"Wenn Manni Kaltz von rechts 'ne Flanke schlägt, ist jeder Gegner garantiert aufs Kreuz gelegt."
"Wenn Manni Kaltz von rechts 'ne Flanke schlägt, ist jeder Gegner garantiert aufs Kreuz gelegt."

"Über 40.000 Singles in der ersten Woche verkauft"

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Schon sechs Mal ist der Hamburger SV Deutscher Meister geworden. Am Ende der Saison 1978/79 das erste Mal in der Bundesliga. Die Euphorie in Hamburg in den entscheidenden Monaten war riesengroß und wurde durch ein Lied befeuert, das auch heute noch in den HSV-Fankurven gesungen wird.

"Wer wird Deutscher Meister" sang Stefan Hallberg, und die Antwort hieß "Ha-Ha-Ha Ha-Es-Vau!" Der Ohrwurm war so populär, dass Hallberg damit sogar in der ZDF-Hitparade auftrat. 1986 wanderte Hallberg nach Argentinien aus, lebt aber inzwischen wieder in Deutschland im Wendland.

Fast 30 Jahre später hat bundesliga.de mit dem Künstler über alte und aktuelle Zeiten gesprochen. Stefan Hallberg erinnert sich daran, dass der damalige HSV-Manager Günter Netzer nicht so glücklich mit dem Text des Lieds war.

bundesliga.de: Herr Hallberg, wer wird Deutscher Meister 2009?

Stefan Hallberg: Schon aus Freude an der Sensation würde ich es Rangnick und seiner Truppe gönnen. Es wäre auch ein sportlicher Beweis dafür, dass es mentale Stärke und Mannschaftgeist nicht zu kaufen gibt. Aber der HSV steht nicht nur gut in der Tabelle, die Jungs können es packen. Der 30. Jahrestag von "Wer ist Deutscher Meister" ist ein guter Anlaß für eine Neuauflage. Ich drücke ihnen die Daumen.

bundesliga.de: 1979 haben Sie die Frage musikalisch beantwortet und einen Fußball-Evergreen gesungen. Wie ist es zu dem Lied "Wer wird Deutscher Meister?" gekommen?

Hallberg: Ich war damals bei der WEA (WEA Records war eine deutsche Plattenfirma; Anmerk. d. Red.) unter Vertrag. Siggi Loch, der Chef der Firma bot mir den Titel an. Die Nummer roch nach einem Erfolg. Das Original war ein Hit, der HSV war es auch, und der Texter, Gunter Gabriel, stand auf dem Höhepunkt seiner Popularität. Es war einfach spannend dabei zu sein.

bundesliga.de: Wie verliefen die Aufnahmen?

Hallberg: Alles mußte sehr schnell gehen. Für die Aufnahme flogen wir nach Berlin. Das Playback war bereits fertig und dem Original sehr nahe. Wir hatten zwei Textversionen: Wer wird... und ...Wer ist Deutscher Meister. Wir hatten beide Versionen schnell im Kasten und flogen zufrieden wieder nach Hamburg. Aber wir hatten die Rechnung ohne Günter Netzer gemacht, denn dem gefiel folgende Textpassage überhaupt nicht: "Als Krohn der große ging und Netzer kam, da sah es böse aus und der Verein ganz schön arm". Nur um diese Zeile zu ändern, musste ich am folgenden Morgen wieder nach Berlin fliegen und die Zeile neu einsingen.

bundesliga.de: Dem Erfolg tat dies aber keinen Abbruch, oder?

Hallberg: Am Nachmittag lagen die neuen Kopien schon im Presswerk. Zuerst wurde die Version "Wer wird Deutscher Meister" veröffentlicht. Es war überraschend wie schnell alles ging. Über Nacht standen die Singles im Handel. Allein in der ersten Woche gingen über 40.000 Stck. über den Ladentisch.

bundesliga.de: Waren Sie damals eigentlich HSV-Fan?

