwie mit leeren Händen da. In vier Jahren in Brasilien wird es sicher nicht leichter, zumal die "Selecao" bei der Heim-WM natürlich ein Feuerwerk abfeuern will. Es lief ein wenig wie vor vier Jahren.

Ich bin gespannt, ob es jetzt Diskussionen über die Rolle von Michael Ballack geben wird. Ich glaube, dass er sich ein wenig ins Fäustchen lacht. Hätten die Deutschen ohne ihn den Titel geholt, hätte ihm das auf ewig nachgehangen. So gibt es genug Leute, die sich fragen, ob es mit ihm zu mehr gereicht hätte.

Die Spanier haben zu Turnierbeginn nicht überzeugt, beweisen aber, dass sie zu einer echten Turniermannschaft werden. Sie erinnern mich ein wenig an Italien. Die mogeln sich so durch und kommen ganz weit. Wie vor vier Jahren, als sie Deutschland geschlagen haben - auch im Halbfinale. Das ist jetzt ähnlich. Zur Halbzeit dachte ich, die Deutschen lassen die Spanier sich austoben und auspowern und am Ende geben sie Vollgas und überrennen den Europameister. Doch es war nicht so. Die Spanier waren einfach viel zu stark. Sie haben die Deutschen nie ins Spiel kommen lassen. Ich hätte nie gedacht, dass es eine Mannschaft auf der Welt gibt, die den Ball dominiert - gefühlte 80 Prozent Ballbesitz hat - und dann aber auch bei Ballbesitz des Gegners die Räume sofort so eng machen kann, so sehr auf den Mann gehen kann. Ich hätte nicht gedacht, dass es diese Mischung gibt. Dass man so eine Leistung abrufen kann, nachdem man zuvor im Turnier noch nicht wirklich überzeugt hat, das ist einfach beeindruckend.

Manuel Neuer hat es nach dem Spiel ja betont. In den meisten anderen Spielen schossen die Deutschen ein frühes Tor. Das kommt der Taktik und dem System der DFB-Elf unheimlich entgegen. Gegen Spanien hat man nicht nur kein Tor geschossen, man ist auch viel zu selten gefährlich vors Tor gekommen. Und da kommt man schon ins Grübeln. Dann spielt auch die mangelnde Erfahrung der deutschen Mannschaft eine Rolle. Aber man kann den Deutschen einfach keinen Vorwurf machen. Die Spanier waren an diesem Tag einfach überirdisch. Die waren einfach unschlagbar. Egal, gegen wen die an diesem Abend gespielt hätten, sie wären gegen jede Mannschaft der Welt als Sieger vom Platz gegangen.

Aufs Finale möchte ich noch gar nicht eingehen. Vielmehr mache ich mir Gedanken über die Zukunft von Bundestrainer Joachim Löw. Glaubt man den Medienberichten, bleibt er dem DFB treu. Geht Löw doch, muss man aber nicht verzweifeln. Man braucht keinen kompletten Neuanfang starten. Denn genug Talent ist vorhanden. Man muss nur um die Mannschaft herum einiges neu konstruieren. Dennoch glaube ich, dass hier ein tolles Team besteht. Spieler, Trainer und der Betreuerstab arbeiten Hand in Hand. Und für den Erfolg bei der nächsten EM und der nächsten WM ist es extrem wichtig, dass Löw bleibt. Er macht einen tollen Job, steht zu seinem Team, ist sympathisch und kommt einfach gut rüber. Ich wünsche mir, dass Löw bleibt.

Ihr

Giovanni Zarrella



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