Siegtorschütze: Emre Can (r., mit Gonzalo Castro) jubelt über sein 2:1. Nach der Schmach aus dem Manchester-Spiel ist Bayer endgültig zurück in der Spur
Siegtorschütze: Emre Can (r., mit Gonzalo Castro) jubelt über sein 2:1. Nach der Schmach aus dem Manchester-Spiel ist Bayer endgültig zurück in der Spur

Typen, die sich wehren

xwhatsappmailcopy-link

Freiburg - Sami Hyypiä hätte es sich leicht machen können. Er hätte die Cleverness seiner Mannschaft loben können, die nach dem Freiburger Ausgleich geschickt verteidigte und die erste sich bietende Konterchance prompt zum Siegtreffer nutzte. Oder die Vehemenz, mit der seine Elf in der Anfangsphase das Spiel an sich riss, ehe sie sich auf die Defensive verlegte und schließlich einen 2:1-Auswärtssieg beim SC Freiburg über die Zeit rettete.

"Ein richtiger Kampf"

So einen Spielverlauf verkaufen Trainer des vermeintlichen Favoriten gerne einmal als "Arbeitssieg" oder als abgeklärten Auftritt. Ganz anders Hyypiä, der sein Statement bei der Pressekonferenz mit einem Satz begann, der nachhallte: "Ich möchte sagen, dass der Fußball nicht fair ist. Freiburg hat heute viel, viel besser gespielt als wir."

Das stimmte, allerdings schien es bereits nach einer halben Minute, als könnte die Partie nur einen Sieger haben. Nach 31 Sekunden stand es 1:0 für die Leverkusener, nachdem Robbie Kruse, Australiens frischgebackener "Fußballer des Jahres", eine schlampige Rückgabe von Freiburgs Nicolas Höfler erlaufen hatte und das Geschenk dankend angenommen hatte (1.). Als zehn Minuten später Fallou Diagne den nächsten Ball in die Füße eines Gegenspielers spielte, hätte Stefan Kießling den zweiten Treffer erzielen können, er scheiterte jedoch an SC-Torwart Oliver Baumann.

Es war wohl vor allem diese Szene, die Rolfes meinte, als er betonte, dass sein Team "in der Anfangsphase alles klar hätte machen können; beim zweiten Treffer wäre das Spiel wohl gelaufen gewesen." So aber, das gab Rolfes unumwunden zu, konnte Leverkusen "froh sein, dass es zur Pause beim 1:1 geblieben ist." Tatsächlich hatte Freiburg aufgedreht, nach dem verdienten Ausgleich (Matthias Ginter/19.) weiter das Spiel dominiert, aber den zweiten Leverkusener Treffer durch Emre Can hinnehmen müssen (77.). "Das war ein richtiger Kampf heute, wie eigentlich immer in Freiburg", bilanzierte Rolfes. "Dabei hätte man das nach den Anfangsminuten diesmal gar nicht gedacht."

Volle Konzentration auf das BVB-Spiel

Der Leverkusener Kapitän warf dann auch gleich einen Blick nach vorn. Schon am Samstag erwartet seine Mannen schließlich die wichtige Auswärtsfahrt nach Dortmund - es ist das Spiel des Zweiten gegen den Dritten und damit ein entscheidendes Duell im Kampf um die Rolle des schärfsten Bayern-Verfolgers. Umso wichtiger fand es Rolfes, dass das DFB-Pokal-Viertelfinale nach 90 Minuten entschieden war: "Ich bin heilfroh, dass wir vor dem wichtigen Spiel gegen Dortmund nicht in die Verlängerung mussten."

Doch das war nicht die einzige wichtige Erkenntnis der hochklassigen 90 Minuten im Breisgau: Bayer zeigte auch gegen Freiburg wieder, dass es längst auch Spiele für sich entscheiden kann, in denen die enorme spielerische Qualität nicht wie gewohnt zum Tragen kommt. Weil selbst in Phasen, in denen der Gegner die Spielkontrolle hat, die Offensivspieler konsequent pressen und kein Spieler im Team den Zweikämpfen aus dem Weg geht. Sportdirektor Rudi Völler, der wegen einer Nierenkolik im Krankenhaus liegt, hatte nach dem Manchester-Spiel "Typen, die sich mehr wehren" gefordert. Gegen Freiburg waren sie am Werk.

Bayer hofft nach dem Erreichen des Viertelfinales nun auf das erste Pokalheimspiel in der heimischen Arena seit Dezember 2002. Doch zunächst gilt alle Konzentration dem wichtigsten Spiel im Hinrunden-Finish. Und dafür hatte Sami Hyypiä bereits nach dem Sieg gegen Nürnberg Selbstvertrauen eingefordert: "Warum sollten wir dort nicht punkten?"

Aus Freiburg berichtet Christoph Ruf