Hallberg: Ganz Hamburg war damals HSV-Fan. Insofern war ich es natürlich auch. Ich hatte aber keinen Schal in den Vereinsfarben und las auch nicht den "kicker"; beides ist bis heute auch so geblieben. Ich bin heute allerdings ein aufmerksamerer Bundesligazuschauer als damals.

bundesliga.de: Sind Sie damals auch selbst ins Volksparkstadion zu den Spielen gegangen?

Hallberg: Ja klar! Bei einigen Heimspielen bin ich auf einer Plattform durchs Volksparkstadion gefahren worden und hab mit einer dicken Anlage in der Halbzeitpause "Wer wird Deutscher Meister. . ." gesungen. Ein geiles Gefühl, wenn Zigtausende die Antwort "Ha Ha Ha HSV" singen.

bundesliga.de: Wie haben Sie 1979 die damalige Euphorie um den HSV und die Deutsche Meisterschaft miterlebt?

Hallberg: Es herrschte Hochspannung. Und als der HSV endlich Deutscher Meister war und das größte Fußballfest des Jahres steigen sollte, rissen ein paar hundert Blödlinge im falsch kanalisierten Überschwang ihrer Freude die Zäune der Absperrung ein und stürmten das Spielfeld. Im folgenden Chaos ging die Freude über den Sieg zunächst mal baden.

bundesliga.de: Ihr Lied war so erfolgreich, ich erinnere mich an Stefan Hallberg und die Westkurvenfans in der ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck. Wieviele Platten wurden verkauft?

Hallberg: Es ging gut in den sechsstelligen Bereich.

bundesliga.de: Das Lied wird auch fast 30 Jahre später in der HSH Nordbank Arena gesungen. Was empfinden Sie dabei?

Hallberg: Wenn der HSV mich mal einlüde, könnte ich es mir anhören. Ich glaube, es würde mir gefallen.

bundesliga.de: Werden Sie von älteren HSV-Fans heute noch erkannt?

Hallberg: Eher von jüngeren, die sich über ein Autogramm schon deshalb freuen, weil das alles in einer Zeit stattfand, als sich ihre Väter und Mütter noch nicht einmal kannten.

bundesliga.de: Verfolgen Sie überhaupt die Bundesliga?

Hallberg: Als Rehhagel 1998 den Aufsteiger Kaiserslautern zur Meisterschaft führte, verfolgte ich das mit Freunden am Kurzwellenradio in Buenos Aires. Nach meiner Rückkehr hat mich das Interesse an der Bundesliga nicht mehr verlassen.

bundesliga.de: Sie sind heute u.a. als Buchautor und als Musiker tätig. Würden Sie "Wer wird Deutscher Meister?" dieses Jahr nochmals neu auflegen, wenn der HSV weiter oben mitspielt?

Hallberg: Meine Jahre in Hamburg gehören zu den schönsten überhaupt. Ich liebe diese Stadt. Es wäre mir ein Vergnügen, auch 2009 bei der Meisterfeier des HSV dabei zu sein.

Das Gespräch führte Stefan Kusche


Der Original-Liedtext von "Wer wird Deutscher Meister?":

Wir stehen Schlange vor dem Stadion, es riecht nach Bier und Sieg und nach Sensation.
Die Mannschaft ist in Form und kämpft und fetzt,
denn Branco Zebec hat sie alle unter Dampf gesetzt.
Schießt Kevin Keegan ein Tor,
dann dröhnt es laut im Chor
Wer wird deutscher Meister?
Ha-Ha-Ha Ha-Es-Vau!

Als Krohn, der Große, ging und Netzer kam, da sah es böse aus und der Verein ganz schön arm.
So manches mal ham wir ganz klar geführt,und dann hat Kargus doch noch so ein Ding kassiert.
Vergesst die Angst, die mal war.
Der Sieg ist unser, na klar!
Wer wird deutscher Meister?
Ha-Ha-Ha Ha-Es-Vau!

Wenn Manni Kaltz von rechts ne Flanke schlägt, ist jeder Gegner garantiert aufs Kreuz gelegt.
Und Hartwig, Magath oder Memering, die jagen wie verrückt das runde Lederding.
Und Kargus lässt keinen rein,
ja, so ist unser Verein!
Wer wird deutscher Meister?
Ha-Ha-Ha Ha-Es-Vau!