Marco Reus (r. mit Mario Götze) traf erstmals in der Bundesliga per direktem Freistoß
Marco Reus (r. mit Mario Götze) traf erstmals in der Bundesliga per direktem Freistoß

Trüffel zwischen Fritten und Buletten

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Augsburg - Die Kür war vom Feinsten. Beim 2:2 in der Champions League am Dienstag gegen die "Königlichen" in Madrid servierte Borussia Dortmund einen Leckerbissen, ein Festmahl, das nur den gekrönten (Fußball-)Häuptern der Gastgeber nicht goutierte. Vier Tage später dann die Pflicht, der Bundesliga-Auftritt in Augsburg. Beim Schlusslicht geizte die BVB-Küche derart mit Qualität, dass selbst Hans-Joachim Watzke der Appetit vergangen war. "Schwer verdauliche Hausmannskost" nannte der Vereinschef das Dargebotene. An dem sich allerdings der - da - Gegner verschluckte.

Weidenfeller "gut in Form"

Das stimmte ebenso versöhnlich wie die Tatsache, dass zwischen den angekohlten Fritten und den müffelnden Buletten der ein oder andere Trüffel versteckt war. Der Feinkostabteilung beispielsweise entstammte die Führung, für die Marco Reus per Freistoß aus spitzem Winkel verantwortlich zeichnete (9.). Als "wunderschön" bezeichnete Trainer Jürgen Klopp den Drei-Sterne-Treffer, während Keeper und Kapitän Roman Weidenfeller die "präzise Schusstechnik" seines Teamkollegen rühmte. Der Kunstschütze hingegen legte den Finger in die Wunde. "Wir haben ein frühes Tor erzielt", sagte Reus. "Das sollte uns eigentlich in die Karten spielen, hat es aber nicht. Wir standen nicht kompakt."



An dieser Stelle hätte der Nationalspieler den Kompliments-Doppelpass spielen, das Lob an den Schlussmann zurückgeben können. An Weidenfeller nämlich lag es in erster Linie, dass die mangelnde Kompaktheit folgenlos blieb. Mit einer Serie von Glanztaten hielt der Torhüter bis in die Schlussphase hinein seinen Kasten sauber, musste sich erst in der 82. Minute geschlagen geben, als der frei vor ihm aufgetauchte Sascha Mölders mit dem Kopf zur Stelle war. "Ich glaube, ich bin gut in Form", sagte der Keeper, ohne aber seine Leistung in den Vordergrund rücken zu wollen. "Ich versuche der Mannschaft zu helfen und die Mannschaft versucht mir zu helfen", fuhr der 32-Jährige fort. "Das macht das Team aus."

Reus-Tor, Weidenfeller-Paraden - und was sonst noch? Robert Lewandowski, dessen erster Doppelpack (50., 71.) in dieser Saison die Sorgen im Dortmunder Lager endgültig vertrieb, streute ein paar Salzkörner in die fade BVB-Suppe. "Mit meinen beiden Toren bin ich sehr zufrieden", sagte der Angreifer. "Die waren sehr wichtig für mich." Am wichtigsten sei aber, "dass der BVB heute drei Punkte geholt hat".

Hummels: "Dreckiger Arbeitssieg"



Mats Hummels, der in der Innenverteidigung nicht wie gewohnt Neven Subotic, sondern Felipe Santana als Partner hatte, sprach von einem "sehr engen Spiel" und einem "dreckigen Arbeitssieg". Der Abwehrspieler steht ebenso wie seine Teamkollegen Mario Götze, Ilkay Gündogan, Sven Bender und Reus im Aufgebot für das Länderspiel am Mittwoch gegen die Niederlande in Amsterdam. Mit dem Wort "leider" brachte Klopp zum Ausdruck, dass ihm der internationale Vergleich nicht in den Kram passt. Seine Mannschaft dagegen sieht der BVB-Coach "ergebnistechnisch in der Spur". Die Zwischenbilanz - sieben Punkte aus den letzten drei Bundesligaspielen, bezeichnete der 45-Jährige als "nicht so eine schlechte Geschichte", zumal man zwei Mal auswärts habe antreten müssen.

Am kommenden Samstag geht es vor eigenem Publikum gegen die SpVgg Greuther Fürth. Im DFB-Pokal-Halbfinale am 20. März waren die Borussen beim damaligen Zweitligisten durch ein Last-Minute-Tor von Gündogan zu einem schmeichelhaften 1:0-Sieg gekommen. Um in der Meisterschaft Boden gut zu machen, müsse man, so Hummels, "eine Serie starten. Wir müssen mit der richtigen Einstellung auf den Platz gehen und unsere Leistung bringen." Und Jürgen Klopp weiß, dass auch die Fußball-Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt haben. "Wir müssen hart arbeiten", sagte der Trainer. "Das hat man heute gesehen."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse