Timm Klose (r.) gewann gegen den SC Freiburg die meisten Zweikämpfe aller Nürnberger Spieler (21)
Timm Klose (r.) gewann gegen den SC Freiburg die meisten Zweikämpfe aller Nürnberger Spieler (21)

Turm in der Schlacht

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Freiburg - Nach der klaren Niederlage in Freiburg herrscht Tristesse in Nürnberg. Einer ist von der Kritik ausgenommen: Innenverteidiger Timm Klose, der längst zum Leistungsträger bei den Franken geworden ist.

Unberechtigte Kritik

Timm Klose hat am frühen Samstagabend in den Katakomben des MAGE SOLAR Stadions Klartext geredet. Es ging dabei um fehlenden Teamgeist in der Mannschaft und die Enttäuschung, die sich breitmacht, wenn man als Defensivmann ("Arsch in der Abwehr") immer wieder die Nachlässigkeiten der Vorderleute ausbügeln muss - und dann am Ende dennoch verliert.



Der Schweizer Nationalspieler ist für seine Aussagen kritisiert worden, was eigentlich unverständlich ist. Denn zum einen hat er keinen seiner Mitspieler persönlich angegriffen, zum anderen hat er sich aus der Kritik nicht ausgenommen.

Klose ist de facto ein ausgesprochen kollegialer Vertreter seiner Zunft. Noch vor Wochenfrist war er der Erste, der Marcos Antonio nach dessen Fehlern gegen den VfB Stuttgart in Schutz nahm und betonte, die Mannschaft werde ihn "auffangen".

Und zum dritten war er über 90 Minuten mit gutem Beispiel vorangegangen. 106 Ballkontakte hatte Nürnbergs Bester auch an diesem verkorksten Nachmittag in Freiburg. Er war der Turm in der Schlacht, der ein ums andere Mal gefährliche Freiburger Angriffe abfing und sich sogar immer wieder ins Angriffsspiel einschaltete.

"Müssen gemeinsam arbeiten"



Bevor der Eidgenosse, der nach dem Spiel direkt in die nur 60 Kilometer entfernte Schweiz zum Länderspiel-Lehrgang fuhr, sich von den Journalisten verabschiedete, appellierte er deshalb noch einmal an den Mannschaftsgeist des Nürnberger Ensembles: "Wir müssen jetzt vor allen Dingen gemeinsam arbeiten."

Damit traf er den Nagel auf den Kopf. Denn gegen die quirligen und aufopferungsvoll kämpfenden Freiburger fiel vor allem eines auf: Das Nürnberger Team ist wahrscheinlich individuell nicht schlechter besetzt als die Südbadener, im Kollektiv brachte es aber zu wenig Gegenwehr zustande. Ein ernüchternder Befund bei einem Team, das doch so glänzend in die Saison gestartet war und mit Siegen gegen Hamburg und Mönchengladbach, sowie einem Remis gegen den Deutschen Meister aus Dortmund aufwarten konnte.

Nürnberger Leistungsträger



Allerdings mühten sich auch an der Dreisam einzelne Spieler nach Kräften, den Kopf oben zu behalten und dem Freiburger Angriffsschwung etwas entgegenzusetzen: Kapitän Raphael Schäfer beispielsweise, der seine Elf immer wieder von hinten heraus antrieb, Mittelfeldmotor Hiroshi Kiyotake, der immer wieder versuchte, spielerische Akzente zu setzen. Oder eben Timm Klose, der in der Nähe der Heimat nahtlos an die hervorragenden Auftritte der vergangenen Spiele anknüpfte.

Schon bei der war er einer der wenigen, den Trainer Dieter Hecking nach dem Spiel aus der Kritik ausnahm, bei der jüngsten 0:2-Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart war er stark. Sensationelle 92 Prozent gewonnene Zweikämpfe standen nach Abpfiff zu Buche. Die geringste Fehlpassquote hat er beim FCN mit 13 Prozent ohnehin.

Nicht unterzukriegen



Klose, das ist nach seinen starken Auftritten fast schon in Vergessenheit geraten, ist im Übrigen das beste Beispiel, wie sich Spieler am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen können.

Am 5. November 2011 verschuldete er mit einem bösen Aussetzer den Freiburger 2:1-Auswärtssieg in Nürnberg. Viel Spott und Häme musste er sich danach anhören. Eineinhalb Jahre später findet sich in Nürnberg niemand mehr, der nicht heilfroh wäre, dass Klose sich von der Kritik nicht hat unterkriegen lassen.

Aus Freiburg berichtet Christoph Ruf